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Nationale Projekte und Erfahrungen

Erstellt am: 30.06.2023 | Stand des Wissens: 05.07.2023
Synthesebericht gehört zu:

Aus den Förderrichtlinien der Bundesregierung konnten unterschiedliche Projekte umgesetzt werden. Im Rahmen des Pilotprojekts KoMoDo-Projekt - Kooperative Nutzung von Mikro-Depots durch die KEP-Branche für den nachhaltigen Einsatz von Lastenrädern in Berlin haben im Jahr 2019 erstmals die fünf größten KEP-Dienstleister in Deutschland kollektiv einen urbanen Umschlagplatz mit Mikro-Depots genutzt, welcher von einem neutralen Anbieter, der Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH (BEHALA), betrieben wurde. Die beteiligten KEP-Dienstleister nutzten je einen Container, um eine Sendungszustellung per Lastenrad auf der letzten Meile zu ermöglichen. Das Projekt wurde ursprünglich vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert, wurde jedoch auch nach dem Ende der Förderphase weiterhin von den Beteiligten KEP-Dienstleistern betrieben. Darüber hinaus wurden weitere Umschlagplätze zur Ausweitung des Konzepts gesucht. Die Besonderheit des Projekts liegt im Betreibermodell. Die gemeinsame Nutzung durch verschieden KEP-Dienstleister soll eine effiziente Nutzung der limitierten urbanen Flächen ermöglichen (LNC 2019). Die KEP-Dienstleister agierten täglich in einem Radius von 3 Kilometern vom Umschlagplatz am Prenzlauer Berg mit bis zu elf lokal emissionsfreien Lastenrädern. In zehn Monaten wurden so circa 38.000 Kilometer gefahren und 160.000 Pakete (bis zu 16.348 Pakete pro Monat) ausgeliefert. Es wurde auch deutlich, dass die Wahrnehmung eines solchen Zustellungskonzepts seitens der Bevölkerung im Zustellungsgebiet sehr positiv war [LNC19].
Die Fallstudie cargosurfer, welche im Jahr 2016 im Rahmen des 6. Energieforschungsprogramms der Bundesregierung durchgeführt wurde, beschäftigt sich mit sozialen, ökologischen und ökonomischen Auswirkung sowie Einsatzmöglichkeiten von eLastenrädern im urbanen Wirtschaftsverkehr. Hierzu wurde der Einsatz eines eigens konstruierten eLastenrads in außer- und innerbetrieblichen Transportprozessen, beispielsweise in der Auslieferung von Haushaltswaren und im Dortmund Airport zum Transport von Ersatzteilen, erprobt [Kreuz17].
Im Zeitraum von 2016 bis 2020 wurden im Rahmen des Projekts City2Share in der Münchner Innenstadt drei Mikro-Depots an unterschiedlichen Stellen aufgestellt von denen das Unternehmen UPS die Sendungen mithilfe von Lastenrädern zum Endkunden transportierte. Hierbei handelte es sich sowohl um konventionelle Lastenräder als auch um elektronisch unterstützte Räder. Mithilfe dieses Logistikkonzepts können im Untersuchungsgebiet 65 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Zudem gab das Unternehmen UPS an, dass insgesamt 14 konventionelle Diesel-Fahrzeuge durch das neue Logistikkonzept ersetzt wurden. Die durch Diesel-Fahrzeuge genutzt Strecke reduzierte sich von 180 Kilometer pro Tag auf 45 Kilometer [DIFU22, Niels18]. Ein ähnliches Projekt wurde zuvor durch die Freie und Hansestadt Hamburg in Kooperation mit dem Dienstleister UPS von 2015 bis 2017 in der Hamburger Innenstadt umgesetzt. Im Projekt Last-Mile-Logistics Hamburg erfolgte die Auslieferung von Paketen mithilfe von Lastenrädern, zu Fuß oder mit elektrisch unterstützten Fahrrädern ausgehend von Mikro-Depots, die an unterschiedlichen Standorten täglich aufgestellt wurden [NiHö17].
Das im Jahr 2017 durch die Technische Hochschule Nürnberg und den KEP-Dienstleister DPD durchgeführte Projekt Nürnberger Mikro-Depot-Konzept in der KEP-Branche fokussierte sich auf die Übertragbarkeit des Logistikkonzepts von Mikro-Depots und Lastenräder auf andere Städte. Deutlich wurde, dass das Mikro-Depot-Konzept mit Lastenrädern prinzipiell übertragbar ist, aber die Konzepte auf die jeweiligen Einsatzgebiete aufgrund von strukturellen Unterschieden angepasst werden müssen [Bogd18].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Der gewerbliche Einsatz des Lastenrads zur verkehrlichen Entlastung im urbanen Raum (Stand des Wissens: 05.07.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?573000
Literatur
[Bogd18] Ralf Bogdanski , Marius Bayer, Markus Seidenkranz Nürnberger Mikro-Depot-Konzept in der KEP-Branche: Übertragbarkeit auf andere Städte und Integration von innovativen Same-Day-Delivery-Konzepten, 2018
[DIFU22] Deutsches Institut für Urbanistik (Hrsg.) City2Share - sozial - urban - mobil, 2022/03/23
[Kreuz17] Kreuz, Felix, Clausen, Uwe Einsatzfelder von eLastenrädern im städtischen Wirtschaftsverkehr. Untersuchung anhand der Fallstudie cargoSurfer, 2017/06/02
[LNC19] LNC LogisticNetwork Consultants GmbH (Hrsg.) KoMoDo - Kooperative Nutzung von Mikro-Öffentlicher Abschlussbericht: Depots durch die KEP-Branche für den nachhaltigen Einsatz von Lastenrädern in Berlin, 2019/09
[Niels18] Niels, Tanja, Hof, Moritz Travis, Bogenberger, Klaus Design and Operation of an Urban Electric Courier Cargo Bike System, 2018/11/04
[NiHö17] Prof. Dr. Jan Ninnemann , Prof. Dr. Ann-Kristin Hölter, Wolfgang Beecken , Robert Thyssen , Torsten Tesch, MBA Last-Mile-Logistics Hamburg - Innerstädtische Zustelllogistik , 2020/05/30
Glossar
Letzte Meile
Im Bereich der Telekommunikation bezeichnet die "letzte Meile", auch Teilnehmeranschlussleitung genannt, die Netzstrecke zwischen dem lokalen Verteilerkasten des entsprechenden Kommunikations-Unternehmens und dem Hausanschluss des Endkunden.
In der Logistik steht der Begriff für die Belieferung des Endkunden im Liefer- und Abholverkehr, also dem letzten notwendigen Transportvorgang.
KEP Kurier, Express, Paket - Bereich in der Transportwirtschaft, der als ein Teilmarkt in der Logistik angesehen wird. Anbieter von Kurier-, Express- und Paketdiensten (KEP) transportieren vornehmlich Sendungen mit relativ geringem Gewicht (von ca. 2 kg bis ca. 31 kg) und Volumen, wie z.B. Dokumente, Päckchen und Kleinstückgüter. Große KEP Anbieter wenden sich auch vermehrt den Märkten der Kontraktlogistik und Fulfillment Dienstleistungen zu.
Depot „Depot” wird häufig synonym zum Begriff „Lager” verwendet. Im Rahmen von Tourenplanung wird der Ausgangs- und Endpunkt von Touren oft als Depot bezeichnet.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?572853

Gedruckt am Samstag, 27. April 2024 17:48:01