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Politische Akteure und Gesellschaft

Erstellt am: 03.11.2023 | Stand des Wissens: 29.12.2023
Synthesebericht gehört zu:

Mit dem Ziel einen klimafreundlichen Straßengüterverkehr zu schaffen, beschäftigt sich im Allgemeinen die Europäischen Union (EU) und in Deutschland neben der Bundesregierung, verschiedenen Bundesministerien und bundeseigenen Institutionen auch gesellschaftliche Akteure. Im Folgenden soll ein Überblick über die wesentlichen Akteure und ihre Strategien gegeben werden.
Mit der 2013 beschlossenen Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie (MKS) hat die Bundesregierung den ersten Schritt zur Umsetzung der Klimaschutzziele im Verkehrssektor gemacht und eine technologieoffene Übersicht über alternative Technologie- und Kraftstoffoptionen geschaffen. Auf den Straßengüterverkehr geht sie hierbei mit Maßnahmen wie die Erweiterung der Kraftstoffbasis für Lkw ein. [BMDV21k; BMVI18e] Durch die MKS werden des Weiteren Projekte gefördert, die beispielsweise auf Initiative des Wirtschaftsministeriums entstanden sind. Als Beispiel wären hier Vorhaben zu nennen, welche sich aus der Initiative klimafreundlicher Straßengüterverkehr (2016/2017) des Wirtschaftsministeriums ergeben haben. [ReDa17; BMVI17ay]
Mit einem dreiteiligen Maßnahmenpaket aus dem Gesamtkonzept klimafreundliche Nutzfahrzeuge (2020) beteiligt sich zudem auch das damalige BMVI an dem Erreichen der Klimaziele des Straßengüterverkehrs. [BMVI20bd]
Weitere politische Strategien mit Bezug auf den Straßengüterverkehr sind der Dialogprozess Gas 2030 (2018) des Wirtschaftsministeriums, welcher sich mit dem zukünftigen Einsatz gasförmiger Energieträger beschäftigt, und die Nationale Wasserstoffstrategie (2020) der Bundesregierung, welche einen Handlungsrahmen für den Einsatz von Wasserstoff zum Erreichen der Energiewende festlegt. [BMWK19a; BMWi20b] Als Beratungsgremium der Bundesregierung zu Fragen der Entwicklung des Mobilitätssektors fungiert die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität (NPM). Innerhalb der NPM beschäftigen sich die Arbeitsgruppen Klimaschutz im Verkehr und Alternative Antriebe und Kraftstoffe für nachhaltige Mobilität mit einem umweltfreundlichen Güterverkehr. [NPM21c; NPM20] Außerdem arbeiten die bundeseigenen Unternehmen Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie GmbH (NOW) und Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) an den genannten Problemstellungen sowie der Umsetzung von politischen Strategien.

Die Rolle gesellschaftlicher Akteure für Klimaschutz im Straßengüterverkehr ergibt sich aus ihrer Rolle als Gegengewicht oder Partner staatlichen Handels, wodurch sie den benötigten Transformationsprozess voranbringen können. [ReDa17] Beispielsweise arbeiten die Umweltorganisationen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) und Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) an Fragen zu einer nachhaltigen Gestaltung des Straßengüterverkehrs. Der BUND hat sich vor allem mit der Schaffung eines klimafreundlichen Lieferverkehrs in Städten auseinandergesetzt und fordert in diesem Zug Kommunen auf, Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Lieferverkehr zu schaffen. Lösungsansätze beziehen sich vorwiegend auf die Bündelung von innerstädtischen Transporten durch die Schaffung von City-Hubs und Mikrodepots sowie die Elektrifizierung des Verkehrs. [BUND20b] Die Forderungen des NABU umschließen darüber hinaus: 1) Eine weitreichende Weiterentwicklung der Lkw-Maut, 2) eine Vermeidung von Transporten durch regionale Wirtschaftskreisläufe und 3) eine Verschärfung von CO2-Grenzwerten als Technologietreiber, um eine Antriebswende zu beschleunigen.[NABU23; Rieg18] Während also politische Akteure in ihrem Handeln vor allem auf alternative Kraftstoffe und Antriebe unter dem Paradigma der Technologieoffenheit setzen, konzentrieren sich die gesellschaftlichen Akteure auf eine Umgestaltung des gesamten Logistiksystems unter dem Stichwort Verkehrsvermeidung.
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Alternative Antriebe als Klimaschutzmaßnahme im Straßengüterverkehr (Stand des Wissens: 20.11.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?577534
Literatur
[BMDV21k] Bundesministerium für Digitales und Verkehr (Hrsg.) Klimaschutz im Verkehr - Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie, 2021/10/27
[BMVI17ay] Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) (Hrsg.) Initiative klimafreundlicher Straßengüterverkehr, 2017/06
[BMVI18e] Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) (Hrsg.) Energie auf neuen Wegen: Aktuelles zur Weiterentwicklung der Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie der Bundesregierung, 2018/04
[BMVI20bd] Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Hrsg.) Gesamtkonzept klimafreundliche Nutzfahrzeuge, 2020/11
[BMWi20b] Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (Hrsg.) Die Nationale Wasserstoffstrategie, 2020/06
[BMWK19a] Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (Hrsg.) Dialogprozess Gas 2030 - Erste Bilanz, 2019/10
[BUND20b] BUND (Hrsg.) Klimafreundlicher Lieferverkehr für saubere und lebenswerte Städte, 2020
[NABU23] Naturschutzbund (NABU) (Hrsg.) Straßen entlasten: Bausteine für umweltfreundlichen Güterverkehr, 2023
[NPM20] Nationale Plattform Zukunft der Mobilität (Hrsg.) Klimaziele im Verkehr erreichen: Wege zur Elektrifizierung schwerer Nutzfahrzeuge und zum Einsatz alternativer Kraftstoffe, 2020/12/04
[NPM21c] Nationale Plattform Zukunft der Mobilität (Hrsg.) Die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität , 2021
[ReDa17] Alexander Reif, Cornelius Dahm Globale Klimakrise: Aufbruch in eine neue Zukunft - Ursachen, Auswirkungen und transformative Wege aus der Klimakrise, 2017
[Rieg18] Daniel Rieger Straßengüterverkehr torpediert Klimaziele: NABU fordert rasche Antriebswende bei Lkw, 2018/09/19
Glossar
Lkw Lastkraftwagen (Lkw) sind Kraftfahrzeuge, die laut Richtlinie 1997/27/EG überwiegend oder sogar ausschließlich für die Beförderung von Gütern und Waren bestimmt sind. Oftmals handelt es sich dabei um Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse zwischen 3,5 und 12 Tonnen. In Einzelfällen kann die zulässige Gesamtmasse diese Werte jedoch auch unter- beziehungsweise überschreiten, sofern das Kriterium der Güterbeförderung gegeben ist. Lastkraftwagen können auch einen Anhänger ziehen.
City Der in der Stadtforschung und im allgemeinen Sprachgebrauch für die Kennzeichnung des Stadtzentrums meist größerer Städte verwendete Begriff City ist nicht eindeutig, da er im Englischen eine völlig andere Bedeutung hat. Im englischen Sprachgebrauch kann der Begriff City für drei verschiedene Varianten stehen:
  1. allgemein für eine Großstadt,
  2. für eine historische Stadt mit Bischofssitz und Kathedrale,
  3. für eine Stadt mit königlicher Urkunde und zeremoniellen Privilegien.
Der deutsch Begriff der City leitet sich aus der frühen Konzentration von Bürofunktionen in der historischen City of London ab, da sich dort bereits im 18. Jahrhundert mit dem aufkommenden und rasch entfaltenden Banken- und Versicherungswesen der neue Typ des Bürohauses herausbildete, der den Prozess der Citybildung enorm beschleunigte. In erster Linie ist City ein Funktionsbegriff. Die City ist der zentralst gelegene Teilraum einer größeren Stadt mit einer räumlichen Konzentration hochrangiger zentraler Funktionen des tertiären und quartären Sektors.
BMDV
Bundesministerium für Digitales und Verkehr (bis 10/2005 BMVBW, bis 12/2013 BMVBS und bis 11/2021 BMVI)
Hub Der Begriff Hub kommt vom englischen Begriff "Hub and Spoke", was im Deutschen "Nabe und Speiche" entspricht. Der Hub dient als Sammel- und Knotenpunkt für Hauptverkehrswegen für den Umschlag und die Zusammenfassung von Warenströmen in alle Richtungen, d.h. zur Warenübergabe an regionale Verteiler. Im Postwesen handelt es sich bei Hubs häufig um Paketzentren. Die Transportmittel zur weiteren Beförderung der Sendungen variieren (Schiffe, Flugzeuge, Lkw).
H2 Wasserstoff ("H2" = grch.-lat. für hydrogenium "Wassererzeuger") ist das chemische Element mit der Ordnungszahl 1. Wasserstoff stellt sowohl bezogen auf die Masse (75%) als auch bezogen auf die Zahl der Teilchen (91%) das häufigste aller im All vorkommenden Elemente dar. Wasserstoff ist ein farb- und geruchloses Gas welches in der Natur aufgrund der hohen Reaktivität nicht in seiner elementaren Form vorkommt. Wasserstoff liegt gebunden in Form von Erdöl und Erdgas, in Mineralien, in Biomasse, aber vorwiegend in Form von Wasser vor. Wasserstoff ist somit ein Sekundärenergieträger (Energiespeicher)und muss erst aus den oben genannten fossilen oder nicht fossilen Primärenergieträgern unter Einsatz von zusätzlicher Energie hergestellt werden.
Energiewende im Verkehr
Mit der Energiewende im Verkehr (auch Antriebswende genannt), soll der Endenergiebedarf des Verkehrssektors mit klimaneutraler Antriebsenergie gedeckt und die verwendeten Energien sparsam genutzt werden. Dementsprechend ist die Energiewende im Verkehr insbesondere eine technische Herausforderung, bei der die Verbrennung fossiler Energieträger im Straßen-, Schienen-, Luft- und Schiffsverkehr durch die Nutzung von erneuerbarem Strom, grünem Wasserstoff, Biokraftstoffen und strombasierten synthetischen Kraftstoffen ersetzt wird.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?576253

Gedruckt am Sonntag, 28. April 2024 05:05:40