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Marktstruktur der deutschen Binnenschifffahrt und ihre Entwicklungstendenzen

Erstellt am: 26.11.2004 | Stand des Wissens: 26.04.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig

DDie Nachfrage nach Transportleistungen der Binnenschifffahrt ist in starkem Maße von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängig und somit von Ereignissen, wie der globalen Finanzkrise im Jahr 2008, besonders betroffen. Nicht alle binnenschiffaffinen Güter werden jedoch in gleichem Ausmaß von einem solchen wirtschaftlichen Einbruch tangiert. So wird zum Beispiel die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Erzeugnissen von konjunkturunabhängigen Faktoren beeinflusst [ZKR11].

Insgesamt hat sich das Güterverkehrsaufkommen der Binnenschifffahrt in Deutschland in den vergangenen Jahren relativ konstant entwickelt, wobei jedoch eine Abnahme zu beobachten ist (vergleiche Abbildung 1). Im Jahr 2004 wurden insgesamt rund 236 Millionen Tonnen Güter mit Binnenschiffen transportiert. Bis zum Jahr 2008 stieg das Verkehrsaufkommen der Binnenschifffahrt auf circa 246 Millionen Tonnen. Bedingt durch die Wirtschaftskrise sank das Aufkommen im Jahr 2009 auf etwa 204 Millionen Tonnen. Nach einer zwischenzeitlichen Stabilisierung kam es jedoch wieder zu einer Abnahme das Aufkommens im Jahr 2018 auf nur 198 Millionen Tonnen. Im Jahr 2020 blieb der Trend bestehen und das Verkehrsaufkommen sank weiter auf 188 Millionen Tonnen, was auf die Covid-19-Pandemie zurückzuführen ist. Der Güterumschlag stabilisierte sich im Jahr 2021 jedoch wieder und betrug rund 231 Millionen Tonnen, wobei das Rheingebiet mit 151,6 Millionen Tonnen, gefolgt von dem westdeutschen Kanal- und dem Elbgebiet, den mit Abstand größten Umschlag verbuchte [BMDV22h].

Bild2.jpgAbb. 1: Güterverkehrsaufkommen der Binnenschifffahrt in Millionen Tonnen von 2004 bis 2021, eigene Darstellung nach [BMDV22h] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)


Der deutsche Binnenschifffahrtsmarkt ist durch ein weitgehend fragmentiertes Angebot mit zahlreichen Kleinbetrieben (Partikuliere) gekennzeichnet. Häufig verfügen diese nur über ein selbst betriebenes Schiff, das zumeist von größeren Unternehmen befrachtet wird [PLAN03c]. Kleinunternehmen neigen besonders in Schwächeperioden des Marktes zu betriebswirtschaftlich wenig rationalen Verhaltensweisen, das heißt sie bleiben auch zu nicht kostendeckenden Frachtraten im Markt. Sie haben oft nur wenig direkten Kontakt zu den Verladern und unzureichende Fähigkeiten zur Modernisierung und Personalentwicklung. Demgegenüber ist die Nachfrage, entsprechend den binnenschiffaffinen Güterarten, vorrangig bei industriellen Großverladern und Großhändlern konzentriert, welche zumeist weiträumig agierende Logistiksysteme für Versorgung und Absatz unterhalten. Großverlader schließen zumeist Jahreskontrakte für große Mengen ab, weiterhin werden aber auch flexible Reaktionen auf kurzfristige Bedarfsschwankungen gefordert [HdDS05].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Binnenschifffahrt (Stand des Wissens: 26.04.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?90920
Literatur
[BMDV22h] Bundesministerium für Digitales und Verkehr (Hrsg.) Verkehr in Zahlen 2022/2023, 2022/12/09
[HdDS05] Seitz, Manfred, Michlitz, Eva Handbuch der Donauschifffahrt, 2005/05/01
[PLAN03c] o.A. Potenziale und Zukunft der deutschen Binnenschifffahrt - Erläuterungsbericht , 2003/11
[ZKR11] k.A. Marktbeobachtung der europäischen Binnenschifffahrt 2011-II, Marktbeobachtung Nr. 14, Situation von Angebot und Nachfrage zur Jahresmitte 2011 und Ausblick auf 2012, 2011/11
Glossar
Partikuliere Auch Klein-, Privat- oder Einzelschiffer. Sie sind meist Schiffsführer ihrer eigenen Schiffe. Sie besitzen bis zu drei Schiffe und haben keine eigene kaufmännische Landorganisation.
Verkehrsaufkommen Das Verkehrsaufkommen beschreibt die Anzahl der zurückgelegten Wege, beförderten Personen oder Güter pro Zeiteinheit. Im Unterschied dazu bezieht sich das spezifische Verkehrsaufkommen auf zurückgelegte Wege und beschreibt die mittlere Anzahl der Ortsveränderungen pro Person und Zeiteinheit.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?123606

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 10:22:01