Maßnahmen und Handlungsempfehlungen für den digital vernetzten Güterverkehr
Erstellt am: 12.01.2018 | Stand des Wissens: 29.07.2021
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Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Die vollständige Umsetzung der digitalen Vernetzung ermöglicht die Ausschöpfung von ökonomischen und ökologischen Potenzialen. Dem gegenüber stehen jedoch rechtliche, technische, infrastrukturelle, wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen. Zur Ausschöpfung der Potenziale bedarf es Förderungen und anderer (politischer) Maßnahmen, die die Implementierung der digitalen Vernetzung im Güterverkehr begünstigen.
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) erarbeitete im Jahr 2019 das Innovationsprogramm Logistik 2030. Das Programm beinhaltet zehn Maßnahmenfelder und zeigt die Herausforderungen der Zukunft der Transport- und Logistikwirtschaft auf. Das Maßnahmenfeld Digitale Infrastrukturen, Datenverarbeitung und Plattformlösungen verdeutlicht, dass verfügbare Daten besonders wichtig für das Funktionieren von intelligenten Verkehrssystemen (IVS) sind. Das Generieren, Bereitstellen, Koordinieren und Regeln dieser Daten bildet die Grundlage der digitalen Vernetzung. Obwohl die Bundesregierung in den letzten Jahren Strategien entwickelt und Maßnahmen eingeleitet hat, um Deutschland als Innovationsführer in diesem Bereich halten zu können, liegt es hierbei im internationalen Vergleich zurück. Mit Blick auf den Zeithorizont 2030 strebt das BMVI an, Deutschland zum Leitmarkt für 5G zu machen, eine flächendeckende Datennutzung zu ermöglichen und die digitale Vernetzung der Verkehrsmittel über alle Verkehrsträger zu fördern. Um diese Ziele zu erreichen, sind Förderprogramme vorgesehen und im Rahmen der 5x5G-Strategie Testfelder geplant [BMVI19ag].
Eine Maßnahme zur Förderung der Nutzung von Mobilitätsdaten in intelligenten Verkehrssystemen ist die Schaffung des "Modernitätsfonds" durch das Bundesverkehrsministerium (BMVI) im Jahr 2016. Hiermit soll ein breiter Zugang zu den bereits vorhandenen Daten des BMVI (Klima-, Umwelt- und Mobilitätsdaten) ermöglicht werden, um die innovative Anwendung und Verknüpfung der Daten voranzutreiben. Gleichzeitig erfolgt durch den Fonds eine finanzielle Unterstützung der Vorhaben [BMVI16m].
Das Innovationsprogramm Logistik 2030 des BMVI verdeutlicht, dass speziell die Digitalisierung der Schiene und der Straße großes Potenzial bietet und entsprechende Maßnahmen erfordert. So fördert das im Jahr 2020 in Kraft getretene Bundesprogramm "Zukunft Schienengüterverkehr" die Erprobung und Markteinführung innovativer Technologien im Schienengüterverkehr [EBA20]. Auch die Deutsche Bahn stellt sich den zukünftigen Herausforderungen und gründete im Jahr 2019 die Gesellschaft zur Digitalisierung des Schienennetzes "Digitale Schiene Deutschland GmbH'" [DB19b]. Im Hinblick auf die Vernetzung des Straßengüterverkehrs ist das 2015 eröffnete Digitale Testfeld Autobahn auf der Bundesautobahn A 9 zu nennen. Neben der Erprobung automatisierter Fahrfunktionen werden hier intelligente Straßenausstattungen und vernetzte Fahrfunktionen unter realen Bedingungen getestet [BMVI17e].
Trotz der bereits umgesetzten Maßnahmen fehlen weitere wichtige Schritte zur Implementierung und Etablierung der digitalen Vernetzung im Güterverkehr in Deutschland. Der Bundesverband der Deutschen Industrie zählt dazu unter anderem den weiteren Ausbau der digitalen Infrastruktur, die Schaffung erforderlicher rechtlicher Rahmenbedingungen, die Erhöhung der Akzeptanz der Nutzer:innen sowie die Bereitstellung der Verkehrsdaten [BDI17a]. Auch die Handlungsempfehlungen im Innovationsprogramm Logistik 2030 verdeutlichen, dass es noch zahlreiche Umsetzungsschritte bedarf, um eine flächendeckende Digitalisierung und Vernetzung zu ermöglichen. Dabei müssen mit Hilfe von staatlicher Unterstützung alle Unternehmen des Güterverkehrssektors Verantwortung übernehmen und die Weiterentwicklung und Erprobung von technischen Lösungen und Standards vorantreiben [BMVI19ag].