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Geschichte der Bundesverkehrswegeplanung

Erstellt am: 22.10.2018 | Stand des Wissens: 22.12.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Der erste Bundesverkehrswegeplan (BVWP) wurde 1973 veröffentlicht, nachdem der Bundestag das Strukturieren der Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur gefordert hatte. Schon damals umfasste er die Bereiche Straße, Schiene und Binnenwasserstraßen. Anders als der aktuelle BVWP beinhaltete er außerdem den Flugverkehr. Die Priorität lag auf dem Ausbau der Straße, da mit dem straßengebundenen Verkehr auch dünn besiedelte Flächen erschlossen werden konnten. Aus dem Bundesverkehrswegeplan 1973 stammt auch die systematische Nummerierung der Autobahnen.

Im BVWP von 1973 waren die geplanten Aus- und Neubaustrecken länger als heute. So wurde der Ausbau der Strecke München-Stuttgart im ersten Bundesverkehrswegeplan beschlossen, im BVWP 2030 erfolgte eine Unterteilung in die Abschnitte Stuttgart-Ulm, Ulm-Augsburg und in den bereits fertiggestellten Abschnitt Augsburg-München. Bereits 1973 hatten nicht alle Projekte, die im Bundesverkehrswegeplan enthalten waren, eine realistische Chance auf eine Realisierung. Vielmehr gab es eine Diskrepanz zwischen den verfügbaren Mitteln und den benötigten Mitteln im geplanten Zeitraum von etwa 40 bis 60 Prozent [Bund73].

Da sich die Verkehrsnachfrage ständig weiterentwickelt, wurden 1979, 1985, 1992, 2003 und 2016 weitere Bundesverkehrswegepläne beschlossen, die dann auch in die jeweiligen Ausbaugesetze mit eingearbeitet wurden. Vom ersten Bundesverkehrswegeplan bis zum Letzten sind Projekte enthalten, die bereits zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im Bau waren. Gleichzeitig finden sich in den Bundesverkehrswegeplänen auch Projekte, bei denen die Pläne bis zum Ablauf des jeweiligen Bundesverkehrswegeplans beziehungsweise zum Ende der darauffolgenden Planungsperiode noch nicht konkretisiert worden sind. Die Nichtrealisierung von Projekten aus den Bundesverkehrswegeplänen hat nicht immer zur Folge, dass das Projekt automatisch in den nächsten Plan übernommen wird. Durch die langen Planungs- und Bauzeiten haben Projekte, die in einem BVWP neu hinzugekommen sind, kaum eine Chance innerhalb dessen Laufzeit verwirklicht zu werden.

Aufgrund der Wiedervereinigung Deutschlands wurden im Bundesverkehrswegeplan 1992 die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit (VDE) in die Bundesverkehrswegeplanung aufgenommen [BMVI93]. 2003 rückten die Osterweiterung der Europäischen Union und dadurch stärkere Verkehrsbeziehungen zwischen Deutschland und seinen Nachbarländern in den Fokus [BMV03a].

Über die vergangenen Jahre hinweg wurde dem Erschließungsgedanken im BVWP immer weniger Aufmerksamkeit geschenkt und stattdessen ein größeres Augenmerk auf Engpassbeseitigung und den Erhalt der Verkehrsinfrastruktur gelegt. Eine Auswirkung dieser Vorgehensweise zeigt sich im Nah- und Fernverkehr: die Überlagerung und Kapazitätserhöhung der Strecken führt zunehmend zu Verzögerungen im Betriebsablauf. In den modernen Bundesverkehrswegeplänen sind kaum Neubauten fernab von bestehenden Verkehrsachsen vorgesehen, sondern hauptsächlich Ortsumfahrungen und Ausbauten überlasteter Streckenabschnitte. Ein Grund ist der Wunsch nach Erhalt von wichtigen Grün- und Lebensräumen, um die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen in Deutschland und Europa zu schützen.
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Bundesverkehrswegeplanung (BVWP) (Stand des Wissens: 22.12.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?27781
Literatur
[BMV03a] Bundesministerium für Digitales und Verkehr Bundesverkehrswegeplan 2003 , Berlin, 2003
[BMVI93] Bundesministerium für Digitales und Verkehr (Hrsg.) Bundesverkehrswegeplan 1992 Schienennetz, 1993/09/24
[Bund73] Bundesregierung (Hrsg.) Drucksache 7/1045 - Bundesverkehrswegeplan 1973, 1973
Glossar
Neubaustrecke Als Neubaustrecken bezeichnet man gänzlich neu errichtete Verkehrswege, die einem bestehenden Netz hinzugefügt werden. Im Eisenbahnwesen findet der Begriff zumeist auf für den Hochgeschwindigkeitsverkehr gebaute Strecken Anwendung, wobei diese entweder exklusiv durch Personenbeförderungsangebote oder gemeinsam mit dem Güterverkehr genutzt werden. Das konstruktive Anforderungsniveau von Neubaustrecken reicht dabei gemeinhin über die für Ausbaustrecken (ABS) geltende Anforderungen hinaus.
Bundesverkehrswegeplan
Als Instrument einer mittel- bis langfristigen Investitionsrahmenplanung für den Erhalt und Ersatz bundeseigener Verkehrsinfrastruktur erfasst der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) das zwecks zielgerichteter Ausgestaltung sowie Erweiterung von Bundesfernstraßen, Bundeswasserstraßen und Schienenwegen des Bundes erforderliche Finanzierungsvolumen. Auf Basis verkehrsträgerübergreifender Prognosen findet in diesem Zusammenhang eine Priorisierung vorgesehener Neu- und Ausbauprojekte gemäß ihrer gesamtwirtschaftlichen Bewertung sowie ökologischer und raumordnerischer Einschätzungen statt. Grundsätzlich wird infolgedessen zwischen "vordinglichem Bedarf" (VB) und "weiterem Bedarf" (WB) unterschieden.

Der BVWP tritt auf Beschluss des Bundeskabinetts in Kraft und umfasst jeweils einen Zeithorizont von circa zehn bis 15 Jahren. Seit 1973 sind bereits sechs konsekutive Verkehrswegepläne verabschiedet worden. Der letzten, dem Jahr 2016 entstammenden Fortschreibung liegt ein Planungszeitraum bis 2030 und ein Investitionsvolumen in Höhe von 269,6 Milliarden Euro zugrunde, siehe auch gesonderte Wissenslandkarte "Bundesverkehrswegeplanung" hier im Forschungsinformationssystem.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?490495

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 10:53:15