Alternative Bedienformen für die Sicherstellung der öffentlichen ländlichen Mobilität
Erstellt am: 11.03.2019 | Stand des Wissens: 03.08.2023
Synthesebericht gehört zu:
Das kritisch geringe Potenzial der flexiblen Bedienformen lässt die Frage aufkommen, welche Möglichkeiten bestehen, um Mobilität im ländlichen Raum zu attraktiveren bzw. aufrecht zu halten und zugleich finanzierbar zu machen. Dazu ist es zunächst notwendig, den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) effizienter zu gestalten [KÜPP11, S. 165]. Diesbezüglich können beispielsweise Leistungen im Wettbewerb vergeben werden. [KÜPP11, S. 165] Darüber hinaus bestehen eine Vielzahl von unterschiedlichen Varianten an alternativen Maßnahmen und Konzepten, die zum Teil bereits vor einigen Jahren entwickelt wurden.
Im Folgenden sollen einige alternative Konzepte dargestellt werden.
Im Folgenden sollen einige alternative Konzepte dargestellt werden.
Der Bürgerbus
Das Konzept des Bürgerbusses stellt eine Sonderform flexibler Bedienformen dar und gehört zum Bereich der selbstorganisierten Mobilität. Eingesetzt wurden Bürgerbusse ab den 1960er Jahren, um den traditionellen ÖPNV zu ergänzen. [BMVBS09aa, S. 102] Die Besonderheit gegenüber anderen Bedienformen besteht darin, dass ehrenamtliche Mitglieder von Bürgerbusvereinen Kleinbusse (bis maximal acht Mitfahrer) fahren. [KÜPP11, S. 163] Ein dauerhaftes Engagement der Ehrenamtlichen ist wichtigste Erfolgsbedingung für dieses Konzept. [KÜPP11, S. 163]
Im Regelfall werden Bürgerbusse als nicht-bedarfsabhängige Linienverkehre auf festgelegten Linien mit Fahrplan, Haltestellen und genehmigtem Tarif betrieben. In manchen Fällen ist jedoch auch eine bedarfsabhängige Bedienung bekannt. Die Ticketpreise des Bürgerbusses können sowohl an den regionalen ÖPNV-Tarif angelehnt als auch über einen eigenständigen Haustarif geregelt sein. Die Fahrpläne von Bürgerbussen sollten auf den konventionellen Linienverkehr abgestimmt sein, um als Zubringer fungieren zu können. [VeHa06, S. 5]
Carsharing im ländlichen Raum
Das Konzept Carsharing ist gekennzeichnet durch eine organisierte, gemeinschaftliche, vom Eigentum unabhängige Nutzung von Kraftfahrzeugen, indem es dem Nutzer erlaubt, ein Kraftfahrzeug kurzzeitig anzumieten. Im ländlichen Raum bestehen bislang nur vereinzelt Carsharing-Angebote, da das Marktpotenzial relativ gering ist. Die somit möglicherweise problematische Kostendeckung, könnte durch den ehrenamtlichen Betrieb als Carsharing-Verein gelöst werden. Nachteil dieses Mobilitätsangebotes ist der zwingend notwendige Führerscheinbesitz, der somit die Hauptnutzergruppe des ÖPNV (Senioren, Jugendliche, Kinder, Behinderte) ausgrenzt. [KÜPP11, S. 164]
Mitfahrgelegenheiten
Die alternative Mobilitätsform der Mitfahrgelegenheit kennzeichnet sich dadurch aus, dass sich durch die organisierte Mitnahme von Personen im eigenen Pkw, Fahrgemeinschaften bilden. Somit kann Mobilität von nicht-motorisierten Bevölkerungsschichten erreicht werden. Mitfahrgelegenheiten können sich sowohl bei täglichen Pendlerfahrten als auch bei punktuellen Langstreckenfahrten bilden. [JaWa16, S. 12f.]
Die Organisation von Mitfahrgelegenheiten erfolgt meist über sogenannte Mitfahrerzentralen. Diese erfasst die angebotenen Fahrten und vermittelt die potenziellen Mitfahrer. Auch über Plattformen im Internet, per Telefon oder über ein Zusteige-Mitnahme-System, bei denen Mitfahrer ihr Ziel durch Schilder an Anzeigetafeln mitteilen, kann die Vermittlung erfolgen. Mitfahrgelegenheiten weisen den Vorteil auf, dass der ohnehin stattfindende Autoverkehr durch einen höheren Besetzungsgrad gekennzeichnet ist. [KÜPP11, S. 162] Somit führt die Bildung von Fahrgemeinschaften zu einer Reduzierung des Verkehrsaufkommens und somit zu einer Minderung des Kohlendioxid-Ausstoßes, welcher positive Effekt auf die Umwelt hat. Zudem ermöglichen Mitfahrgelegenheiten die Teilung der Kosten für die Fahrt und führen somit zu erheblichen Kostenersparnissen beim Fahrer und dessen Mitfahrern. Darüber hinaus bieten Pkws meist einen höheren Komfort als Busse oder Bahnen und es besteht die Möglichkeit, nach Absprache mit dem Fahrer, direkt vor der Haustür abgesetzt zu werden. Mitfahrgelegenheiten können auch eine sinnvolle Ergänzung des ÖPNV-Angebots darstellen. [JaWa16, S. 12f.]
Ein zentraler Nachteil gegenüber des öffentlichen ÖPNV stellt die fehlende Beförderungspflicht dar, sodass die Zielerreichung über Mitfahrgelegenheiten nicht gesichert ist. Zudem ist diese Art des alternativen Mobilitätsangebots lediglich für Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen geeignet. [KÜPP11, S. 162]
Mitnahme durch Fahrdienste
An das Konzept der Mitfahrgelegenheit reiht sich auch das Modell der Mitnahme durch Fahrdienste öffentlicher und privater Dienstleister an. Die ohnehin stattfindenden Fahrten der Dienstleister wie mobile Pflegedienste, Mahlzeitendienste, Postdienste etc. könnten, sofern sie für den Personentransport geöffnet werden, zu einem Grundangebot von Mobilität beitragen. [KÜPP11, S. 164] Vorteilhaft ist, dass die Dienstleistungen effizienter durchgeführt werden und darüber hinaus auch ein Grundangebot an Mobilität angeboten werden kann. Mögliche Nachteile können sich ergeben, wenn der Fokus auf dem Warentransport liegt und dieser gegenüber dem Personentransport bevorzugt wird, wodurch sich lange Wartezeiten und Umwege ergeben können. [KÜPP11, S. 164]
Mobile Dienstleistungen
Die bisherigen alternativen Modelle und Konzepte vereint, dass diese die Nachfrage, also die Bevölkerung zu den Produkten und Dienstleistungen befördern und somit Mobilitätsdienstleistungen darstellen. Beim Konzept der mobilen Dienstleistungen dagegen werden Dienstleistungen und somit das Angebot zu den Nachfragern befördert. Bereits in den 70er und 80er Jahren wurden getreu dieser Organisationsform multifunktionale Einrichtungen, mobile Einrichtungen und Zweigstellen errichtet.
Die Vorteile der mobilen Dienstleistungen liegen darin, dass die Notwendigkeit der Raumüberwindung vieler Menschen entfällt, da sie ihre Bedürfnisse mithilfe des mobilen Angebots vor Ort decken können. Probleme dieser Einrichtungen bestehen allerdings darin, dass deren Qualität meist eingeschränkt ist, wodurch Kundengruppen, die mittels motorisiertem Individualverkehr mobil sind, auf andere Angebote zurückgreifen. Ohne diese Kundengruppe stellt sich jedoch die Frage der wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Angebots und dessen dauerhafter Verbleib. Neue Trends wie der Onlineeinkauf, das E-Learning und das Konzept des Homeoffice werden diese Entwicklung bestärken. [KÜPP11, S. 164]
Das Konzept des Bürgerbusses stellt eine Sonderform flexibler Bedienformen dar und gehört zum Bereich der selbstorganisierten Mobilität. Eingesetzt wurden Bürgerbusse ab den 1960er Jahren, um den traditionellen ÖPNV zu ergänzen. [BMVBS09aa, S. 102] Die Besonderheit gegenüber anderen Bedienformen besteht darin, dass ehrenamtliche Mitglieder von Bürgerbusvereinen Kleinbusse (bis maximal acht Mitfahrer) fahren. [KÜPP11, S. 163] Ein dauerhaftes Engagement der Ehrenamtlichen ist wichtigste Erfolgsbedingung für dieses Konzept. [KÜPP11, S. 163]
Im Regelfall werden Bürgerbusse als nicht-bedarfsabhängige Linienverkehre auf festgelegten Linien mit Fahrplan, Haltestellen und genehmigtem Tarif betrieben. In manchen Fällen ist jedoch auch eine bedarfsabhängige Bedienung bekannt. Die Ticketpreise des Bürgerbusses können sowohl an den regionalen ÖPNV-Tarif angelehnt als auch über einen eigenständigen Haustarif geregelt sein. Die Fahrpläne von Bürgerbussen sollten auf den konventionellen Linienverkehr abgestimmt sein, um als Zubringer fungieren zu können. [VeHa06, S. 5]
Carsharing im ländlichen Raum
Das Konzept Carsharing ist gekennzeichnet durch eine organisierte, gemeinschaftliche, vom Eigentum unabhängige Nutzung von Kraftfahrzeugen, indem es dem Nutzer erlaubt, ein Kraftfahrzeug kurzzeitig anzumieten. Im ländlichen Raum bestehen bislang nur vereinzelt Carsharing-Angebote, da das Marktpotenzial relativ gering ist. Die somit möglicherweise problematische Kostendeckung, könnte durch den ehrenamtlichen Betrieb als Carsharing-Verein gelöst werden. Nachteil dieses Mobilitätsangebotes ist der zwingend notwendige Führerscheinbesitz, der somit die Hauptnutzergruppe des ÖPNV (Senioren, Jugendliche, Kinder, Behinderte) ausgrenzt. [KÜPP11, S. 164]
Mitfahrgelegenheiten
Die alternative Mobilitätsform der Mitfahrgelegenheit kennzeichnet sich dadurch aus, dass sich durch die organisierte Mitnahme von Personen im eigenen Pkw, Fahrgemeinschaften bilden. Somit kann Mobilität von nicht-motorisierten Bevölkerungsschichten erreicht werden. Mitfahrgelegenheiten können sich sowohl bei täglichen Pendlerfahrten als auch bei punktuellen Langstreckenfahrten bilden. [JaWa16, S. 12f.]
Die Organisation von Mitfahrgelegenheiten erfolgt meist über sogenannte Mitfahrerzentralen. Diese erfasst die angebotenen Fahrten und vermittelt die potenziellen Mitfahrer. Auch über Plattformen im Internet, per Telefon oder über ein Zusteige-Mitnahme-System, bei denen Mitfahrer ihr Ziel durch Schilder an Anzeigetafeln mitteilen, kann die Vermittlung erfolgen. Mitfahrgelegenheiten weisen den Vorteil auf, dass der ohnehin stattfindende Autoverkehr durch einen höheren Besetzungsgrad gekennzeichnet ist. [KÜPP11, S. 162] Somit führt die Bildung von Fahrgemeinschaften zu einer Reduzierung des Verkehrsaufkommens und somit zu einer Minderung des Kohlendioxid-Ausstoßes, welcher positive Effekt auf die Umwelt hat. Zudem ermöglichen Mitfahrgelegenheiten die Teilung der Kosten für die Fahrt und führen somit zu erheblichen Kostenersparnissen beim Fahrer und dessen Mitfahrern. Darüber hinaus bieten Pkws meist einen höheren Komfort als Busse oder Bahnen und es besteht die Möglichkeit, nach Absprache mit dem Fahrer, direkt vor der Haustür abgesetzt zu werden. Mitfahrgelegenheiten können auch eine sinnvolle Ergänzung des ÖPNV-Angebots darstellen. [JaWa16, S. 12f.]
Ein zentraler Nachteil gegenüber des öffentlichen ÖPNV stellt die fehlende Beförderungspflicht dar, sodass die Zielerreichung über Mitfahrgelegenheiten nicht gesichert ist. Zudem ist diese Art des alternativen Mobilitätsangebots lediglich für Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen geeignet. [KÜPP11, S. 162]
Mitnahme durch Fahrdienste
An das Konzept der Mitfahrgelegenheit reiht sich auch das Modell der Mitnahme durch Fahrdienste öffentlicher und privater Dienstleister an. Die ohnehin stattfindenden Fahrten der Dienstleister wie mobile Pflegedienste, Mahlzeitendienste, Postdienste etc. könnten, sofern sie für den Personentransport geöffnet werden, zu einem Grundangebot von Mobilität beitragen. [KÜPP11, S. 164] Vorteilhaft ist, dass die Dienstleistungen effizienter durchgeführt werden und darüber hinaus auch ein Grundangebot an Mobilität angeboten werden kann. Mögliche Nachteile können sich ergeben, wenn der Fokus auf dem Warentransport liegt und dieser gegenüber dem Personentransport bevorzugt wird, wodurch sich lange Wartezeiten und Umwege ergeben können. [KÜPP11, S. 164]
Mobile Dienstleistungen
Die bisherigen alternativen Modelle und Konzepte vereint, dass diese die Nachfrage, also die Bevölkerung zu den Produkten und Dienstleistungen befördern und somit Mobilitätsdienstleistungen darstellen. Beim Konzept der mobilen Dienstleistungen dagegen werden Dienstleistungen und somit das Angebot zu den Nachfragern befördert. Bereits in den 70er und 80er Jahren wurden getreu dieser Organisationsform multifunktionale Einrichtungen, mobile Einrichtungen und Zweigstellen errichtet.
Die Vorteile der mobilen Dienstleistungen liegen darin, dass die Notwendigkeit der Raumüberwindung vieler Menschen entfällt, da sie ihre Bedürfnisse mithilfe des mobilen Angebots vor Ort decken können. Probleme dieser Einrichtungen bestehen allerdings darin, dass deren Qualität meist eingeschränkt ist, wodurch Kundengruppen, die mittels motorisiertem Individualverkehr mobil sind, auf andere Angebote zurückgreifen. Ohne diese Kundengruppe stellt sich jedoch die Frage der wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Angebots und dessen dauerhafter Verbleib. Neue Trends wie der Onlineeinkauf, das E-Learning und das Konzept des Homeoffice werden diese Entwicklung bestärken. [KÜPP11, S. 164]