Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Drohnen als alternatives Verkehrsmittel

Erstellt am: 12.08.2021 | Stand des Wissens: 14.12.2022
Synthesebericht gehört zu:

Aufgrund einer steigenden Nutzenkonkurrenz im Mobilitätssektor durch die Knappheit von Zeit und Flächen und dem zunehmenden Kostendruck werden Drohnen als eine Alternative zu straßengebundenen Verkehrsmitteln diskutiert und in Pilotprojekten getestet [DoElHo20]. Die straßengebundene Mobilität wird durch die Faktoren Umweltverschmutzung und Verkehrsüberlastung zunehmend unter Druck gesetzt [MüRuJa19]. Drohnen nutzen mit Ausnahme ihrer Start- und Landeplätze den Luftraum als Verkehrsweg [WiBe19]. Durch die Ausweitung der Mobilität auf die dritte Dimension, den Luftraum (vorwiegend den unteren Luftraum G [DFS16a]), entsteht das Potenzial, den Verkehr auf den Straßen zu umgehen.
Besonders im urbanen Raum bildet dies im Hinblick auf das insbesondere zu den Hauptverkehrszeiten überlastete Straßennetz einige Vorteile. Anders als beim straßengebundenen Verkehr können mittels Drohnen gradlinige Strecken gewählt und straßenverkehrstypische Hindernisse wie Staus und Unfälle vermieden werden. Somit kann ein schnellerer und prognostizierbarer Transport von Personen und Gütern erfolgen [WiBe19, DoElHo20]. Außerdem kann durch die vorgesehene autonome Steuerung der Drohnen zur Problemlösung des Fahrermangels, der insbesondere die konventionelle Speditionsbranche beschäftigt, beigetragen werden. Darüber hinaus können Drohnen durch den vollelektronischen Antrieb einen Beitrag zur Emissionsreduzierung im urbanen Verkehr leisten, wenn sie als Ersatz für konventionelle Lkw-Belieferung mit Verbrennungsmotoren genutzt werden [FiMi20]. Die Drohne als Verkehrsmittel kombiniert dabei drei wesentliche Prinzipien der modernen Technologie: Datenverarbeitung, Autonomie und vermeintlich grenzenlose Mobilität [PuGuMa20].
Neben den genannten Vorteilen existieren derzeit auch einige Nachteile im Hinblick auf den konventionellen Einsatz von Drohnen. Allem voran ist hier die begrenzte Transportkapazität von Drohnen zu nennen [PuGuMa20]. Dadurch können die anfallenden Kosten auf weniger Volumen verteilt werden. Dies führt zu vergleichsweise hohen Transportkosten, da die in der Logistik oft angestrebte Bündelung von Transportvolumen wegfällt [WiBe19]. Außerdem ergibt sich der Nutzen eines Verkehrsmittels vorwiegend aus dem Zeitaufwand für den Transport sowie der Erreichbarkeit des Ziels. Damit sind neben der Fluggeschwindigkeit vor allem die notwendigen Vor- und Nachläufe gemeint [WiBe19]. Um diese möglichst zu begrenzen, ist eine entsprechende Infrastruktur der Start- und Landeplätze die Grundvoraussetzung für eine termingerechte Zustellung. Neben den infrastrukturellen Anforderungen schränken rechtliche, technische und gesellschaftliche Anforderungen den breiten Einsatz von Drohnen als Verkehrsmittel für Personen und Güter derzeit ein.
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Integration von Drohnen als Ergänzung des Verkehrssystems zum Transport von Personen und Gütern (Stand des Wissens: 25.08.2021)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?539652
Literatur
[DFS16a] DFS Deutsche Flugsteuerung (Hrsg.) Luftraumstruktur/Sichtflugregeln in der Bundesrepublik Deutschland
Fallbeispiele, 2016/08
[DoElHo20] Doole, Malik, , Ellerbroek, Joost, , Hoekstra, Jacco Estimation of traffic density from drone-based delivery in very low level urban airspace, 2020/09
[FiMi20] Figliozzi, Miguel A. Carbon emissions reductions in last mile and grocery deliveries utilizing air and ground autonomous vehicles, 2020/08
[MüRuJa19] Müller, Stephan, , Rudolph, Christian, , Janke, Christian Drones for last mile logistics: Baloney or part of the solution?, 2019
[PuGuMa20] Di Puglia Pugliese, Luigi, , Guerriero, Francesca, , Macrina, Giusy Using drones for parcels delivery process, 2020
[WiBe19] Wissenschaftlicher Beirat beim Bundesministerium Verkehr und digitale Infrastruktur Umgang mit Drohnen im deutschen Luftraum. Verkehrspolitische Herausforderungen im Spannungsfeld von Innovation, Safety, Security und Privacy, 2019/04
Glossar
Lkw Lastkraftwagen (Lkw) sind Kraftfahrzeuge, die laut Richtlinie 1997/27/EG überwiegend oder sogar ausschließlich für die Beförderung von Gütern und Waren bestimmt sind. Oftmals handelt es sich dabei um Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse zwischen 3,5 und 12 Tonnen. In Einzelfällen kann die zulässige Gesamtmasse diese Werte jedoch auch unter- beziehungsweise überschreiten, sofern das Kriterium der Güterbeförderung gegeben ist. Lastkraftwagen können auch einen Anhänger ziehen.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?539534

Gedruckt am Freitag, 26. April 2024 06:08:42