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Projekte und Erfahrungen auf internationaler Ebene

Erstellt am: 30.06.2023 | Stand des Wissens: 05.07.2023
Synthesebericht gehört zu:

Mit einem aktuellen Anteil von knapp 68 Prozent am globalen Absatzmarkt für Lastenräder wird der europäische Markt als besonders schnellwachsend eingestuft [PMR21]. Im Rahmen einer Umfrage aus dem Jahr 2021 unter 38 Lastenrad-Herstellern wurde Deutschland auf Platz zwei der besten Märkte in Europa eingestuft. Belgien belegte hierbei den ersten Platz. Auf Platz 3 wurde Frankreich genannt. Bei der Umfrage muss jedoch berücksichtigt werden, dass von den 38 teilnehmenden Unternehmen 14 aus Deutschland vertreten waren, während nur zwei dänische Unternehmen teilnahmen. Grundsätzlich zeigt sich jedoch, dass eine hohe Kaufbereitschaft von Lastenrädern in Europa vorhanden ist.
Äquivalent zu den Projekten in Deutschland erproben auch andere Länder Lastenräder als alternatives Transportmittel in der Citylogistik. Bereits im Jahr 2011 wurden im Rahmen einer Studie in Manhattan die Chancen und Herausforderungen des Einsatzes von urbanen Konsolidierungszentren in Kombination mit dem Einsatz von motorisierten und nicht-motorisierten Lastenrädern für die Stadt Manhattan erörtert. Grundlage hierbei war die bereits erfolgreiche Einführung der Konsolidierungszentren in den Städten Paris und London [Conw12].
Ein ähnliches Konzept wird seit dem Jahr 2020 in Barcelona umgesetzt. Nachdem die Stadt im Jahr 2020 eine Umweltzone eingeführt hat, die die Metropolregion in einem Umkreis von 95 Quadratkilometern umfasst, werden in diesem Bereich alternative Lösungskonzepte für den Gütertransport untersucht. Das spanische Unternehmen Vanapedal transportiert beispielsweise 1.500 Pakete pro Tag mit 16 Lastenrädern. Dabei werden ebenfalls Mikro-Depots eingesetzt, von denen die Lastenräder die letzte Meile bis zum Kunden zurücklegen [ICLEI21].
Im Rahmen des Förderprogramms Horizon 2020 finanzierte die EU unter anderem Projekte zur Erprobung und Einführung von Lastenrädern. Ein Beispiel ist das Projekt City Changer Cargo Bike (CCCB), das im Zeitraum von 2018 bis 2021 durchgeführt wurde. Es handelt sich hierbei um ein Projekt, dass 22 unterschiedliche Akteure zusammenbringt, um die Implementierung von Lastenrädern im öffentlichen, privaten und gewerblichen Einsatz europaweit voranzutreiben [CIVI22]. Das Projekt ist darüber hinaus Teil der Civitas Initiative der Europäischen Kommission, um die Verkehrs- und Umweltziele des europäischen Green Deals zu erreichen. Hierbei handelt es sich um ein Netzwerk, dass versucht Städte zu den Themen nachhaltiger Mobilität miteinander zu verbinden [CIVI22a].
Das Projekt Pro-E-Bike, das durch das Intelligent Energy Europe Programm der Europäischen Union kofinanziert wird, fördert ebenfalls den Einsatz von Lastenrädern zur Güter- beziehungsweise Personenbeförderung durch Unternehmen, die öffentliche Verwaltung, Behörden, Hersteller und Verbände. Ziel ist es, wirtschaftliche Geschäftsmodelle zu entwickeln. Dazu käme, dass das Lastenrad im Vergleich zu herkömmlichen Transportmitteln wettbewerbsfähiger gestaltet, ein Überblick über Programme und Initiativen geschafft, die Förderung von Investitionen und der Nutzung von Lastenrädern unterstützt sowie die Reduzierung von Emissionen erreicht wird [ProE22].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Der gewerbliche Einsatz des Lastenrads zur verkehrlichen Entlastung im urbanen Raum (Stand des Wissens: 05.07.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?573000
Literatur
[CIVI22] CIVITAS Initiative (Hrsg.) Introducing the CIVITAS Initiative, 2022/04/07
[CIVI22a] CIVITAS Initiative (Hrsg.) City Changer Cargo Bike , 2022/04/07
[Conw12] Alison Conway, Pierre-Emmanuel Fatisson, Penny Eickemeyer, Jialei Cheng, Diniece Peters Urban Micro-Consolidation and Last Mile Goods Delivery by Freight-Tricycle in Manhattan: Opportunities and Challenges, 2012/06
[ICLEI21] ICLEI Sustainable Mobility (Hrsg.) Barcelona cycle logistics: Last-mile solution for urban freight delivery, 2021/09/30
[PMR21] Persistance Market Research (Hrsg.) Cheaper Operating Cost and Shorter Delivery Times with No Negative Impact on the Environment to Boost Sales of Electric Cargo Bikes, 2021/08/27
[ProE22] Pro-E-Bike (Hrsg.) Project Pro-E-Bike, 2022/03/23
Glossar
Citylogistik Als Citylogistik werden alle Maßnahmen verstanden, die logistische Aktivitäten von logistischen Dienstleistungsunternehmen (Logistikdienstleister) im innerstädtischen Ballungsraum umfassen und der Reduktion oder der Vermeidung von Wirtschaftsverkehr und dessen negativen externen Effekten dienen. Logistische Aktivitäten sind dabei sowohl versorgungsorientiert (inbound) als auch entsorgungsorientiert (outbound).
Letzte Meile
Im Bereich der Telekommunikation bezeichnet die "letzte Meile", auch Teilnehmeranschlussleitung genannt, die Netzstrecke zwischen dem lokalen Verteilerkasten des entsprechenden Kommunikations-Unternehmens und dem Hausanschluss des Endkunden.
In der Logistik steht der Begriff für die Belieferung des Endkunden im Liefer- und Abholverkehr, also dem letzten notwendigen Transportvorgang.
City Der in der Stadtforschung und im allgemeinen Sprachgebrauch für die Kennzeichnung des Stadtzentrums meist größerer Städte verwendete Begriff City ist nicht eindeutig, da er im Englischen eine völlig andere Bedeutung hat. Im englischen Sprachgebrauch kann der Begriff City für drei verschiedene Varianten stehen:
  1. allgemein für eine Großstadt,
  2. für eine historische Stadt mit Bischofssitz und Kathedrale,
  3. für eine Stadt mit königlicher Urkunde und zeremoniellen Privilegien.
Der deutsch Begriff der City leitet sich aus der frühen Konzentration von Bürofunktionen in der historischen City of London ab, da sich dort bereits im 18. Jahrhundert mit dem aufkommenden und rasch entfaltenden Banken- und Versicherungswesen der neue Typ des Bürohauses herausbildete, der den Prozess der Citybildung enorm beschleunigte. In erster Linie ist City ein Funktionsbegriff. Die City ist der zentralst gelegene Teilraum einer größeren Stadt mit einer räumlichen Konzentration hochrangiger zentraler Funktionen des tertiären und quartären Sektors.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?572857

Gedruckt am Montag, 29. April 2024 13:24:08