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Nutzen von Fahrgemeinschaften im Berufsverkehr

Erstellt am: 03.06.2010 | Stand des Wissens: 21.06.2019
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Durch Fahrgemeinschaften im Berufsverkehr profitieren sowohl das Verkehrssystem und die Gesellschaft als auch die Betriebe und Teilnehmer.

Positive Wirkungen für die Allgemeinheit sind im Wesentlichen [ACE00; Schö03a, ETH11]:
  • eine Steigerung der Lebensqualität,
  • eine Senkung des Unfallrisikos sowie
  • die Verringerung von Emissionen (Lärm, Schadstoffe, CO2) durch eine verringerte Verkehrsleistung des Autoverkehrs.
Die Pkw-Verfügbarkeit ist in Deutschland vergleichsweise sehr hoch. Durch Fahrgemeinschaften könnte grundsätzlich der Pkw-Bedarf reduziert werden. Im Berufsverkehr sind rund 90 Prozent der Autofahrer allein unterwegs. Dies bedeutet einen Besetzungsgrad im Berufsverkehr von 1,1. Eine Erhöhung des Besetzungsgrades um 0,2 würde bei sonst gleichen Personenkilometern die Summe der Pkw-Kilometer (also das Verkehrsaufkommen) um 11 Prozent reduzieren [DHHK98].

Durch die Bereitstellung unternehmensinterner Fahrzeuge, die ausschließlich für Fahrgemeinschaften im Berufsverkehr genutzt werden, kann laut einem Szenario der Anteil der Fahrer in Fahrgemeinschaften um rund 3 Prozentpunkte zu Lasten der alleinigen Pkw-Nutzung gesteigert werden [Funk06, S. 214 f.].

Auch Betriebe profitieren durch die Förderung von Fahrgemeinschaften. Die Mitarbeiter kommen weniger gestresst zur Arbeit und Kosten für Parkraum können eingespart werden.

Für die Teilnehmer bietet die Nutzung von Fahrgemeinschaften im Vergleich zur Alleinnutzung des eigenen Pkw eine Reihe von Vorteilen. Dabei wird der finanzielle Vorteil oft als wesentliche Motivation identifiziert. Aber auch Umweltschutzgründe und weniger Stress spielen eine große Rolle.
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Fahrgemeinschaften im Berufsverkehr (Stand des Wissens: 21.06.2019)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?56871
Literatur
[ACE00] Monz, Beate Hin & Her, Ausgabe/Auflage 1, Hermann G. Abmeyer, Stuttgart, 2000
[DHHK98] H. Dürholt , R. Hamacher , H. Hautzinger , B. Krämer , L. Neumann , Th. Pischner , B. Schaaf Strategien zur Erhöhung des Besetzungsgrades im Pkw-Verkehr, Heilbronn, 1998/06
[ETH11] ETH Zürich - Research Collection (Hrsg.) Potential von Fahrgemeinschaften, 2011
[Funk06] Funke, Torsten Entwicklung von Verkehrsmittelwahlmodellen für komplexere Mitfahrverkehre, Stuttgart, 2006
[Schö03a] Schöch, Roland Betriebliches Mobilitätsmanagement, 2003/04
Weiterführende Literatur
[UBA20d] Heinitz, Prof. Dr. Florian Potenziale und Hemmnisse für Pkw-Fahrgemeinschaften in Deutschland, Ausgabe/Auflage Texte | 216/2020, 2020/11, ISBN/ISSN 1862-4804
Glossar
Personenkilometer
Die Einheit Personenkilometer [Pkm] beschreibt die im Rahmen einer Personenbeförderung erbrachte Verkehrsarbeit. Diese definiert sich als Produkt der Verkehrsmenge (Summe der beförderten Personen) und der von dieser dabei zurückgelegten Wegstrecke in km.
Verkehrsarbeit [Pkm] = Verkehrsmenge [P] * Wegstrecke [km]
Besetzungsgrad Unter Besetzungsgrad wird die Auslastung von Verkehrsmitteln verstanden. Im Öffentlichen Personennahverkehr entspricht das Platzangebot dabei i. d. R. der Summe aus den Sitzplätzen und 4 Plätzen je m² Stehfläche. Der Besetzungsgrad wird hierbei in % angegeben. Er liegt im Durchschnitt bei rd. 20 % und erreicht in der Spitze Werte zwischen 80 und 100 %. Vor allem bei besonderen Veranstaltungen kann der Besetzungsgrad im ÖPNV auch über 100 % betragen. In Analogie hierzu wird auch im Individualverkehr oft dieser Begriff verwendet; damit sind jedoch häufig die Anzahl der (durchschnittlich) im Auto befindlichen Personen gemeint (z. B. 1,2 Personen) und nicht die Platzauslastung. Zum Teil wird daher auch der Begriff "Besetzungszahl" verwendet. Der Quotient aus der Summe der Personenfahrten im Pkw und der Anzahl der Pkw-Fahrten wird auch als "ungewichteter Besetzungsgrad" bezeichnet. Daneben gibt es den seltener verwendeten "gewichteten Besetzungsgrad", der die Fahrtlängen berücksichtigt. Da mit zunehmender Fahrtlänge die Besetzung höher ist, liegt der gewichtete Besetzungsgrad um ca. 0,1 höher als der ungewichtete.
Verkehrsaufkommen Das Verkehrsaufkommen beschreibt die Anzahl der zurückgelegten Wege, beförderten Personen oder Güter pro Zeiteinheit. Im Unterschied dazu bezieht sich das spezifische Verkehrsaufkommen auf zurückgelegte Wege und beschreibt die mittlere Anzahl der Ortsveränderungen pro Person und Zeiteinheit.
Verkehrsleistung
Die Verkehrsleistung gibt Auskunft über die Inanspruchnahme von Ressourcen. Als Verkehrsleistung wird die auf eine Zeiteinheit t (zum Beispiel ein Jahr) bezogene Verkehrsarbeit definiert und als Quotient dargestellt. Die Verkehrsarbeit wird dabei als Produkt von Verkehrseinheiten (zum Beispiel Güter oder Personen) und der durch diese zurückgelegten Strecke gebildet. In der Verkehrswissenschaft sind die Einheiten Personenkilometer pro Jahr [Pkm/a] oder Tonnenkilometer pro Jahr [tkm/a] gebräuchlich.
Szenarien Ein Szenario ist ein Bild der Zukunft, das sich aus einer bestimmten Kombination von relevanten Einflussfaktoren und Rahmenbedingungen entwickelt. Das grundsätzliche Anliegen von Szenarien besteht darin, verschiedene Handlungsoptionen zu verdeutlichen und ihre Folgewirkungen transparent zu machen.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?320745

Gedruckt am Samstag, 20. April 2024 14:56:42