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Klimaschutzpotenzial der Wasserstoffanwendung im Verkehrssektor

Erstellt am: 21.02.2023 | Stand des Wissens: 21.02.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.

Die Nachfrage nach klimafreundlichen Alternativen zu fossilen Energieträgern steigt stetig. Diese Alternativen gelten als essenziell für den langfristigen Erfolg beim Umstieg auf eine nachhaltige Energieversorgung sowie dem Klimaschutz. Eine hohe Bedeutung wird dabei der Elektrifizierung der sogenannten Verbrauchssektoren von Energie (im Allgemeinen Industrie, Haushalte, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen sowie Verkehr) zugesprochen. Neben der direkten Nutzung von erneuerbarem Strom werden alternative Energieträger, insbesondere Wasserstoff, eine Schlüsselrolle im zukünftigen Energiesystem einnehmen. Wasserstoff und auch Folgeprodukte wie zum Beispiel synthetisch hergestelltes Methan oder Kerosin sind vielseitig einsetzbar vor allem in den Sektoren wie Industrie und Verkehr, wo die direkte Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien nicht ausreicht oder möglich ist [BMWK22d].
Wasserstoff wird in der Regel auf Basis (erneuerbaren) Stroms mittels Elektrolyse erzeugt. Durch das Verfahren der Synthese können zudem Folgeprodukte (synthetische Kraftstoffe) wie Kerosin, Methan, Ammoniak oder Methanol erzeugt werden (siehe Abbildung 1). Aufgrund der Erzeugung auf Basis von regenerativem Strom können diese neben der Bezeichnung als synthetische Kraftstoffe ebenfalls als strombasierte Kraftstoffe deklariert werden. Die erforderliche Klimawirkung dieser Produkte ist allerdings nur gegeben, wenn zur Wasserstoffherstellung erneuerbarer Strom verwendet wird. Nur der sogenannte grüne Wasserstoff gilt auf Dauer als nachhaltige Alternative. Die hohe Bedeutung von Wasserstoff für das Erreichen nationaler, europäischer und internationaler Klimaziele wird nicht zuletzt durch die Nationale Wasserstoffstrategie vom 10. Juni 2020 untermauert, mit der die Bundesregierung den Einsatz einer klimafreundlichen Wasserstofftechnologie vorantreiben möchte [UBA22g].
Terminologie alternativer Kraftstofffe.jpgAbb. 1: Terminologie alternativer Kraftstoffe [NOW21b] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
In welchen Sektoren der Einsatz von Wasserstoff volkswirtschaftlich, ökologisch und unter Berücksichtigung sektoraler und nutzerspezifischer Anforderungen sinnvoll ist, steht derzeitig im öffentlichen Diskurs der Politik und Wissenschaft. Hinsichtlich des Verkehrssektors wird neben der direkten Elektrifizierung durch batterieelektrische Fahrzeuge sowie Oberleitungen der Einsatz von Wasserstoff und weiteren alternativen Kraftstoffen diskutiert. Das Anwendungspotenzial dieser alternativen Antriebstechnologien ist stark vom jeweiligen Einsatzgebiet abhängig und birgt dementsprechend unterschiedliche Potenziale. Die Wissenslandkarte soll vor diesem Hintergrund einen Überblick über die Anwendungspotenziale von Wasserstoff über die Verkehrsträger hinweg geben, den aktuellen Stand des angesprochenen Diskurses darstellen und auf allgemeine Herausforderungen und Wirkungen des Wasserstoffeinsatzes eingehen.
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Klimaschutzpotenzial der Wasserstoffanwendung im Verkehrssektor (Stand des Wissens: 27.02.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?567750
Literatur
[BMWK22d] Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (Hrsg.) Wasserstoff: Schlüsselelement für die Energiewende, 2022
[NOW21b] NOW GmbH Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie Erneuerbare Alternative Kraftstoffe, 2021/04/19
[UBA22g] Umweltbundesamt (Hrsg.) Wasserstoff, Schlüssel im künftigen Energiesystem, 2022/05/18
Glossar
CH4
= Methan. Es ist ein farbloses, geruchloses und leicht brennbares Gas, das zu Kohlendioxid und Wasser verbrennt. Methan ist Hauptbestandteil von Erdgas, Biogas, Deponiegas und Klärgas. Als Erdgas dient es hauptsächlich der Beheizung von Wohn- und Gewerberäumen, als industrielle Prozesswärmeenergie, zur elektrischen Stromerzeugung und in kleinem Umfang als Treibstoff für Kraftfahrzeuge.
Methan gehört zu den klimarelevanten Treibhausgasen. Methan entsteht bei allen organischen Gär- und Zersetzungsprozessen, wie z.B. in Sümpfen, Nassreisfeldern und Massenviehhaltung. (Der Verdauungstrakt von Wiederkäuern produziert Methan.)
Nach Kohlendioxid ist Methan mit einem Anteil von knapp 20 Prozent wichtigster Verursacher des Treibhauseffekts, wobei es ein 20- bis 30-mal wirksameres Treibhausgas als CO2 ist. Die weltweiten Methanemissionen werden auf 500 Mio. Tonnen/Jahr geschätzt, davon gehen rund 70 Prozent auf menschliche Aktivitäten zurück.
CH3OH = Methanol. Ist eine farblose, brennend schmeckende, giftige, bei Einnahme durch den Menschen zur Erblindung oder zum Tod fuehrende, leicht brennbare und sehr fluechtige Fluessigkeit. Methanol verbrennt mit blauer, fast unsichtbarer Flamme und bildet mit Luft explosionsfaehige Gemische. In der Natur kommt es in Baumwollpflanzen, Heracleum-Fruechten, Graesern und in aetherischen Oelen vor. Methanol ist eines der wichtigsten Ausgangsstoffe fuer Synthesen in der chemischen Industrie. Methanol ist giftig. Seine giftige Wirkung beruht auf der in der Leber erfolgenden Oxidation zu Formaldehyd und spaeter zu Ameisensaeure.
H2 Wasserstoff ("H2" = grch.-lat. für hydrogenium "Wassererzeuger") ist das chemische Element mit der Ordnungszahl 1. Wasserstoff stellt sowohl bezogen auf die Masse (75%) als auch bezogen auf die Zahl der Teilchen (91%) das häufigste aller im All vorkommenden Elemente dar. Wasserstoff ist ein farb- und geruchloses Gas welches in der Natur aufgrund der hohen Reaktivität nicht in seiner elementaren Form vorkommt. Wasserstoff liegt gebunden in Form von Erdöl und Erdgas, in Mineralien, in Biomasse, aber vorwiegend in Form von Wasser vor. Wasserstoff ist somit ein Sekundärenergieträger (Energiespeicher)und muss erst aus den oben genannten fossilen oder nicht fossilen Primärenergieträgern unter Einsatz von zusätzlicher Energie hergestellt werden.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?567053

Gedruckt am Montag, 29. April 2024 14:07:57