Fahrradindustrie und Fahrradhandel als Wirtschaftsfaktor
Erstellt am: 19.09.2003 | Stand des Wissens: 13.03.2021
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TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Im Segment des Fahrradverkehrs liegen die wirtschaftlichen Effekte in der Herstellung und Vertrieb von Fahrrädern und Zubehör. Der Jahresumsatz der Fahrradindustrie in Deutschland betrug im Jahr 2020 6,44 Milliarden Euro und die Zahl der Fahrradverkäufe rund 5,04 Millionen Stück [ZIV21]. In Deutschland gibt es 12,848 Beschäftigte in der Fahrradindustrie [Stat21d]. Bei den deutschen Fahrrad- sowie Komponentenherstellern handelt es sich zumeist um kleinere und mittlere Betriebe. Im Jahr 2020 wurden in Deutschland rund 2,15 Millionen Einheiten gefertigt [Stat21d].
Im Jahr 2020 wurden rund 5,04 Millionen Fahrräder und E-Bikes zu einem durchschnittlichen Preis von 1279 Euro verkauft. Damit lag der Gesamtfahrradbestand in Deutschland im Jahr 2020 bei rund 79,1 Millionen Fahrrädern. Die rund 50.000 Beschäftigten der deutschen Fahrradbranche erwirtschafteten einen Gesamtumsatz von gut 6,44 Milliarden Euro [ZIV21].
Zusätzlich zu den in Deutschland gefertigten Rädern wurden im Jahr 2020 3,73 Millionen Fahrräder aus dem Ausland importiert, Tendenz leicht fallend [Stat18l]. Der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) geht davon aus, dass bei einer Steigerung des Radverkehrs um 5 Prozent ein Anstieg des jährlichen Fahrradverkaufs um bis zu 500.000 Einheiten möglich ist. Das würde eine Generierung von etwa 1.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen bedeuten [BMVBW02c].
Im Bereich des Fahrradhandels arbeiteten 2011 rund 28.400 Mitarbeiter [Stat18m] (neuere Zahlen nicht erhältlich). Der Handel erreichte im Jahr 2019 dabei einen Gesamtumsatz von fast 4,9 Milliarden Euro. Seit einiger Zeit engagieren sich auch fachfremde Branchen im Fahrradhandel, darunter eine Vielzahl von Kfz- Händlern [BMVBW98h].
Problematisch wirken sich für deutsche Fahrrad- und Komponentenhersteller die hohen Entwicklungskosten ihrer Produkte aus, wodurch die Vermarktung neuer Produkte erschwert wird. Zudem beeinflussen minderwertige Kopien hochwertiger deutscher oder europäischer Produkte die Marktchancen kleiner Unternehmen negativ [BMVBW98h].
Mit der EUROBIKE in Friedrichshafen und der Internationalen Fahrrad- und Motorradausstellung (IFMA) in Köln werden in Deutschland zwei große Fahrradmessen angeboten. Daneben existieren regionale Fahrradmessen oder Fachausstellungen im Rahmen anderer Ausstellungen [BMVBW98h].
Aufgrund der demographischen Entwicklung werden von den Händlern verstärkt "seniorengerechte" Fahrräder mit tiefem Durchstieg angeboten. Auch Falträder, welche zusammengeklappt leicht im Kfz oder Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) mitgenommen werden können, sowie Elektrofahrräder erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.
Doch auch das Laufrad für kleine Kinder hat eine Renaissance erfahren. So kommen zunehmend Laufräder auf den Markt, die so auch Kinder frühzeitig zum Rad bringen.
Doch auch das Laufrad für kleine Kinder hat eine Renaissance erfahren. So kommen zunehmend Laufräder auf den Markt, die so auch Kinder frühzeitig zum Rad bringen.
Die Wirtschaftlichen Effekte des Fußgängerverkehrs im Bereich Industrie und Handel sind im Gegensatz zum Radverkehr schwierig zu quantifizieren. Im direkten Zusammenhang mit dem Fußgängerverkehr steht die Bekleidungsindustrie. Die Art der notwendigen Bekleidung der Fußgänger ist abhängig vom Umfeld und von der Witterung. Im Bereich für wanderbezogene Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände kann das Ausgabevolumen jährlich auf rund 3,7 Milliarden Euro beziffert werden [DWV10a]. Die sogenannte Outdoor-Kleidung wird zunehmend zum Life-Style-Produkt, die auch im Alltag getragen wird.
Weiterhin bedingen sich der Nichtmotorisierte Verkehr (NMV) und der (Einzel-)Handel gegenseitig. Belebte Quartiere mit hoher Aufenthaltsqualität für Fußgänger und Radfahrer tragen zur Attraktivität eines Handelsstandortes bei [ScHa04]. Einkäufe des täglichen Bedarfs werden meist in näherer Umgebung des Wohnortes, überwiegend zu Fuß oder mit dem Fahrrad, erledigt. Auch in Stadtzentrumsbereichen sind nennenswerte Fußgänger- und Radfahreranteile beim Einkaufen festzustellen. Im Jahr 2008 wurde in 19 ausgewählten deutschen Städten der Modal Split des Einkaufsverkehrs erfasst (siehe Diagramm 1). Besonders in der Fahrradstadt Münster liegt der Anteil des NMV am Einkaufsverkehr bei fast 40 Prozent [HDE10].