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Umweltbilanz von Bioethanol

Erstellt am: 06.03.2010 | Stand des Wissens: 01.03.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.

Die Verwendung von Bioethanol schont fossile Ressourcen, reduziert die Erdölabhängigkeit und kann als Substitut für Benzin zu Treibhausgaseinsparungen führen. Sofern Kohlenstoffdioxid (CO2) bei der Produktion aufgenommen (Anbau von Biomasse) und anschließend bei der Verbrennung wieder freigesetzt wird, gilt dies als CO2-neutral. Dennoch fallen auch bei der Herstellung von Bioethanol CO2-Emissionen an, wobei es eine große Spannbreite gibt, welche maßgeblich von der Verwendung von Düngemitteln beim Anbau der zucker- oder stärkehaltigen Pflanzen abhängt [Maus19, S. 261ff.]. Stickstoffreiche Dünger geben Lachgas (N2O) in die Atmosphäre ab. Dieses wirkt in seiner Treibhausgaswirkung 296-fach stärker als CO2 [IPCC01a]. Wenn zudem die Steigerung der Energiepflanzenproduktion mit der Rodung von Regenwald sowie einer Nutzungsänderung von Flächen mit einem hohen CO2-Speicherwert einhergehen, kann dies die CO2-Bilanz zusätzlich negativ beeinflussen. Darüber hinaus erfolgt der Anbau oft in Monokulturen, was zu einem Verlust der Biodiversität führt. Nicht zuletzt wirkt sich der Anbau auch auf die Wasserverfügbarkeit und -qualität aus. [KoZi12, S.26 ff.]
Die CO2-Einsparung für Bioethanol schwankt außerdem stark in Abhängigkeit vom verwendeten Rohstoff und der Art der Produktionsanlagen und der Energiebereitstellung in diesen Anlagen [ZaPe21, S. 132ff.]. Das heißt beispielsweise, ob Biomasse oder fossile Energieträger zur Energieerzeugung verwendet werden und ob Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) zum Einsatz kommen. Den besten Wert erreicht Ethanol aus Zuckerrohr mit etwa 60 Gramm CO2-Äquivalenten pro Megajoule. Den schlechtesten Wert erzielt die Produktion aus Weizen mit 100 Gramm CO2-Äquivalenten pro Megajoule Ethanol. [Maus19, S. 261ff.]
Die CO2-Bilanz fällt beim Einsatz von zellulosehaltigen Rohstoffen am besten aus. Die Emissionseinsparungen durch Bioethanol auf Basis des Einsatzes  (zellulosehaltiger) Abfälle und Reststoffe waren in den Jahren 2018 und 2019 am höchsten. [BLE20, S.66] 
Glossar
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IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Biokraftstoffe der ersten Generation (Stand des Wissens: 01.03.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?304398
Literatur
[BLE20] Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) (Hrsg.) Evaluations- und Erfahrungsbericht für das Jahr 2019, 2020
[KoZi12] Kovac, Sarah , Zimmer, René Energiepflanzenanbau und Biokraftstoffproduktion in Brasilien - Fakten und Meinungen, 2012
[Maus19] Maus, Wolfgang (Hrsg.) Zukünftige Kraftstoffe, 2019
[ZaPe21] Zapf, Martin , Pengg, Hermann , Bütler, Thomas , Bach, Christian , Weindl, Christian (Hrsg.) Kosteneffiziente und nachhaltige Automobile, 2021
Glossar
O2
= Sauerstoff. Im Normzustand ist Sauerstoff ein farbloses, geruchloses und geschmackloses Gas. Es ist sehr reaktiv, fast jedes chemische Element, abgesehen von Edelgasen, reagiert mit Sauerstoff, um Verbindungen zu bilden.
Sauerstoff ist von großer Bedeutung, weil er wesentlich an den Atmungsprozessen der meisten lebenden Zellen und an Verbrennungsprozessen beteiligt ist. Es ist das am häufigsten vorkommende Element der Erdkruste. Die Luft besteht zu fast einem Fünftel (Volumen) aus Sauerstoff. Ungebundener gasförmiger Sauerstoff besteht normalerweise aus einem zweiatomigen Molekül (O2), es gibt ihn aber auch in dreiatomiger Form (O3,) besser bekannt unter dem Begriff Ozon.
Biomasse Biomasse umfasst:
  • Reststoffe wie z.B. Restholz, organische Abfälle (Biomüll, Gülle etc.), Stroh sowie
  • Energiepflanzen wie z.B. Raps, schnell wachsende Baumarten, Energiegetreide, Miscanthus.
CO
= Kohlenstoffmonoxid. CO ist eine chemische Verbindung aus Kohlenstoff und Sauerstoff und gehört damit neben Kohlenstoffdioxid zur Gruppe der Kohlenstoffoxide. Es ist ein farb-, geruch- und geschmackloses Gas. Kohlenstoffmonoxid beeinträchtigt die Sauerstoffaufnahme von Menschen und Tieren. Schon kleine Mengen dieses Atemgiftes haben Auswirkungen auf das Zentralnervensystem.
Es entsteht bei der unvollständigen Oxidation von kohlenstoffhaltigen Substanzen. Dies erfolgt zum Beispiel beim Verbrennen dieser Stoffe, wenn nicht genügend Sauerstoff zur Verfügung steht oder die Verbrennung bei hohen Temperaturen stattfindet. Kohlenstoffmonoxid selbst ist brennbar und verbrennt mit Sauerstoff zu Kohlenstoffdioxid. Hauptquelle für die CO-Belastung der Luft ist der Kfz-Verkehr.
N2O = Distickstoffoxid (Lachgas). Ein farb- und geruchloses, leicht süßlich schmeckendes und chemisch reaktionsträges Gas. Lachgas ist ein Treibhausgas, dessen Treibhauswirksamkeit 298-mal so groß ist wie die von CO2. Menschenverursachte Emissionen stammen hauptsächlich aus der Landwirtschaft.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?290574

Gedruckt am Montag, 29. April 2024 11:48:58