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Flugsicherheit (Safety)

Erstellt am: 03.05.2018 | Stand des Wissens: 12.06.2023
Synthesebericht gehört zu:

Unter dem Begriff "Safety" wird im Rahmen der Flugsicherheit die Verkehrssicherheit verstanden (Flugverkehrssicherheit), das heißt die Abwendung von Unfällen und sonstigen Zwischenfällen im Regelbetrieb. Diese können sowohl am Boden als auch in der Luft auftreten (zum Beispiel Lande- und Startbahnabweichung, Fahrwerkkollaps, harte Landung, instabiler Anflug, Flugzeugfehlfunktion).
Die vorliegende Wissenslandkarte benennt die potenziellen Gefahren im Flugbetrieb, beschreibt die beteiligten Institutionen und geht auf die Herausforderungen und Lösungsansätze zur Steigerung der Flugverkehrssicherheit sowie ihre wirtschaftlichen Implikationen ein.
Die Betrachtung von Sicherheitsaspekten im Flugverkehr muss immer im Kontext der zeitlichen Entwicklung gesehen werden, die geprägt ist von steigenden Passagierzahlen, zunehmend komplexeren technischen Systemen und einer stetig enger werdenden internationalen (politischen) Zusammenarbeit. Letztere basiert auf internationalen Abkommen, Richtlinien und Standards, die für ein einheitliches, hohes Sicherheitsniveau in der zivilen Luftfahrt von besonderer Bedeutung sind.
Sicherheitsrelevante Zwischenfälle bleiben dennoch nicht aus. Dabei sind insbesondere Pilotenfehler, technische Ausfälle, die zunehmende Verkehrsdichte im Luftraum sowie wetterbedingte Probleme als wesentliche Ursachen zu nennen. Gleichzeitig ist jedoch festzuhalten, dass im Vergleich zu den Unfallraten anderer Verkehrsarten die Luftfahrt insgesamt deutlich als am sichersten einzustufen ist [IATA18f]. Gleichwohl existieren regionsspezifische Unterschiede: Auf einem sehr hohen Sicherheitsniveau des Luftverkehrs bewegt sich der Flugverkehr in Europa und Nordamerika, während in weniger entwickelten Weltregionen noch extrem hoher Verbesserungsbedarf besteht  [ASN18].
Zur Etablierung eines hohen Sicherheitsniveaus ist das Zusammenspiel aus Fluggesellschaften, Flugzeugherstellern, Flughafenbetreibern, Flugsicherung und staatlichen Institutionen maßgeblich. Fluggesellschaften sind für Wartung und Instandhaltung von Flugzeugen sowie für die Ausbildung des Flugpersonals zuständig. Die Abfertigung von Flugzeugen und Passagieren am Boden ist Aufgabe der Flughafenbetreiber, wozu auch das Bereitstellen essenzieller Dienste, beispielsweise das Enteisen von Flugzeugen vor dem Start, gehört. Außerdem fällt der Betrieb technischer Systeme zur Kommunikation und Navigation bei Start und Landung in den Aufgabenbereich von Flughäfen. Für die Überwachung und das Management des Luftraums ist die Flugsicherung verantwortlich. In Deutschland ist dies die Deutsche Flugsicherung (DFS), die als privatrechtliches Unternehmen organisiert ist, das sich jedoch in Bundesbesitz befindet. Staatliche Stellen des Bundesministeriums des Inneren (BMI) und des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) führen auf Basis internationaler Richtlinien nationale Vorgaben zur Flugsicherheit ein und sind zudem in die Untersuchung von Unglücksfällen involviert.
Die sich im Feld der Flugsicherheit ergebenden Herausforderungen sind organisatorischer, wirtschaftlicher und technischer Natur. So existiert eine Vielzahl an organisatorischen Regelungen auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene, die kontinuierlich verändert und erweitert werden und deren Einhaltung einen hohen Aufwand erfordert. Aus technischer Sicht sind Reparatur und Wartung von Flugzeugen entscheidend für ein sicheres Fliegen. Die regelmäßige Überprüfung des Flugzeugs, das Austauschen stark belasteter Teile und der Einbau neuster Sicherheitssysteme führt dazu, dass nicht das Alter, sondern der Wartungsstand eines Flugzeugs der entscheidende Parameter für die Flugsicherheit ist. Die wirtschaftliche beziehungsweise wettbewerbliche Herausforderung begrenzt die Zahl der Flugzeug- und Triebwerkshersteller auf einige wenige, spezialisierte Anbieter. Dabei fungiert das hohe Sicherheitsniveau heutiger Flugzeuge als Markteintrittsbarriere für neue Wettbewerber, die ihre Zuverlässigkeit an den Standards der etablierten Hersteller messen müssen.
Maßnahmen zur weiteren Erhöhung der Flugsicherheit umfassen alle Flugphasen (inklusive der Bewegung am Boden). Mittels detaillierter organisatorischer Regelungen, beispielsweise hinsichtlich Mindestabständen in der Luft und am Boden, sowie präventiver Vorkehrungen, wie beispielsweise der Abschreckung von Vögeln im Flughafenbereich zur Verhinderung von Vogelschlag, werden erhebliche Anstrengungen zur Erhöhung der Sicherheit unternommen. Dies gilt auch für strenge Verhaltensregeln für Flug- und Bodenpersonal sowie für technische Neuerungen, wozu unter anderem moderne Navigations- und Kommunikationssysteme sowie der vermehrte Einsatz von Computern zur Unterstützung der Piloten zählen [ADV18; EASA13b; LHTe18].
Darüber hinaus befasst sich die vorliegende Wissenslandkarte auch mit der Wirtschaftlichkeit von Flugsicherheitsmaßnahmen. Eine Analyse in Form einer Gegenüberstellung zwischen vermiedenen Schäden und Kosten der Sicherheitsmaßnahmen ist nicht möglich, da ersteres nicht bekannt ist. Dennoch existieren Ansätze, um Schäden im Falle eines Unglücks im Flugverkehr monetär zu bewerten. Dabei werden für die Kosten bei Eintritt eines Schadensereignisses nicht nur Schäden am Flugzeug, sondern auch Such- und Bergungsaktionen sowie die Kompensation von Personenschäden berücksichtigt [JACC17]. Vor diesem Hintergrund sind aufwändige Sicherheitsmaßnahmen kostengünstiger als die finanziellen und menschlichen Belastungen im Schadensfall. Dies beinhaltet nicht nur technische Systeme, sondern beispielsweise auch die teilweise Einstellung des Flugverkehrs bei Extremwetterlagen.
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Flugsicherheit (Safety) (Stand des Wissens: 12.06.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?484059
Literatur
[ADV18] Flughafenverband ADV (Hrsg.) Vogelschlag, 2018
[ASN18] Aviation Safety Network (Hrsg.) Worst geographical regions, 2018
[EASA13b] European Aviation Safety Agency - Europäische Agentur für Flugsicherheit (Hrsg.) EASA Safety Information Bulletin, 2013/05
[IATA18f] IATA - International Air Transport Association (Hrsg.) FLYING IS BY FAR THE SAFEST FORM OF TRANSPORT
, 2018
[JACC17] JACC (Hrsg.) About Us, 2017/12/21
[LHTe18] Lufthansa Technik (Hrsg.) TCAS: Sicherheit während des Fluges, 2018
Glossar
BMDV
Bundesministerium für Digitales und Verkehr (bis 10/2005 BMVBW, bis 12/2013 BMVBS und bis 11/2021 BMVI)
Instandhaltung
Im Kontext des Erhaltungsmanagements bezeichnen die Begriffe "Instandhaltung" und "bauliche Unterhaltung" bauliche Maßnahmen kleineren Umfangs zur Substanzerhaltung von Verkehrsflächen, die mit geringem Aufwand in der Regel sofort nach Auftreten eines örtlich begrenzten Schadens ausgeführt werden.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?483621

Gedruckt am Samstag, 27. April 2024 19:58:10