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Containerterminalbetreiber

Erstellt am: 18.09.2002 | Stand des Wissens: 26.10.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

Containerterminals sind Teil des Logistikknotens Seehafen.  Des Weiteren sind sie Bestandteil eines weltweiten Logistiknetzes, in dem sich zunehmend "Mega-Hubs" als zentrale Drehscheiben etablieren. Hintergrund sind u.a. Skaleneffekte, die große Häfen realisieren können und die wiederum ihre Wettbewerbsposition stärken [SoJu09]. Der Bau und Betrieb von Containerterminals hat seit den 1980er-Jahren einen wesentlichen Wandel durch die Entwicklung privater globaler Umschlagunternehmen erfahren, während sich der öffentliche Sektor weltweit zunehmend vom Umschlagbetrieb zurückzieht [NoRo11]. Hafenunternehmen werden überregional vertikal, als Logistikunternehmen, oder horizontal, als Hafenmanagementgesellschaften, integriert tätig [BiAl07]. Die global agierenden Betreiber von Containerterminals lassen sich in drei Gruppen klassifizieren wie in Abbildung 1 dargestellt.
Betreiber von Terminals.pngAbb. 1: Global agierende Betreiber von Containerterminals (eigene Darstellung nach [NoRo11])
Containerterminals können von Hafenumschlagunternehmen als öffentlich zugängliche common user terminals oder als dedicated terminal zur vorwiegenden Nutzung durch eine Reederei betrieben werden. Besonders die größten Reedereien bevorzugen eigene oder verbundene Terminals, die von unabhängigen Umschlagunternehmen oder Tochtergesellschaften (so Maersk Line mit APM Terminals) betrieben werden [WisB19, S. 4]. In Nordwest-Europa und an der Ostküste der USA überwiegen "common user terminals" während in Fernost zahlreiche dedicated terminals anzutreffen sind.
Den lokal agierenden Hafenverwaltungen stehen zunehmend global operierende Umschlagunternehmen gegenüber, die um Konzessionen konkurrieren und parallel Investitionsprojekte in verschiedenen Häfen verfolgen. Containerlinien haben als Terminalbetreiber dabei den Vorteil, dass sie ein großes Umschlagvolumen mitbringen. Während einige Reedereien den Terminalbetrieb als eigenes Geschäftsfeld verstehen, beschränken sich andere auf Beteiligungen an Terminals in ihren Fahrtgebieten. Die Art des Betriebs und die jeweiligen Eigentumsverhältnisse von Containerterminals nehmen eine Reihe verschiedener Formen an, die vom 100-prozentigen Staatsbesitz und -betrieb bis zu einem gänzlich privatwirtschaftlichen Betrieb reichen. Die Abbildung 2 stellt die verschiedenen Eigentumsformen dar.
Eigentumsform.pngAbb. 2: Eigentumsformen von Containerterminals (eigene Darstellung nach [Gard11]) 
Infolge der Privatisierung von Häfen, des Aufbaus internationaler Terminalnetzwerke und reedereieigener Terminals hat die Konzentration auf dem Markt des Containerumschlags rapide zugenommen. Der Anteil der fünf größten Unternehmen am Weltcontainerumschlag betrug 2015 28,24 Prozent [PoTo16]. Die anhand des Umschlags im Jahr 2015 größten zehn Terminalbetreiber sowie ihr jeweiliger weltweiter Marktanteil ist in Abbildung 3 dargestellt.
Top 10 Terminalbetreiber.pngAbb. 3: Die zehn größten Terminalbetreiber der Welt im Jahr 2019 (eigene Darstellung nach [UNCTAD20, S.59])
Neben den international operierenden gibt es eine Reihe großer stark regional oder national fokussierter Terminalbetreiber, so Eurogate in Europa, SSA Marine in Lateinamerika, Bolloré in Westafrika und ICTSI auf den Philippinen.
Die globalen Terminalbetreiber sind bestrebt, ihren Kunden weltweit Leistungen anzubieten und verfolgen über Beteiligungen, Übernahmen und Vergabe neuer Konzessionen eine geographische Expansion. Die Strategien der weltweit größten Terminalbetreiber differieren dabei in Abhängigkeit von der Firmenhistorie. Im Vergleich kann aber festgestellt werden, dass ausländische Projekte zumeist in Kooperation erfolgen, während Unternehmenszuwächse im Heimatland allein durchgeführt werden [Vane08]. Neben der geographischen Erweiterung diversifizieren sich Terminalbetreiber auch in vor- und nachgelagerte logistische Dienstleistungen.
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Märkte des Containerverkehrs (Stand des Wissens: 26.10.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?11055
Literatur
[BiAl07] Biebig, P., Althof, W., Wagener, N. Seeverkehrswirtschaft: Kompendium, Ausgabe/Auflage 4. bearbeitete und aktualisierte Auflage, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2007/11/01
[Gard11] Gardiner, Nigel Global container terminal operators - 2011. Annual review and forecast., London, 2011
[NoRo11] Notteboom, T., Rodrigue, J.-P. The Corporate Geography of Global Container Terminal Operators, veröffentlicht in Maritime Policy and Management, 2011
[PoTo16] Port Today (Hrsg.) Drewry presents its 2016 Container Terminal Operators research, 2016/10/20
[SoJu09] Sohn, Jeong-Rak, Jung, Chang-Mu The size effect of a port on the container handling efficiency level and market share in internation transshipment flow, veröffentlicht in Maritime Policy & Management, Ausgabe/Auflage 36: 2, Routledge / London, 2009
[UNCTAD20] United Nations Conference on Trade and Development (Hrsg.) Review of Maritime Transport 2020, 2021/01/17, ISBN/ISSN 978-92-1-112993-9
[Vane08] Vanelslander, Thierry Expansion in cargo handling: geographical and
functional issues, veröffentlicht in Maritime Policy and Management, Ausgabe/Auflage Volume 35, No. 2, 2008/04
[WisB19] Wissenschaftlicher Beirat Internationales Verkehrswesen (Hrsg.) Chancen der Digitalisierung für die deutschen Seehäfen nutzen und Investitionen in die Infrastruktur optimieren
, Trialog Publishers Verlagsgesellschaft, Baiersbronn, 2019/01
Weiterführende Literatur
[Pete01] Peters, H. Developments in global seatrade and container shipping markets: Their effects on the port industry and private sector involvement , veröffentlicht in International Journal of Maritime Economics, Ausgabe/Auflage H. 3, 2001, ISBN/ISSN 1388-1973
[MiMuPa05] Midoro, R. , Musso, E. , Parola, F. Maritime liner shipping and the stevedoring industry: market structure and competition strategies, veröffentlicht in Maritime Policy and Management, Ausgabe/Auflage Vol. 32, No. 2, Routledge, 2006/12/07
[Holl03] Hollmann, Michael Terminalmultis geben in den Häfen den Ton an, veröffentlicht in Deutsche Verkehrs-Zeitung, Ausgabe/Auflage Nr. 106 Jg. 57, Deutscher Verkehrs-Verlag, Hamburg, 2003/09/04
[Wood01] Woodbridge, Clive The big four, veröffentlicht in Containerisation International, Ausgabe/Auflage 3/2001, Informa / London, 2001, ISBN/ISSN 0010-7379
Glossar
dedizieren dedizieren bedeutet jemandem etw. widmen (vgl. im Englischen "to dedicate") und ist vom lateinischen dedicare abgeleitet (de+dicare, jemandem etwas zusprechen, weihen, widmen). Es wird speziell im EDV-Bereich gebraucht: So nennt man beispielsweise einen Server, der ausschließlich für die Verarbeitung einer Datenbank zuständig ist, einen dedizierten Datenbank-Server.
Economies of Scale Economies of Scale treten auf, wenn die Produktionskosten pro hergestellter Einheit mit zunehmender Produktionsmenge abnehmen.
Hub Der Begriff Hub kommt vom englischen Begriff "Hub and Spoke", was im Deutschen "Nabe und Speiche" entspricht. Der Hub dient als Sammel- und Knotenpunkt für Hauptverkehrswegen für den Umschlag und die Zusammenfassung von Warenströmen in alle Richtungen, d.h. zur Warenübergabe an regionale Verteiler. Im Postwesen handelt es sich bei Hubs häufig um Paketzentren. Die Transportmittel zur weiteren Beförderung der Sendungen variieren (Schiffe, Flugzeuge, Lkw).
Seehafenterminal
In einem Containerterminal erfolgt der Umschlag von Containern, Wechselbehältern, Wechselbrücken oder Sattelaufliegern und ähnlichen Ladeeinheiten im Hafen. Weiterhin kann auch Projektgeschäft, z.B. übergroße Ladungen, umgeschlagen werden.
Zusätzlich zu den Containerterminals umfasst der Begriff des Seehafenterminals auch andere Ladungs- und Terminalarten, wie z.B. Massengutterminals oder Flüssiggutterminals.
Charakteristisch für Seehafenterminals ist die Anbindung an das Wasser und mindestens einen weiteren Verkehrsträger.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?10616

Gedruckt am Mittwoch, 17. April 2024 00:19:22