Eigenschaften von Infrastrukturkostenfunktionen
Erstellt am: 22.01.2013 | Stand des Wissens: 25.06.2022
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Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch
Die langfristige Kostenfunktion hat einen degressiven Charakter, weshalb die langfristigen Durchschnittskosten ebenfalls mit zunehmender Nachfrage fallen. Die folgende Abbildung verdeutlicht dies:
Abb. 1: Kurzfristige sozialen Durchschnittskosten für vier unterschiedliche Dimensionierungslösungen einer Straße (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Das Schaubild zeigt die kurzfristigen sozialen Durchschnittskosten für vier unterschiedliche Dimensionierungslösungen einer Straße. Die sozialen Durchschnittskosten bestehen aus den durchschnittlichen Infrastrukturkosten des Betreibers und den Nutzerkosten jedes Nutzers. Zu ihnen zählen allgemein auch die durchschnittlichen externen Umweltkosten; diese werden momentan jedoch nicht betrachtet. Die untere Grenze der kurzfristigen sozialen Durchschnittskosten (sie ist im obigen Schaubild allerdings nicht eingezeichnet) beschreibt die langfristigen sozialen Durchschnittskosten. Dies ist eine fallende Funktion, wobei diese Eigenschaft hinreichend ist für die Feststellung eines natürlichen Monopols.
Eine weitere Besonderheit der Infrastrukturkosten ist die Irreversibilität von Investitionen: Bei einem Rückbau einer Infrastruktur gehen unweigerlich die ursprünglichen Planungs- und Baukosten verloren. Alternative Nutzungen sind auch meist unmöglich. Diese sogenannten sunk costs erhöhen das Risiko für private Investoren und verhindern partiell einen dynamischen Wettbewerb. Auch können durch die sunk costs und die Skaleneffekte staatliches planerisches, investives sowie koordinierendes Eingreifen begründet werden.
Infrastruktur-Kostenfunktionen zeichnen sich auch durch sehr langfristige Fixkosten und sprunghafte Kostenverläufe aus. Beispielsweise benötigt allein schon die Existenz einer Straße für Motorfahrzeuge einen gewissen Streifen an Land und eine Trassierung. Kapazitätserweiterung findet in Form der Errichtung zusätzlicher Spuren (ganzzahlig) statt. Diese Eigenschaft führt dazu, dass viele Straßen und Eisenbahnstrecken in dünn besiedelten Räumen weit von ihrer Kapazitätsgrenze entfernt ausgelastet werden. Eine Refinanzierung aufgrund der Erhebung externer Staugrenzkosten ist dort unmöglich.