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Verlagerung des Durchgangsverkehrs

Erstellt am: 28.04.2004 | Stand des Wissens: 01.03.2019
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Eines der Ziele von Verkehrsberuhigungsmaßnahmen ist die Verringerung des Durchgangsverkehrs innerhalb von Wohngebieten (sog. Fernhalten von gebietsfremden Verkehr). Gelingt es, den Durchgangsverkehr beispielsweise durch eine geschickte Verkehrsverlagerung signifikant zu verringern, geht damit auch eine Reduktion der Lärm- und Abgasimmissionen einher [VDAV90]. Ferner nimmt die Verkehrssicherheit durch Abnahme des Verkehrsaufkommens zu. Der Verlagerungseffekt des Durchgangsverkehrs kann bereits durch die Verringerung des Geschwindigkeitsniveaus gelingen. Dies wurde mit Untersuchungen belegt. Es gibt aber auch Fälle, wo nach Einführung von verkehrsberuhigenden Maßnahmen (beispielsweise durch ausschließlichen Einsatz punktueller Maßnahmen) keine Auswirkungen auf den Durchgangsverkehr festgestellt werden konnten [Blank93].
Neben einer flächenhaften Reduzierung der zulässigen Geschwindigkeiten kann der Durchgangsverkehr durch Modifikationen des Netzes verringert werden. Wirksam ist z. B. das Unterbinden von Durchfahrten durch die Einrichtung von Einbahnstraßen oder Sackgassen. Ferner kommen Unterbrechungen von Kreuzungen (Diagonalsperren) in Frage, sodass schleifenförmige Straßen entstehen [ISK00; RASt06]. Bei derartigen Maßnahmen ist allerdings auf die Durchfahrbarkeit für Radfahrer zu achten [RASt06].
Im Fall der Anordnung von Einbahnstraßen oder von schleifenbildenden Maßnahmen müssen alle Häuser eines Wohngebietes weiterhin durch den individuellen Kraftfahrzeugverkehr erreichbar bleiben. Ein Durchfahren von einer Hauptverkehrsstraße zur anderen wird dagegen verhindert. Größere Umwege und schwierige Orientierbarkeit sind allerdings zu vermeiden.
Grundsätzlich ist bei Modifikationen im bestehenden Straßennetz darauf zu achten, dass der Durchgangsverkehr nicht auf andere, bisher nicht von starkem Verkehrsaufkommen betroffenen Straßen ausweicht.
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Verkehrsberuhigung im Stadtverkehr (Stand des Wissens: 01.03.2019)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?358449
Literatur
[Blank93] Blanke, Harald Geschwindigkeitsverhalten und Verkehrssicherheit bei flächenhafter Verkehrsberuhigung, veröffentlicht in Schriftenreihe Lehrstuhl für Verkehrswesen der Ruhr-Universität Bochum, Ausgabe/Auflage 11, 1993
[ISK00] Institut für Straßenverkehr Köln (ISK), Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) Wohnstraßen und Tempo 30, Ausgabe/Auflage 1. Auflage, 2000/04
[RASt06] Baier, Reinhold, et al. Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen - RASt 06, Ausgabe/Auflage 2006, Köln, 2007, ISBN/ISSN 978-3-939715-21-4
[VDAV90] Verband der Autoversicherer Tempo 30 - Zonen Auswahl und Einrichtung, veröffentlicht in Empfehlungen der Beratungsstelle für Schadenverhütung, Ausgabe/Auflage Nr.8, 1990/03, ISBN/ISSN 0724-3685
Glossar
Verkehrsaufkommen Das Verkehrsaufkommen beschreibt die Anzahl der zurückgelegten Wege, beförderten Personen oder Güter pro Zeiteinheit. Im Unterschied dazu bezieht sich das spezifische Verkehrsaufkommen auf zurückgelegte Wege und beschreibt die mittlere Anzahl der Ortsveränderungen pro Person und Zeiteinheit.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?83605

Gedruckt am Sonntag, 26. März 2023 06:57:10