Logistik im Handel
Erstellt am: 12.08.2013 | Stand des Wissens: 13.12.2023
Synthesebericht gehört zu:
Der Handel hat die Aufgabe die räumlichen, zeitlichen, qualitativen und quantitativen Spannungen zwischen Produktion und Konsumtion auszugleichen. Dieser Ausgleich wird durch den Austausch von Gütern erreicht [BaHa07, S. 1]. Handelsunternehmen beschaffen Handelsgüter und verkaufen diese an Endkonsumenten weiter. Eine Ver- oder Bearbeitung der Handelsgüter durch Handelsunternehmen findet dabei in der Regel nicht statt [Hert99, S. 1].
Der Handel hat in Deutschland eine große volkswirtschaftliche Bedeutung: Laut Statistischem Bundesamt erzielte er in Deutschland im Jahr 2020 mit 6,5 Millionen Beschäftigten einen Gesamtumsatz von 2,26 Billionen Euro [DeSt18ea]. Die volkswirtschaftliche Relevanz unterstreicht die Bedeutung der Handelslogistik: Damit Handelswaren zum Endverbraucher gelangen können, ist eine funktionierende Logistik notwendig.
Die klassischen Aufgabenfelder der Handelslogistik umfassen die Auftragsabwicklung, Lagerhaltung, Kommissionierung, Verpackung und den Transport von Handelswaren vom Hersteller zum Verbraucher. Die Warensortimente von Einzelhändlern stammen dabei von einer Vielzahl unterschiedlicher Hersteller. Zudem müssen häufig große Distanzen überwunden werden, da viele Handelsgüter in Übersee produziert werden. Insgesamt müssen Einzelhandelsunternehmen deshalb ein komplexes Netzwerk an Transportbeziehungen gestalten. In der Regel ist die Handelslogistik deshalb ein mehrstufiges Logistiksystem, das durch Unterbrechungen im Waren- und Informationsfluss sowie einer Vielzahl von Transport-, Lager- oder Kommissionierungsvorgängen und beteiligten Transport- und Logistikdienstleistern gekennzeichnet ist [Kotz12, S. 212f]. Die Waren- und Informationsflüsse müssen zudem unter Berücksichtigung der Kosten und Service-Anforderungen der Handelsunternehmen gestaltet werden [Pfoh00, S. 40].
Neben betriebswirtschaftlichen Aspekten spielen auch verkehrspolitische Überlegungen bei der Gestaltung von Handelslogistiksystemen eine Rolle, zum Beispiel im Hinblick auf die Belastung der Verkehrsinfrastruktur oder negative externe Effekte wie Luftemissionen oder Lärm. Die Wahl der Verkehrsträger kann die externen Effekte und Infrastrukturbelastung beeinflussen. Der Transport mit dem Lkw ist jedoch insbesondere im Vor- und Nachlauf von Handelstransportketten oftmals die einzig mögliche Alternative. Experten gehen deshalb davon aus, dass der Straßentransport auch in den kommenden Jahren von besonderer Bedeutung für die Handelslogistik sein wird [LoCl13], auch wenn die externen Kosten des Straßentransports deutlich höher als im Schienen- und Wassertransport sind [TeKo03, S. 17].
Auch wenn Initiativen zur Verlagerung von Transporten von Handelsgütern auf Binnenschiff und Bahn bisher nur von wenigen Handelsunternehmen umgesetzt werden, existieren grundsätzlich Optimierungsmöglichkeiten. Diese umfassen zum Beispiel Standortentscheidungen von Lagern und Verteilzentren, die in Abhängigkeit des Anschlusses an Schienennetz und Binnenwasserstraßen getroffen werden können. Zudem können durch eine Routenplanung Transportstrecken reduziert und Leerfahrten vermieden werden.
In den Syntheseberichten der Wissenslandkarte "Logistik im Handel" werden unterschiedliche Aspekte der Handelslogistik im Detail erläutert: handelsspezifische Rahmenbedingungen und Entwicklungstendenzen, Elemente der Handelslieferkette, Warenwirtschaftssysteme zur informatorischen Bewältigung der Güter- und Warenflüsse sowie Branchenbesonderheiten des Lebensmittel-, Textil- und Onlinehandels.