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Maßnahmen zur Minderung von Luftverkehrsschadstoffen

Erstellt am: 29.06.2005 | Stand des Wissens: 27.02.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.

Um die Luftverkehrsschadstoffe zu reduzieren, können administrative, betriebliche und technische Maßnahmen ergriffen werden. Diese sollten sowohl den Anforderungen für einen sicheren Flugbetrieb entsprechen als auch den nachhaltigen kurz-, mittel- und langfristigen Zielen gerecht werden.
Administrative Maßnahmen
Es gibt verschiedene administrative Maßnahmen zur Reduzierung von Luftverkehrsschadstoffen, die von verschiedenen Akteuren umgesetzt werden können. Die folgenden Beispiele zeigen, dass sie sowohl international, national als auch flughafenspezifisch sein können:
  • Die Festlegung von Grenzwerten für Schadstoffe wie HC (Kohlenwasserstoffe), CO (Kohlenmonoxid), NOx (Stickoxide) und Ruß durch die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) ist eine Richtlinie, die von Luftverkehrsbetreibern, einschließlich Luftfahrzeugherstellern und Luftverkehrsgesellschaften, durch geeignete Maßnahmen erfüllt werden muss.
  • Auf nationaler Ebene sind durch den Gesetzgeber Schranken in Form von Gesetzen, Vorschriften, et cetera definiert, welche den Flugbetrieb lediglich unter der Bedingung der Einhaltung dieser Schranken zulassen. Als wesentliche Gesetze bezüglich der Reduktion von Schadstoffen in Deutschland, sind das Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung [UVPG] und das Bundesimmissionsschutzgesetz  [BImSchGa] zu nennen. Das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung [KSG] sowie der Klimaschutzplan 2050 geben den nachhaltigen Rahmen vor [BReg22a; BMUB16c]. Von besonderer Wichtigkeit ist zusätzlich der 2020 von den Unternehmen der deutschen Luftverkehrswirtschaft vorgelegte Masterplan [BDL20b]. Dieser sieht vor, dass bis 2050 die Flotten mit modernen Flugzeugen erneuert und alternative Flugkraftstoffe eingesetzt werden. Auch sollen Flughäfen CO2-neutral und Flugrouten effizienter werden. Des Weiteren soll der Intermodalverkehr gestärkt und der Verkehr auf die Schiene verlagert werden. Zusammen mit einer wettbewerbsneutralen CO2-Bepreisung (Emissionshandelsystem) sowie weiteren Maßnahmen, soll so das Ziel von einem CO2-neutralen Flugverkehr in Europa im Jahr 2050 erreicht werden [EuP22]. Auf internationaler Ebene wurde die Vision emissionsfreier Luftverkehr ab 2050 von der Air Transport Action Group (ATAG) im Waypoint 2050 Report dargestellt [ATAG21]. Zudem wurden im Rahmen der EU-Initiative "Fit for 55" eine Reihe von politischen Maßnahmen beschlossen, die auch den Luftverkehr betreffen wie die seit dem 15.05.2023 geltende Novellierung der Emissionshandelsrichtlinie [GrWi23]. Zudem schreibt das Europäische Klimaschutzgesetz [2021/1119 ] einige Richtwerte als binden vor.
  • Die Erhebung von Landeentgelten durch die Flugplätze selbst, gibt diesen die Möglichkeit schadstoff- und lärmarme Luftfahrzeuge mit geringeren Entgelten zu belegen und somit ein Verhältnis zwischen Entgeltstruktur und Umweltwirkung zu schaffen.
Letztlich können administrative Maßnahmen nur ein Anforderungsprofil für die Schadstoffreduktion darstellen. Die tatsächliche Umsetzung dieser Anforderungen und somit auch der administrativen Maßnahmen erfordert jedoch die Umsetzung technischer und betrieblicher Maßnahmen.
Technische Maßnahmen
Die Reduktion der Schadstoffemissionen des Luftverkehrs durch technische Maßnahmen sind vorranging durch die optimierten Konstruktionen des Luftfahrzeuges selbst und dessen Antrieb zu erzielen (zum Beispiel durch verbesserte Aerodynamik und Antriebskonzepte, welche den Bau eines leichteren Flugzeuges ermöglichen, was wiederum zu weniger Kraftstoffverbrauch führt). Zudem sind die Luftfahrzeughersteller und Triebwerksentwickler in einer besonderen Verantwortung die Lärm- und Schadstoffemission durch geeignete Maßnahmen zu minimieren.
Betriebliche Maßnahmen
Schadstoffarme Flugbetriebsverfahren, bei denen optimal Steig- und Fluggeschwindigkeiten im Reiseflug eingehalten werden, ebenso wie ein Flughöhenprofil, welches bezogen auf den Brennstoffverbrauch optimal ist, gehören zu den betrieblichen Maßnahmen. Darüber hinaus gibt es verschiedene innovative Ansätze im Bereich des Air Traffic Managements (ATM), Emissionen zu reduzieren, wie zum Beispiel durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz [EuKo20h].
Verschiedene Akteure auf nationaler und internationaler Ebene entwerfen Konzepte zur Verringerung der Emissionen im Luftverkehr. Sie gliedern sich in wirtschaftliche Gruppierungen (International Air Transport Association (IATA), Luftverkehrsgesellschaften), staatliche/öffentliche Institutionen, wie Bundesregierung, Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO), Europäische Union oder Bundestag und die Nichtregierungsorganisationen, wie beispielsweise Center for Clean Air Policy (CCAP), Germanwatch, International Coalition for Sustainable Aviation (ICSA), Greenskies oder Transport & Envrionment (T&E).
Dabei vertritt jede Gruppierung vornehmlich eigene Interessen und es obliegt den staatlichen Institutionen im Interessenkonflikt zu vermitteln und angemessene politische Lösungen zu finden.
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Maßnahmen zur Minderung von Luftverkehrsschadstoffen (Stand des Wissens: 28.02.2024)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?34402
Literatur
[ATAG21] Air Transport Action Group, (Hrsg.) Waypoint 2050 - Balancing growth in connectivity with a comprehensive global air transport response to the climate emergency: a vision of net-zero aviation by mid-century., 2021/09
[BDL20b] Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft e.V. (BDL) (Hrsg.) Masterplan Klimaschutz im Luftverkehr - Maßnahmen für einen CO2-neutralen Luftverkehr, 2020
[BMUB16c] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (Hrsg.) Klimaschutzplan 2050 - Klimaschutzpolitische Grundsätze und Ziele der Bundesregierung, 2016/11
[BReg22a] Bundesregierung (Hrsg.) Klimaschutzgesetz - Generationenvertrag für das Klima, 2022/11/07
[EuKo20h] Europäische Kommission (Hrsg.) Aufbau von Vertrauen in KI beim Flugverkehrsmanagement, 2020/10/19
[EuP22] Europäisches Parlament (Hrsg.) Reduzierung der Emissionen im Luft- und Schiffsverkehr: EU-Maßnahmen erklärt, 2022/06/14
[GrWi23] Vernea Graichen,, Nora Wissner Luftverkehr im EU-ETS und CORSIA im "Fit for 55"-Paket

, 2023/09
Rechtsvorschriften
[2021/1119 ] Europäisches Klimagesetz
[BImSchGa] Bundes-Immissionsschutzgesetz
[KSG] Bundes-Klimaschutzgesetz
[UVPG] Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung
Glossar
IATA Die Internationale Luftverkehrs-Vereinigung - IATA (International Air Transport Association) ist der weltweit tätige Verband der Verkehrsfluggesellschaften.
HC
= hydrocarbons, zu Deutsch: Kohlenwasserstoffe. Als Kohlenwasserstoffe werden in der Chemie Verbindungen bezeichnet, die ausschließlich Kohlenstoff (C) und Wasserstoff (H) im Molekül enthalten.
CO
= Kohlenstoffmonoxid. CO ist eine chemische Verbindung aus Kohlenstoff und Sauerstoff und gehört damit neben Kohlenstoffdioxid zur Gruppe der Kohlenstoffoxide. Es ist ein farb-, geruch- und geschmackloses Gas. Kohlenstoffmonoxid beeinträchtigt die Sauerstoffaufnahme von Menschen und Tieren. Schon kleine Mengen dieses Atemgiftes haben Auswirkungen auf das Zentralnervensystem.
Es entsteht bei der unvollständigen Oxidation von kohlenstoffhaltigen Substanzen. Dies erfolgt zum Beispiel beim Verbrennen dieser Stoffe, wenn nicht genügend Sauerstoff zur Verfügung steht oder die Verbrennung bei hohen Temperaturen stattfindet. Kohlenstoffmonoxid selbst ist brennbar und verbrennt mit Sauerstoff zu Kohlenstoffdioxid. Hauptquelle für die CO-Belastung der Luft ist der Kfz-Verkehr.
NOx
= Stickoxide. Ist die Sammelbezeichnung für die Oxide des Stickstoffs. Die wichtigsten Stickoxide sind Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid. Es sind gasförmige Verbindungen, die sich nur wenig in Wasser lösen.
Die wichtigsten Stickoxid-Quellen sind natürliche Vorgänge, wie zum Beispiel mikrobiologische Umsetzungen im Boden, sowie Verbrennungsvorgänge bei Kraftwerken, Kraftfahrzeugen und industrielle Hochtemperaturprozesse, bei denen aus dem Sauerstoff und Stickstoff der Luft Stickoxide entstehen. Stickstoffdioxid ist ein Reizstoff, der die Schleimhäute von Augen, Nase, Rachen und des Atmungstraktes beeinträchtigt.
ICAO
Die International Civil Aviation Organization (ICAO) ist die Internationale Zivilluftfahrtorganisation zur Vereinheitlichung und Regelung der Zivilluftfahrt durch Veröffentlichungen von Richtlinien und Empfehlungen.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?153105

Gedruckt am Montag, 29. April 2024 15:16:04