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Häfen im internationalen Wettbewerb

Erstellt am: 13.01.2023 | Stand des Wissens: 25.01.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

Die Globalisierung von Produktion und Handel, der weitere Ausbau von Verkehrsnetzen und die Veränderungen in den Beziehungen zwischen den Häfen sowie zwischen Häfen und dem Hinterland und in der Logistik haben zu einem stärkeren Wettbewerb zwischen den Häfen geführt. Dabei findet der Hafenwettbewerb auf sehr unterschiedlichen Ebenen statt. Abbildung 1 visualisiert die unterschiedlichen Wettbewerbsebenen.
Wettbewerbsebenen im Seeverkehr.pngAbbildung 1: Wettbewerbsebenen im Seeverkehr (Eigene Darstellung)
Seehäfen entlang unterschiedlicher Fahrtrouten sowie verschiedene Hafengebiete stehen in Konkurrenz zueinander. Beispielsweise konkurrieren die Nordrange-Häfen, welche einen Großteil des europäischen Außenhandels abwickeln, mit den Mittelmeerhäfen entlang der Hauptschifffahrtsrouten. Gleichzeitig stehen die Seehäfen innerhalb einer Zielregion (zum Beispiel die Nordrange-Häfen) in starkem Wettbewerb zueinander. Indikatoren dafür sind unter anderem die sich unterschiedlich entwickelnden Wachstumsraten und Umschlagsanteile in den Häfen. Dabei sind die Einflussfaktoren auf den Hafenwettbewerb vielfältig. Neben infra- und suprastrukturellen Entwicklungen determinieren auch strategische Entwicklungen den Seehafenwettbewerb.
Ebenso stehen regional benachbarte Häfen, die beispielsweise um bestimmte Transportkorridore konkurrieren, im Wettbewerb zueinander. Ein Beispiel hierfür sind die deutschen Nordseehäfen in der Helgoländer Bucht. Außerdem Teil des Hafenwettbewerbs ist der Wettbewerb zwischen den Akteuren, welche im Hafen oder hafenübergreifend tätig sind. Dies können beispielsweise konkurrierende Terminalbetreiber sein. Darüber hinaus sind in großen Seehäfen unterschiedliche Akteursgruppen ansässig, die jeweils eigene Interessen verfolgen. Diese Hafenakteure stehen sowohl mit den Hafenakteuren anderer Häfen als auch teils mit Akteuren im selben Hafen im Wettbewerb.
Um im Wettbewerb zwischen den Häfen bestehen zu können, ist aus Sicht der Häfen einerseits eine gewisse Form des Wettbewerbsdenkens erforderlich. Andererseits entsteht mit der Entwicklung eines geografisch immer weiter greifenden Hafenwettbewerbs ein wachsender Zwang zur Kooperation zwischen Häfen, um umfassende Dienstleistungen anbieten zu können. Die Kombination von Wettbewerb und Zusammenarbeit wird als neue strategische Option begriffen [Song03].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Funktionen und Zukunftsperspektiven von Seehäfen im Kontext maritimer Lieferketten (Stand des Wissens: 18.01.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?50780
Literatur
[Song03] Song, Dong-Wook Port co-opetition in concept and practice, veröffentlicht in Maritime Policy & Management, Ausgabe/Auflage vol.30, no.1, Taylor & Francis / Oxford, 2003, ISBN/ISSN 0308-8839
Glossar
Hinterland Das Hinterland eines Seehafen ist das landeinwärts hinter dem Hafen liegende Territorium, welches durch die Herkunfts- und Bestimmungsorte der im Hafen abzufertigen Güter und Passagiere begrenzt wird. Seine Grenzen hängen von den Hinterlandverkehrsanbindungen ab und variieren nach Gutarten, den Umschlagkapazitäten, dem Schiffstyp und der Verkehrsinfrastruktur. Das Vorland eines Seehafens ist das seewärts vor dem Hafen liegende Territorium, welches durch die überseeischen Herkunfts- und Bestimmungsorte der Güter begrenzt wird.
Hafenrange
Unter einer Hafenrange wird eine gedanklich zusammengefasste Hafengruppe verstanden, für die im Linienverkehr meist gleiche Frachtraten gelten. Die Häfen einer Range stehen untereinander in intensivem Wettbewerb.
Unter der Nordseerange werden allgemein die Häfen Hamburg, Bremen/Bremerhaven, Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen zusammengefasst sowie z.T. Le Havre, Dünkirchen, Zeebrügge, Vlissingen und Flushing einbezogen.
Als ARA-Range werden die Häfen Antwerpen. Rotterdam und Amsterdam bezeichnet.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?564359

Gedruckt am Montag, 29. April 2024 10:58:31