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Verfügbarkeit und Einsatzmöglichkeiten von Methanol

Erstellt am: 09.03.2010 | Stand des Wissens: 22.02.2023
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IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.

Insgesamt wird Methanol für eine Reihe an Anwendungen hergestellt. So ist es ein sehr wichtiger Ausgangsstoff für Synthesen in der chemischen Industrie und wird dort beispielsweise zur Herstellung von Methyl-Tert-Butylether oder Formaldehyd genutzt. Neben dem Einsatz in Farbstoffen, Medikamenten oder auch Pflanzenschutzmitteln, wird es auch für die Nutzung in Lösungs- und Frostschutzmitteln produziert [Chem22b].
Methanol eignet sich aufgrund seiner physikalisch-chemischen Eigenschaften prinzipiell gut als Kraftstoff für den Verkehrsbereich. Zwar hat es einen deutlich geringeren spezifischen Energiegehalt als Otto- oder Dieselkraftstoffe, es ist aber wie diese unter Normalbedingungen flüssig und kann nahezu gleichermaßen gehandhabt sowie über das bestehende, nur geringfügig zu modifizierende Tankstellennetz verteilt und bezogen werden [Schm03c].
Wie nachfolgend aufgezählt, wird Methanol in mindestens vier unterschiedlichen Variationen als Kraftstoff eingesetzt [Chem22b].
  1. Als Wasserstoffträger in einer elektrischen Direktmethanol-Brennstoffzelle (DMFC) zur direkten Gewinnung elektrischer Energie. Die Brennstoffzelle gewinnt aus dem "methanolisierten" Wasserstoff in einer Reaktion mit Sauerstoff Strom, der den Elektromotor antreibt. Hierbei entstehen aber sowohl Kohlenstoffdioxid (CO2) als auch das giftige Kohlenstoffmonoxid (CO) [Reit21]. Möglich ist außerdem ein vorgeschalteter Reformer, welcher das Methanol in ein wasserstoffreiches Gasgemisch umwandelt, welches ebenfalls in einer (hier Polymerelektrolyt-)Brennstoffzelle genutzt werden kann [Chem22b]. Die Effizienz in einem Fahrzeug mit Brennstoffzelle ist wesentlich höher als bei einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor [Rüdi21].
  2. Direkt als Kraftstoff aufgrund guter motorischer Grundeigenschaften (Oktanzahl von 114). Aufgrund der hohen Klopffestigkeit ist ein hohes Verdichtungsverhältnis möglich, die hohe Verdampfungswärme führt zu einer starken Innenkühlung des Motors, wodurch das Klopfen weiter reduziert wird. [Rüdi21] Durch die Hydroxylgruppe und damit eine Teiloxidation des Kohlenstoffes ist der Brennwert etwas geringer als bei nichtoxidierten Kohlenwasserstoffen. Methanol setzt bei der Verbrennung circa 725 Kilojoule je Mol und damit gebildetem CO2 frei, während Methan (CH4) je Mol und damit gebildetem CO2 890 Kilojoule freisetzt. In Verbrennungsmotoren steigt durch die Verwendung von Methanol der motorische Wirkungsgrad bei verringerten Emissionen gegenüber reinem Benzinbetrieb. Im Motorsport wird es unter anderem als Treibstoff für Motoren in eingesetzt. [Chem22b]
  3. Als Edukt zur Produktion von Dieselersatzkraftstoffen (zusammen mit Pflanzenölen) und zur Herstellung von Oktanboostern (Methyl-Tertiary Butyl Ether, MTBE). Durch Veresterung von Methanol mit Rapsöl wird Biodiesel gewonnen. Methanol wird ebenfalls als Zusatz zu Vergaserkraftstoffen benutzt, um die Klopffestigkeit zu erhöhen. [Chem22b]
  4. Durch das Methanol-to-Gasoline Verfahren (MTG) kann Erdgas über das Zwischenprodukt Methanol zu hochoktanigen Kraftstoffen umgesetzt werden. Dazu gibt es bereits mehrere Pilotanlagen. Unter Namen wie V-Power und Ultimate werden bereits Kraftstoffe der vollsynthetischen Produktion verkauft [Chem22b]
Vergleicht man die Methanolnutzung in Brennstoffzellen und die Nutzung von Benzinkraftstoff, so muss der Brennstoffzellenantrieb bei gleichem Gewicht im Wirkungsgrad 27 Prozent günstiger sein als der Verbrennungsmotor. Da die Bereitstellung von Erdgas für den Verkehr in der Herstellung nur 1/4 der Energie zur Methanolherstellung benötigt, muss das Brennstoffzellenfahrzeug (Reformer, Gasreinigung, Brennstoffzelle) einen um 35 Prozent höheren Wirkungsgrad aufweisen als ein fortschrittliches Erdgasfahrzeug (Erdgasmotor), um einen vergleichbaren Primärenergieverbrauch aufzuweisen. [Umwe05a].

Weltweit werden jährlich über 100 Millionen Tonnen Methanol produziert [Fraun20]. Die Senkung der Produktionskosten durch den Bau von "Mega"-Produktionsanlagen unter Einsatz von billigem Erdgas führt zu neuen vielversprechenden Anwendungen von Methanol zur Herstellung von Dimethyläther als Dieselkraftstoffersatz, Flüssigtreibstoff, Wasserstoff oder als Ausgangsmaterial für Stromerzeugungssysteme. Der Verbrauch an Methanol für Brennstoffzellen zum Einsatz in Automobilen, für die Stromerzeugung und mobile Einrichtungen wird in naher Zukunft ebenfalls zunehmen  [LurgiAG07].
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Methanol (Stand des Wissens: 15.03.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?304384
Literatur
[Chem22b] Chemie Lexikon (Hrsg.) Methanol, 2022
[Fraun20] Schneider, Karin , Hadrich, Max Echtzeit-Einblicke in die Methanolsynthese: Dynamischer Betrieb einer Miniplant-Anlage am
Fraunhofer ISE, 2020/05/07
[LurgiAG07] Lurgi AG Methanol, Frankfurt am Main, 2007
[Reit21] Reitberger, Josef Methanol-Wunder fährt 800 km elektrisch: Doch viele Details sind noch ungeklärt, 2021/05/31
[Rüdi21] Paschotta, Rüdiger Methanol, 2021/11/06
[Schm03c] Schmitz, Norbert Bioethanol in Deutschland - Verwendung von Ethanol und Methanol aus nachwachsenden Rohstoffen im chemisch-technischen und im Kraftstoffsektor unter besonderer Berücksichtigung von Agraralkohol, veröffentlicht in Nachwachsende Rohstoffe, Band 21, Landwirtschaftsverlag GmbH, Münster, 2003
[Umwe05a] Umweltbundesamt Zusammenfassung des Technical Support Document (TSD) zu: Methanol, Berlin, 2005
Glossar
O2
= Sauerstoff. Im Normzustand ist Sauerstoff ein farbloses, geruchloses und geschmackloses Gas. Es ist sehr reaktiv, fast jedes chemische Element, abgesehen von Edelgasen, reagiert mit Sauerstoff, um Verbindungen zu bilden.
Sauerstoff ist von großer Bedeutung, weil er wesentlich an den Atmungsprozessen der meisten lebenden Zellen und an Verbrennungsprozessen beteiligt ist. Es ist das am häufigsten vorkommende Element der Erdkruste. Die Luft besteht zu fast einem Fünftel (Volumen) aus Sauerstoff. Ungebundener gasförmiger Sauerstoff besteht normalerweise aus einem zweiatomigen Molekül (O2), es gibt ihn aber auch in dreiatomiger Form (O3,) besser bekannt unter dem Begriff Ozon.
CH4
= Methan. Es ist ein farbloses, geruchloses und leicht brennbares Gas, das zu Kohlendioxid und Wasser verbrennt. Methan ist Hauptbestandteil von Erdgas, Biogas, Deponiegas und Klärgas. Als Erdgas dient es hauptsächlich der Beheizung von Wohn- und Gewerberäumen, als industrielle Prozesswärmeenergie, zur elektrischen Stromerzeugung und in kleinem Umfang als Treibstoff für Kraftfahrzeuge.
Methan gehört zu den klimarelevanten Treibhausgasen. Methan entsteht bei allen organischen Gär- und Zersetzungsprozessen, wie z.B. in Sümpfen, Nassreisfeldern und Massenviehhaltung. (Der Verdauungstrakt von Wiederkäuern produziert Methan.)
Nach Kohlendioxid ist Methan mit einem Anteil von knapp 20 Prozent wichtigster Verursacher des Treibhauseffekts, wobei es ein 20- bis 30-mal wirksameres Treibhausgas als CO2 ist. Die weltweiten Methanemissionen werden auf 500 Mio. Tonnen/Jahr geschätzt, davon gehen rund 70 Prozent auf menschliche Aktivitäten zurück.
CH3OH = Methanol. Ist eine farblose, brennend schmeckende, giftige, bei Einnahme durch den Menschen zur Erblindung oder zum Tod fuehrende, leicht brennbare und sehr fluechtige Fluessigkeit. Methanol verbrennt mit blauer, fast unsichtbarer Flamme und bildet mit Luft explosionsfaehige Gemische. In der Natur kommt es in Baumwollpflanzen, Heracleum-Fruechten, Graesern und in aetherischen Oelen vor. Methanol ist eines der wichtigsten Ausgangsstoffe fuer Synthesen in der chemischen Industrie. Methanol ist giftig. Seine giftige Wirkung beruht auf der in der Leber erfolgenden Oxidation zu Formaldehyd und spaeter zu Ameisensaeure.
Oktanzahl Die Oktanzahl ist ein Maß für den Widerstand gegen die Selbstentzündung (Klopffestigkeit) von Ottokraftstoffen. Eine hohe Oktanzahl bedeutet eine geringe Zündwilligkeit des Kraftstoff-Luft-Gemisches.
DMFC = Direkt Methanol Brennstoffzelle. Eine modifizierte Polymer-Elektrolyt- Membran- Brennstoffzelle, die Methanol als Energieträger verwendet um diesen direkt in elektrischen Strom umzusetzen. Dabei entsteht Kohlendioxid, das aus der Zelle geführt wird.
CO
= Kohlenstoffmonoxid. CO ist eine chemische Verbindung aus Kohlenstoff und Sauerstoff und gehört damit neben Kohlenstoffdioxid zur Gruppe der Kohlenstoffoxide. Es ist ein farb-, geruch- und geschmackloses Gas. Kohlenstoffmonoxid beeinträchtigt die Sauerstoffaufnahme von Menschen und Tieren. Schon kleine Mengen dieses Atemgiftes haben Auswirkungen auf das Zentralnervensystem.
Es entsteht bei der unvollständigen Oxidation von kohlenstoffhaltigen Substanzen. Dies erfolgt zum Beispiel beim Verbrennen dieser Stoffe, wenn nicht genügend Sauerstoff zur Verfügung steht oder die Verbrennung bei hohen Temperaturen stattfindet. Kohlenstoffmonoxid selbst ist brennbar und verbrennt mit Sauerstoff zu Kohlenstoffdioxid. Hauptquelle für die CO-Belastung der Luft ist der Kfz-Verkehr.
Wirkungsgrad
Der Wirkungsgrad gibt an, welcher Anteil der zugeführten Energie bei einer Umwandlung in die gewünschte Energieform umgewandelt wird, und beschreibt damit die Effizienz beispielsweise einer technischen Anlage.
H2 Wasserstoff ("H2" = grch.-lat. für hydrogenium "Wassererzeuger") ist das chemische Element mit der Ordnungszahl 1. Wasserstoff stellt sowohl bezogen auf die Masse (75%) als auch bezogen auf die Zahl der Teilchen (91%) das häufigste aller im All vorkommenden Elemente dar. Wasserstoff ist ein farb- und geruchloses Gas welches in der Natur aufgrund der hohen Reaktivität nicht in seiner elementaren Form vorkommt. Wasserstoff liegt gebunden in Form von Erdöl und Erdgas, in Mineralien, in Biomasse, aber vorwiegend in Form von Wasser vor. Wasserstoff ist somit ein Sekundärenergieträger (Energiespeicher)und muss erst aus den oben genannten fossilen oder nicht fossilen Primärenergieträgern unter Einsatz von zusätzlicher Energie hergestellt werden.
Ether Ether wie MTBE, ETBE, DIPE oder TAME sind sauerstoffhaltige Kohlenwasserstoffverbindungen, in denen eine CH2-Gruppe durch ein Sauerstoffatom ersetzt ist. Sie zeichnen sich u. a. durch hohe Oktanzahlen (ROZ über 100, MOZ bei 100) und niedrigen Dampfdruck aus. Die Herstellung von Ether erfolgt durch Reaktion von Alkoholen mit verzweigten Olefinen. Die Klopffestigkeit von Ottokraftstoffen wird durch die Zugabe von Ethern verbessert. Ether sind als sauerstoffhaltige Kraftstoffkomponenten gut mit Kohlenwasserstoffen mischbar, weisen keine Dampfdruckanomalie wie etwa Ethanol auf und sind wenig wasseraffin. Zudem ist die Materialverträglichkeit als Mischkomponente im Ottokraftstoff gegeben. Bei den Abgasemissionen macht sich der Sauerstoffanteil positiv bemerkbar, da er zu einer Gemischabmagerung und damit zur Emissionssenkung beiträgt.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?290865

Gedruckt am Samstag, 27. April 2024 19:01:44