Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Minderungspotenzial von Klimaschutzmaßnahmen

Erstellt am: 08.11.2023 | Stand des Wissens: 08.11.2023
Synthesebericht gehört zu:

Durch Richtlinien und Förderungen sollen Anreize geschaffen werden, damit Unternehmen ihre Fahrzeugflotte auf alternative Lkw-Antriebe umstellen. Dabei wird das Ziel eines klimafreundlicheren Straßengüterverkehres verfolgt, mit der Senkung Treibhausgas (THG)-Emissionen auf null. Mit der Kohlenstoffdioxid (CO2)-Differenzierung der Lkw-Maut werden beispielsweise europaweit emissionsfreie Fahrzeuge. gefördert, indem sie bis zum Jahr 2025 von der Maut befreit sind. So sollen Anreize für einen Umstieg auf CO2-neutrale Fahrzeuge länderübergreifend geschaffen werden. Die im Jahr 2015 angepasste Lkw-Maut gilt für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht, wodurch jedoch der Fehlanreiz geschaffen wurde auf kleinere Fahrzeuge mit geringerem Bündelungseffekt umzusteigen [UBA21z]. Ab dem 01. Januar 2024 soll die Lkw-Maut auf Fahrzeuge über 3,5 Tonnen ausgeweitet werden [Küs22]. Um unter anderem dieser negativen Folge entgegenzuwirken, fasst das Umweltbundesamt (2019) in einem Positionspapier fünf unterschiedliche Maßnahmen zur Erreichung der Klimaschutzziele im Güterverkehrsbereich bis zum Jahr 2030 zusammen. Auf Grundlage der formulierten Maßnahmen konnten Minderungspotenziale zur Reduzierung der transportbedingten Treibhausgasemissionen abgeschätzt werden, wie in der folgenden Tabelle dargestellt.
 Minderungspotenziale durch KlimaschutzinstrumenteTabelle 1: Minderungspotenziale durch Klimaschutzinstrumente (eigene Zusammenstellung nach UBA19w)
Insgesamt sollen mit der Umsetzung der Klimaschutzinstrumente bis zum Jahr 2030 13 Millionen Tonnen CO2 im Güterverkehr eingespart werden. Die Instrumente differenzieren jedoch nicht hinsichtlich der unterschiedlichen alternativen Antriebsarten. Als Beispiel gilt die Beschaffung von Erdgasfahrzeugen. Da diese einen geringeren CO2-Ausstoß haben, fällt die Lkw-Maut niedriger aus. Jedoch wird außer Acht gelassen, dass Erdgasfahrzeuge eine signifikante Menge an Treibhausgasen, wie beispielsweise Methan, verursachen [UBA21z].

Neben den aufgeführten Instrumenten dienen auch die finanzielle Förderung mittels Förderrichtlinien als eine wichtige Klimaschutzmaßnahme. Die Förderrichtlinie für Batterie-, Brennstoffzellen- und von außen aufladbaren (Oberleitungs-)Hybridelektro-Lkw betrifft die Antriebskonzepte im Straßengüterverkehr. Der im August 2021 veröffentlichte Förderaufruf soll Anreize für Betriebe schaffen, ihre Fahrzeugflotten auf alternative Antriebe umrüsten. Die Förderrichtlinie sieht vor, dass die Beschaffung und Umrüstung von Fahrzeugen mit 80 Prozent der anfallenden Kosten gefördert werden. Darüber hinaus wird ebenfalls der Aufbau der benötigten Ladeinfrastruktur in dem Betrieb mit 80 Prozent gefördert. Machbarkeitsstudien und Erweiterungen von Infrastrukturen werden mit 50 Prozent Zuschuss gefördert. Insgesamt stehen bis zum Jahr 2024 1,6 Milliarden Euro für die Beschaffung der Fahrzeuge und 5 Milliarden Euro für die Tankinfrastruktur von Pkw und Lkw zur Verfügung [Now21d]. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen, die über eine geringere Finanzkraft verfügen, profitieren von der finanziellen Förderung alternativer Antriebsformen, da die Anschaffungskosten im Gegensatz zum Diesel-Lkw deutlich höher ausfallen [dena18c].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Alternative Antriebe als Klimaschutzmaßnahme im Straßengüterverkehr (Stand des Wissens: 20.11.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?577534
Literatur
[dena18c] Deutsche Energie-Agentur GmbH (Hrsg.) Einsatzgebiete für Power Fuels: Schwerlaststraßenverkehr, 2018
[Küs22] Küstner, Kai Koalitionsstreit beigelegt: Reform der Lkw-Maut kommt, 2022/11/10
[Now21d] NOW GmbH Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (Hrsg.) BMVI bringt Innovationscluster für klimafreundliche Lkw-Antriebstechnologien auf den Weg, 2021/09/08
[UBA19w] Umweltbundesamt (Hrsg.) Wie energieeffizient ist ein Schiff?, 2019/09/06
[UBA21z] Umweltbundesamt (Hrsg.) Mobilität in die Zukunft steuern: Gerecht, individuell und nachhaltig
, UBA, Dessau-Roßlau, 2021/04, ISBN/ISSN 1862-4804
Glossar
CH4
= Methan. Es ist ein farbloses, geruchloses und leicht brennbares Gas, das zu Kohlendioxid und Wasser verbrennt. Methan ist Hauptbestandteil von Erdgas, Biogas, Deponiegas und Klärgas. Als Erdgas dient es hauptsächlich der Beheizung von Wohn- und Gewerberäumen, als industrielle Prozesswärmeenergie, zur elektrischen Stromerzeugung und in kleinem Umfang als Treibstoff für Kraftfahrzeuge.
Methan gehört zu den klimarelevanten Treibhausgasen. Methan entsteht bei allen organischen Gär- und Zersetzungsprozessen, wie z.B. in Sümpfen, Nassreisfeldern und Massenviehhaltung. (Der Verdauungstrakt von Wiederkäuern produziert Methan.)
Nach Kohlendioxid ist Methan mit einem Anteil von knapp 20 Prozent wichtigster Verursacher des Treibhauseffekts, wobei es ein 20- bis 30-mal wirksameres Treibhausgas als CO2 ist. Die weltweiten Methanemissionen werden auf 500 Mio. Tonnen/Jahr geschätzt, davon gehen rund 70 Prozent auf menschliche Aktivitäten zurück.
Lkw Lastkraftwagen (Lkw) sind Kraftfahrzeuge, die laut Richtlinie 1997/27/EG überwiegend oder sogar ausschließlich für die Beförderung von Gütern und Waren bestimmt sind. Oftmals handelt es sich dabei um Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse zwischen 3,5 und 12 Tonnen. In Einzelfällen kann die zulässige Gesamtmasse diese Werte jedoch auch unter- beziehungsweise überschreiten, sofern das Kriterium der Güterbeförderung gegeben ist. Lastkraftwagen können auch einen Anhänger ziehen.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?576601

Gedruckt am Montag, 29. April 2024 15:57:42