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Containerterminals

Erstellt am: 12.09.2002 | Stand des Wissens: 26.10.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

Containerterminals bilden die Schnittstelle zwischen Land- und Seetransport. In den Haupthäfen des interkontinentalen Verkehrs beansprucht die Hub-Funktion in einem Netz von Feederlinien zunehmend Kapazität [HH21].

Die wichtigsten Leistungsparameter sind Genauigkeit und Durchlaufzeiten von Übersee- und Binnenschiffen wasserseitig sowie von Eisenbahnzügen und Lkw auf der Landseite. Weitere Leistungsparameter sind die Auslastungen der Infrastruktur (zum Beispiel Kaimauer) und der Suprastruktur (Umschlags-, Transport- und Lagergeräte). Dabei ist nur ein Teil der Faktoren, die die Terminalleistung bestimmen, vom Hafen beeinflussbar. Viele wesentliche Faktoren wie die zeitliche Verteilung des Schiffzulaufs, die Schiffsgröße, die Anzahl der Container pro Schiffsanlauf und der Containerzulauf aus dem Hinterland können vom Hafen nicht oder kaum beeinflusst werden [SG16].

Moderne Containerterminals sind durch einen hohen Automatisierungsgrad gekennzeichnet. Die wichtigsten Automatisierungsmaßnahmen betreffen Containerlagerung und -transport. Beim Containerumschlag zwischen dem Lager und Landtransportmittel (Lkw oder terminaleigene Zug- und Chassissysteme) kommt vermehrt Fernsteuerung der Portalkräne zum Einsatz. Auch der Horizontaltransport der Container auf dem Terminalgelände kann mittels unbemannter Fahrzeuge wie zum Beispiel AGVs (Automated Guided Vehicle) erfolgen. Schwierig erweist sich die Automatisierung des Schiffsumschlags wegen variablen Faktoren, wie Wellengang und Wind, wobei der landseitige Anteil der Containerbrückenbewegung bereits automatisierbar ist [SG16].

Aktuelle Containerbrücken haben wasserseitige Reichweiten von bis zu 69 Meter, was die Bearbeitung von 25 Containerreihen am Schiff ermöglicht. Solche Brücken sind zum Beispiel für den Containerumschlag auf dem JadeWeserPort in Wilhelmshafen im Einsatz. Die 30 Kranspiele pro Stunde ermöglichen dann bei bis zu 5 Brücken pro Liegeplatz Umschlagleistungen von deutlich über 100 Containern pro Stunde. Die Leistungsfähigkeit wird gesteigert durch höhere Katzgeschwindigkeiten, zunehmende Automatisierung, Entwicklung und Einsatz von Spreadern, die im Tandem-, Twin- und sogar Tripple-Betrieb bis zu sechs 20-Fuß-Container auf einmal umschlagen können, und getrennte Katzen für die See- und Landseite [OSC04, S. 14f.].

Da in allen Regionen im Ost-West-Verkehr die Häfen mit großen Post-Panamax-Brücken ausgestattet werden (insbesondere in Europa und Fernost), trifft die Indienststellung von Schiffen der neuen Post-Panamax-Generation nicht auf technisch unzureichende Umschlagkapazität.

Die Entwicklung der Terminals ist bisher der Entwicklung der Schiffe als den kapazitiv größten Transportmitteln gefolgt - zunehmend wird aber die Hinterlandanbindung der Containerterminals zum kritischen Punkt [Olde06]. Ein größeres mit der aktuellen Schiffsgrößenentwicklung verbundenes Problem stellt die wasserseitige Zugänglichkeit von Containerterminals dar. Beispiel hierfür ist der Hafen Hamburg mit der aktuell laufenden Entscheidungsfindung bezüglich der Fahrrinnenanpassung der Elbe.

Die Produktivität der Containerterminals ist in der letzten Dekade deutlich gestiegen [OSC04, S. 135f.]. Hierbei sind jedoch regionale Unterschiede festzustellen, wobei die Häfen in Fernost deutlich an der Spitze liegen, gefolgt von nordwesteuropäischen und amerikanischen Häfen.
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Technologie der Containerschifffahrt (Stand des Wissens: 26.10.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?11131
Literatur
[HH21] HAFEN HAMBURG MARKETING E.V. (HHM) (Hrsg.) Containerterminals - der Stapelkünstler, 2021
[Olde06] Oldenburg, B. Containerflut stellt Häfen vor Probleme, veröffentlicht in Internationales Verkehrswesen, Deutscher Verkehrs-Verlag / Hamburg , 2006/04, ISBN/ISSN ISSN 0020-9511
[OSC04] Stenvert, M., Penfold, A. Marketing of Container Terminals, 2004
[SG16] Ulf Speer Optimierung von automatischen Lagerkransystemen auf Containerterminals , 2016, ISBN/ISSN 978-3-658-17269-5
Weiterführende Literatur
[Poeh01] Poehls, Harald, Prof. Dr. Das Schiff und der Container Produktivität durch Spezialisierung -Entwicklung und Grenzen des Containerschiffes, 2001/05
[Pete01] Peters, H. Developments in global seatrade and container shipping markets: Their effects on the port industry and private sector involvement , veröffentlicht in International Journal of Maritime Economics, Ausgabe/Auflage H. 3, 2001, ISBN/ISSN 1388-1973
[Rei05] Reise, S. Offshore-Containerterminals als Transhipment-Hub, veröffentlicht in Internationales Verkehrswesen: Fachzeitschrift für Wissenschaft und Praxis, Deutscher Verkehrs-Verlag / Hamburg, 2005/09, ISBN/ISSN 0020-9511
[Holl03] Hollmann, Michael Terminalmultis geben in den Häfen den Ton an, veröffentlicht in Deutsche Verkehrs-Zeitung, Ausgabe/Auflage Nr. 106 Jg. 57, Deutscher Verkehrs-Verlag, Hamburg, 2003/09/04
Glossar
Panamax Panamax wird ein Schiff genannt, dessen Parameter die Durchfahrt durch den Panama-Kanal ermöglichen: maximale Länge: 295 m, maximale Außenbreite: 32,25 m, maximaler Tiefgang: 13,50 m. Bulkcarrier haben dann Tragfähigkeiten von ca. 75 000 tdw. Als Post-Panamax-Schiffe wird eine Größenklasse von Containerschiffen bezeichnet, deren Parameter die Durchfahrt durch den Panama-Kanal nicht gestatten, i.d.R. mit ca. 6500 TEU Ladekapazität.
Lkw Lastkraftwagen (Lkw) sind Kraftfahrzeuge, die laut Richtlinie 1997/27/EG überwiegend oder sogar ausschließlich für die Beförderung von Gütern und Waren bestimmt sind. Oftmals handelt es sich dabei um Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse zwischen 3,5 und 12 Tonnen. In Einzelfällen kann die zulässige Gesamtmasse diese Werte jedoch auch unter- beziehungsweise überschreiten, sofern das Kriterium der Güterbeförderung gegeben ist. Lastkraftwagen können auch einen Anhänger ziehen.
Hinterland Das Hinterland eines Seehafen ist das landeinwärts hinter dem Hafen liegende Territorium, welches durch die Herkunfts- und Bestimmungsorte der im Hafen abzufertigen Güter und Passagiere begrenzt wird. Seine Grenzen hängen von den Hinterlandverkehrsanbindungen ab und variieren nach Gutarten, den Umschlagkapazitäten, dem Schiffstyp und der Verkehrsinfrastruktur. Das Vorland eines Seehafens ist das seewärts vor dem Hafen liegende Territorium, welches durch die überseeischen Herkunfts- und Bestimmungsorte der Güter begrenzt wird.
Suprastruktur
Gegenbegriff zu Infrastruktur. Die Suprastruktur umfasst alle Einrichtungen, die für Transport-, Umschlag- und Lager- sowie Beschaffungs- und Verarbeitungsprozesse innerhalb einer Verkehrsanlage, wie einem Seehafen, nötig sind. In einem Hafen gehören zur Suprastruktur beispielsweise Kräne, Lager- und Kühlhäuser sowie Bürokomplexe. Im Gegensatz zur Infrastruktur wird die Suprastruktur häufig nicht von der öffentlichen Hand finanziert, sondern von den Betreibergesellschaften beschafft, gewartet und entsorgt.
Hub Der Begriff Hub kommt vom englischen Begriff "Hub and Spoke", was im Deutschen "Nabe und Speiche" entspricht. Der Hub dient als Sammel- und Knotenpunkt für Hauptverkehrswegen für den Umschlag und die Zusammenfassung von Warenströmen in alle Richtungen, d.h. zur Warenübergabe an regionale Verteiler. Im Postwesen handelt es sich bei Hubs häufig um Paketzentren. Die Transportmittel zur weiteren Beförderung der Sendungen variieren (Schiffe, Flugzeuge, Lkw).
Seehafenterminal
In einem Containerterminal erfolgt der Umschlag von Containern, Wechselbehältern, Wechselbrücken oder Sattelaufliegern und ähnlichen Ladeeinheiten im Hafen. Weiterhin kann auch Projektgeschäft, z.B. übergroße Ladungen, umgeschlagen werden.
Zusätzlich zu den Containerterminals umfasst der Begriff des Seehafenterminals auch andere Ladungs- und Terminalarten, wie z.B. Massengutterminals oder Flüssiggutterminals.
Charakteristisch für Seehafenterminals ist die Anbindung an das Wasser und mindestens einen weiteren Verkehrsträger.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?8690

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 02:59:11