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Bepreisung von Straßeninfrastruktur

Erstellt am: 30.11.2012 | Stand des Wissens: 26.06.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch

Die Bepreisung von Straßeninfrastruktur zur Finanzierung der Straßeninfrastruktur kann sowohl in Form einer City-Maut als auch in Form einer nationalen flächendeckenden Maut geschehen. Beispiele für einen Finanzierungszweck der Maut sind die Bemautung von Brücken und Tunnel in Norwegen als auch die Lkw Maut in Deutschland, die sich über das gesamte Autobahn- und zum Teil auch Bundesstraßennetz erstreckt.
Das Ziel einer Bemautung mit dem Zweck der Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur besteht in der Kostendeckung der Infrastrukturkosten und der Sicherstellung der Finanzierung weiterer Straßeninvestitionen.
Zur Erhebung der Maut bestehen verschiedene Ausgestaltungsmöglichkeiten wie zum Beispiel eine fahrleistungs- oder flächenabhängige Bepreisung [ErHo10]. Ein peak-load pricing ist im Straßenverkehr vorrangig als Verkehrsmanagementwerkzeug zu sehen. Dessen Einnahmen können jedoch auch für die Finanzierung oder den Ausbau der Straßeninfrastruktur eingesetzt werden [BuKoSwe04]. Darüber hinaus ist eine Differenzierung nach umweltspezifischen Eigenschaften der Fahrzeuge möglich. Dies wird in Deutschland im Rahmen der Lkw-Maut durchgeführt [ErHo10].
Die Erhebung der Maut geschieht mithilfe einer manuellen Vignette, einer elektronischen Vignette, eines Kurzstreckenfunks (DSRC) oder mithilfe eines satellitengestützten Systems. Die Wahl der Technologie richtet sich nach der flächenhaften Ausgestaltung der Maut und den beteiligten Akteuren [BHKW07].
Seit 2005 wird eine streckenbezogene Straßenbenutzungsgebühr für Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mindestens 7,5 Tonnen auf Autobahnen und seit 2012 auf ausgesuchten vierspurigen Bundesstraßen erhoben [BFStrMG11], [BStrMautErhebV]. Europäische Richtlinien (unter anderem 1999/62/EGa) begründen die Höhe der Gebühreneinnahmen durch Kosten für den Bau, Betrieb und die Erhaltung des Straßennetzes.
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Formen der Bepreisung zur Finanzierung von Verkehrsinfrastruktur (Stand des Wissens: 27.06.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?335946
Literatur
[BHKW07] Klatt, Jan Peter, Dipl. Volkswirt , Winter, Martin, Dipl. Verkehrswirtschaftler, Beckers, Thorsten, Dr., von Hirschhausen, Christian, Prof. Dr. Effiziente Verkehrspolitik für den Straßensektor in Ballungsräumen: Kapazitätsauslastung, Umweltschutz und Finanzierung, 2007
[BuKoSwe04] Burris, M.; Konduru, K. ; Swenson, C. (o.J.). Long-Run Changes in Driver Behavior Due to Variable Tolls, veröffentlicht in Journal of the Transportation Research Board, Ausgabe/Auflage 1864, TRB, National Research Council, Washington, D.C., 2004
[ErHo10] Erdmenger, Christoph , Hoffmann, Dr. Caroline , Frey, Kilian , Lambrecht, Martin , Wlodarski, Wojciech Pkw-Maut in Deutschland? Eine umwelt- und verkehrspolitische Bewertung, 2010/04
[ToCo20] Toll Collect Gmbh (Hrsg.) Wie funktioniert das Lkw-Mautsystem?, 2020
Rechtsvorschriften
[1999/62/EGa] EU-Richtlinie 1999/62/EG
[BFStrMG11] Bundesfernstraßenmautgesetz (BFStrMG)
[BStrMautErhebV] Verordnung zur Anordnung des Beginns der Mauterhebung auf Abschnitten von Bundesstraßen (BStrMautErhebV)
Glossar
Lkw Lastkraftwagen (Lkw) sind Kraftfahrzeuge, die laut Richtlinie 1997/27/EG überwiegend oder sogar ausschließlich für die Beförderung von Gütern und Waren bestimmt sind. Oftmals handelt es sich dabei um Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse zwischen 3,5 und 12 Tonnen. In Einzelfällen kann die zulässige Gesamtmasse diese Werte jedoch auch unter- beziehungsweise überschreiten, sofern das Kriterium der Güterbeförderung gegeben ist. Lastkraftwagen können auch einen Anhänger ziehen.
Peak-Load Pricing Der Begriff Peak-Load Pricing, zu deutsch Spitzenlasttarifierung, bezeichnet eine Variante der Preissetzung, in der als Differenzierungsmerkmal der zeitliche Anfall der Nachfrage benutzt wird.
City Der in der Stadtforschung und im allgemeinen Sprachgebrauch für die Kennzeichnung des Stadtzentrums meist größerer Städte verwendete Begriff City ist nicht eindeutig, da er im Englischen eine völlig andere Bedeutung hat. Im englischen Sprachgebrauch kann der Begriff City für drei verschiedene Varianten stehen:
  1. allgemein für eine Großstadt,
  2. für eine historische Stadt mit Bischofssitz und Kathedrale,
  3. für eine Stadt mit königlicher Urkunde und zeremoniellen Privilegien.
Der deutsch Begriff der City leitet sich aus der frühen Konzentration von Bürofunktionen in der historischen City of London ab, da sich dort bereits im 18. Jahrhundert mit dem aufkommenden und rasch entfaltenden Banken- und Versicherungswesen der neue Typ des Bürohauses herausbildete, der den Prozess der Citybildung enorm beschleunigte. In erster Linie ist City ein Funktionsbegriff. Die City ist der zentralst gelegene Teilraum einer größeren Stadt mit einer räumlichen Konzentration hochrangiger zentraler Funktionen des tertiären und quartären Sektors.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?403141

Gedruckt am Dienstag, 23. April 2024 12:08:39