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Ablauf und Inhalt von Verkehrsplanungen

Erstellt am: 14.08.2013 | Stand des Wissens: 24.05.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Die Verkehrsplanung befasst sich mit den Ursachen und Auswirkungen von Verkehr sowie den Verkehrsabläufen. Die Aufgabe der Verkehrsplanung ist die "[...] zielorientierte, systematische, vorausschauende und informierte Entscheidungen über Interventionen (Maßnahmen und Maßnahmenbündel), die den Verkehr (Angebot, Nachfrage, Abwicklung und Auswirkungen) betreffen" [FGSV18b, S. 8]. Die Ziele der Verkehrsplanung unterscheiden sich für jeden Planungsprozess. Nach den "Empfehlungen für Verkehrsplanungsprozesse" der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) sollten Planungsprozesse im Einklang mit dem Leitbild "Verkehr soll die gesellschaftliche Teilnahme und Teilhabe jedes Menschen sowie den wirtschaftlichen Austausch ermöglichen. Verkehr darf dabei den dauerhaften Erhalt einer intakten Umwelt nicht gefährden." Ziele formulieren. [FGSV18b, S. 9; Ahrens05, S. 1226].
Verkehrsplanungen verfolgen den Anspruch, die Verkehrsvorgänge und -abläufe sowie deren Auswirkungen entsprechend der politisch festgelegten Ziele zu beeinflussen. Hierfür ist die Zusammenarbeit mit anderen Fachplanungen/-disziplinen sicherzustellen [FGSV18b, S.8].
Wie jede Planung ist auch die Verkehrsplanung ein kontinuierlich zu betreibender Prozess, d. h. es sollte weder einen definierten Anfang noch ein Ende geben. Der Prozess der Verkehrsplanung unterteilt sich nach dem Prozess einer zielorientierten Verkehrsplanung in die Phasen [Ahrens05, S. 1226; FGSV18b, S. 11 f.]:
  •  Vororientierung
  • Problemanalyse
  • Maßnahmenuntersuchung
  • Abwägung und Entscheidung
  • Umsetzung und Wirkungskontrolle
Nach [FGSV18b, S.11 f.] dienen diese Phasen des Verkehrsplanungsprozesses:
  • der Erhebung von relevanten Kenngrößen der Verkehrsentwicklung, sowie Ansammlung von Problemhinweisen und Lösungsvorschlägen
  • der Konkretisierung von Leitlinien und Zielvorstellungen, sowie Analyse aktueller Entwicklungen und Bewertung anhand von Zielen
  • der Entwicklung von Handlungskonzepten und Wirkungsabschätzung z.B. mit Hilfe von Verkehrsberechnungsmodellen
  • der Auswahl beziehungsweise Ablehnung untersuchter Handlungsprogramme
  • der Realisierung der Konzepte, sowie der Wirkungsevaluation
Parallel zum gesamten Planungsprozess finden Rückkopplungen statt. Da Planungsprozesse zugleich stets Lernprozesse sind in denen Information und Kenntnis über die Zeit zunehmen, ist es häufig von Nöten einzelne Resultate und Festlegungen aus vorigen Arbeitsschritten zu korrigieren [FGSV18b, S.11 f.].
Die Verkehrsplanung wird in der Regel verkehrsträgerübergreifend betrieben. Allerdings werden die Maßnahmenkonzepte aus pragmatischen Gründen, unter Berücksichtigung der Kompatibilität untereinander, in der Regel verkehrsträgerspezifisch entwickelt [Ahrens05, S. 1226].
Verkehrsplanung findet auf allen Planungsebenen, von der europäischen bis hin zur Stadtteilebene, statt [FGSV18b, S. 17, Bild 6]:
  • Ebene der Europäischen Union: TEN (transeuropäische Netze)
  • Bundesebene: Bundesverkehrswegeplan, Bedarfspläne Bundesfernstraßen/Bundesschienenwege/Bundeswasserstraßen
  • Landesebene: Landesverkehrswegeplan/-programm, Bedarfspläne Straße/Schiene
  • Regionalebene: Regionaler Verkehrsplan, Nahverkehrsplan
  • Ebene der Kommunen: Verkehrsentwicklungsplan, Stadtteil-Verkehrsplan, sektorale Verkehrskonzepte, Nahverkehrsplan
Auf kommunaler Ebene ist die Verkehrsentwicklungsplanung als Fachplanung Verkehr Bestandteil der Flächennutzungsplanung. Sie verfolgt unter besonderer Berücksichtigung der Sozial- und Umweltverträglichkeit des Stadtverkehrs einen integrierten und verkehrsträgerübergreifenden Ansatz zur strategischen Steuerung und Beeinflussung der zukünftigen Verkehrsentwicklung. Als Fachplan der Flächennutzungsplanung ist sie praktisch eine Pflichtaufgabe der kommunalen Gebietskörperschaften [vgl. FGSV13, S. 44f.].
Der Ablauf einer Verkehrsentwicklungsplanung ist abhängig von den örtlichen Gegebenheiten und Umständen. Hierzu zählen unter anderem [FGSV13, S. 14]:
  • der örtliche Planungsstand
  • der/die auslösende(n) Faktoren zur Durchführung beziehungsweise Fortschreibung
  • die Gebietsgröße
  • die verfügbaren Daten
  • die geplante Aussagenschärfe des künftigen VEP
Die einzelnen Arbeitsschritte der Verkehrsentwicklungsplanung sollen denen des zielorientierten Verkehrsplanungsprozesses mit zusätzlicher Akzentuierung im politischen Abstimmungs- und Beschlussprozess entsprechen [FGSV13, S. 14].
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Verkehrsentwicklungsplanung (Stand des Wissens: 24.05.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?415029
Literatur
[Ahrens05] Ahrens, G.-A. Verkehrsplanung, veröffentlicht in Handwörterbuch der Raumordnung, Ausgabe/Auflage 4. neu bearbeitete Auflage, Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Hannover, 2005, ISBN/ISSN 978-3-88838-555-1
[FGSV13] Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e.V. , Ahrens, G.-A., Beckmann, K. J., Fleischer, A., Gertz, C., Hubrich, S., Jansen, U., Kemming, H., Kleinwächter, E., Koch, M., Koppen, G.-F., Lorenz, K., Meißner, A., Noßwitz, U., Ohm, D., Ott, R., Polzin, G., Schnüll, R., Thiemann-Linden, J., Wagner, V., Waßmuth, V., Hinweise zur Verkehrsentwicklungsplanung, Ausgabe/Auflage 2013, FGSV-Nr. 162, FGSV Verlag, Köln, 2013, ISBN/ISSN 978-3-86446-058-6
[FGSV18b] FGSV-Arbeitsausschuss 1.1 "Grundsatzfragen der Verkehrsplanung" (Hrsg.) Empfehlungen für Verkehrsplanungsprozesse, 2018, ISBN/ISSN 978-3-86446-208-5
Weiterführende Literatur
[FGSV12a] Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e.V. Hinweise zur Beteiligung und Kooperation in der Verkehrsplanung, Ausgabe/Auflage Ausgabe 2012, FGSV Verlag, Köln, 2012, ISBN/ISSN 978-3-86446-018-0
[Ahrens08] Ahrens, G.-A. Integrierte VEP - Anspruch und Wirklichkeit, veröffentlicht in Jubiläumsband "100 Jahre DVWG 1908 bis 2008, Sonderheft der Zeitschrift Internationales Verkehrswesen, DVV Media Group, Berlin, 2008
Glossar
Bundesverkehrswegeplan
Als Instrument einer mittel- bis langfristigen Investitionsrahmenplanung für den Erhalt und Ersatz bundeseigener Verkehrsinfrastruktur erfasst der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) das zwecks zielgerichteter Ausgestaltung sowie Erweiterung von Bundesfernstraßen, Bundeswasserstraßen und Schienenwegen des Bundes erforderliche Finanzierungsvolumen. Auf Basis verkehrsträgerübergreifender Prognosen findet in diesem Zusammenhang eine Priorisierung vorgesehener Neu- und Ausbauprojekte gemäß ihrer gesamtwirtschaftlichen Bewertung sowie ökologischer und raumordnerischer Einschätzungen statt. Grundsätzlich wird infolgedessen zwischen "vordinglichem Bedarf" (VB) und "weiterem Bedarf" (WB) unterschieden.

Der BVWP tritt auf Beschluss des Bundeskabinetts in Kraft und umfasst jeweils einen Zeithorizont von circa zehn bis 15 Jahren. Seit 1973 sind bereits sechs konsekutive Verkehrswegepläne verabschiedet worden. Der letzten, dem Jahr 2016 entstammenden Fortschreibung liegt ein Planungszeitraum bis 2030 und ein Investitionsvolumen in Höhe von 269,6 Milliarden Euro zugrunde, siehe auch gesonderte Wissenslandkarte "Bundesverkehrswegeplanung" hier im Forschungsinformationssystem.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?415004

Gedruckt am Freitag, 19. April 2024 21:29:56