Wirtschaftliche Effekte des Nichtmotorisieren Verkehrs im Dienstleistungssektor
Erstellt am: 25.09.2003 | Stand des Wissens: 27.11.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Die wirtschaftlichen Effekte des Fußgänger- und Radverkehrs gehen über Herstellung und den Verkauf der nötigen Ausrüstung hinaus. Zusätzlich werden durch den Nichtmotorisierten Verkehr (NMV) Impulse für viele andere Service- und Dienstleistungsbereiche gegeben. Diese Angebote tragen nicht nur zur Attraktivitätssteigerung des Fußgänger- und Radverkehrs bei, sie können auch eine Belebung der Wirtschaftstätigkeit erzeugen und sich arbeitspolitisch positiv auswirken [BMVBW98h; BMVBW02c].
Dienstleistungen lassen sich in direkte und indirekte Dienstleistungen unterteilen. Unter direkten Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem Fußgänger- und Radverkehr versteht man [BMVBW98h]:
- Wartung und Reparatur (zum Beispiel Fahrradwaschanlagen in Leer oder München, mobiler Fahrrad-Reparaturservice in Düsseldorf)
- Fahrradstationen mit umfassenden Serviceangeboten
- Fußgänger- und Radverkehrsförderung für die Arbeitswege der Beschäftigten durch die Arbeitgeber
- Einzelhandel (Fahrradwachen, Gepäckschließfächer, Lieferservice, Regenschirmverleih)
- Freizeit- und Tourismusverkehr (Gastronomie an Rad- und Wanderwegen, Pauschalangebote für Radreisende, Fahrrad-Rikschafahrten, Geführte Stadtrundgänge)
- Diebstahlschutz (Codierung von Fahrrädern durch Polizei oder Handel).
Der spezifische Instandsetzungs- und Wartungsbedarf von Fahrrädern ist gegenüber anderen Verkehrsmitteln (zum Beispiel Kraftfahrzeug) zwar deutlich niedriger, jedoch führt eine vermehrte Nutzung zwangsläufig zu zusätzlichen Nachfragefeldern. Diese liegen schätzungsweise bei rund 2,5 Milliarden Euro pro Jahr. Das Verleihen von Fahrrädern stellt insbesondere an stark frequentierten Bahnhöfen und in Tourismusgebieten eine Erweiterung des Marktsegmentes auf dem Dienstleistungssektor dar [AGFS07]. Weiterhin sind Fahrradkurierdienste ein weiteres nennenswertes Marktsegment. Deren Angebotspalette umfasst Botendienste, Postfachleerungen, überregionalen Versand und Transporte für Krankenhäuser oder ähnliches. In Köln werden beispielsweise Lastentransporte bis 300 Kilogramm angeboten. Andere Kurierdienste offerieren einen Einkaufsservice. Derzeit sind in Deutschland etwa 110 Betriebe dieser Art mit einem Marktanteil von circa 1,5 Prozent aktiv [BMVBW02c]. Im Rahmen der Digitalisierung sind Bestellplattformen entstanden, deren Kerngeschäft die Vermittlung von Essensbestellungen ist. Gegen eine Umsatzbeteiligung übernehmen die Plattformen insbesondere in Großstädten auch die Belieferung durch eigenes Personal, welches mit dem Fahrrad unterwegs ist [difu23a]. Auch das Liefern von Einkäufen nach Hause erlebte insbesondere während der Corona-Pandemie einen Aufschwung [BLE21].
- Fremdenverkehrsvereine,
- Touristikveranstalter,
- Gastronomie und Hotellerie,
- Produzenten von Fahrradabstellanlagen sowie
- Arbeitgeber und Einzelhändler.
In diesem Bereich geht es im Wesentlichen um eine einschlägige Beratung, Publikation und Fortbildungsveranstaltungen (Seminare und Ähnliches). Diese Angebote entstehen zumeist aus privaten Initiativen und stellen sich als dauerhaft wirtschaftlich lebensfähig heraus [BMVBW98h].