Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Flächenverfügbarkeit & Infrastruktur von Seehäfen

Erstellt am: 18.01.2023 | Stand des Wissens: 25.01.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

Die geografischen Standorte von Seehäfen sind zumeist stark von deren historischer Entwicklung abhängig. Typischerweise liegen Häfen entlang einer natürlichen Bucht, einer Küste oder eines Flusses [Nott16, S. 295]. Häfen wurden in der Vergangenheit zumeist in unmittelbarer Nähe der Stadtzentren als Knoten für den Warenumschlag errichtet. Mit dem industriellen Wachstum und der Zunahme der Menge umzuschlagender Güter wurden in vielen Seehäfen neue Umschlaganlagen erforderlich. Dies erfordert notwendige Erschließungen neuer Flächen in den Häfen. Dabei findet gleichzeitig eine Spezialisierung statt. Neben dem Umschlag von Stückgütern kommt der Umschlag weiterer Güterarten wie Schüttgüter und Container hinzu. Dadurch steigt auch die erforderliche Lagerkapazität am Hafen. Deshalb wurden Hafengebiete in der Vergangenheit kontinuierlich mit dem steigenden Umschlagsvolumen des Hafens erweitert.

Entwicklung_Haefen.pngAbbildung 1: Räumliche Entwicklung von Stadt und Hafen (Eigene Darstellung nach [WiLo11, S. 582])

Faktoren wie die immer größer werdenden Schiffe, der Bedarf nach größeren Lagerflächen auf den Terminals und die zunehmende Spezialisierung des Frachtumschlags führen dazu, dass die Häfen außerhalb der Innenstädte erweitert werden. Somit findet im Laufe der Zeit eine Verlagerung der Häfen aus den Stadtzentren an die Ränder der Städte statt, wie in Abbildung 1 zu erkennen ist [NoRo05, S. 2 f.].
Vor allem entlang wichtiger Handelsrouten werden heute neue Terminals zum Containerumschlag abseits von Städten errichtet. Für die räumliche Verlagerung von (Container-)Häfen von den Stadtzentren hin zu weniger städtischen Orten sprechen mehrere Gründe. Beispielsweise verbessern Tiefwasserstandorte die nautische Zugänglichkeit der immer größer werdenden Schiffe, was die Wettbewerbsfähigkeit eines solchen (Container-)Hafens stärkt. Zudem ermöglichen verfügbare freie Landflächen eine ausreichende Erweiterung der Hafenanlagen [Nott16, S. 297 f.].
Hinzu kommt, dass der landseitige Transport von Exportcontainern zu den Terminals sowie die Verteilung von Importcontainern an ihre jeweiligen Bestimmungsorte zu einem starken Lkw-Verkehr führt. Staus beim landseitigen Zu- und Ablauf können sich ebenfalls hinderlich auf das Wachstum der Häfen auswirken , selbst wenn ein flächenmäßiges Wachstum bei dem Terminal möglich wäre. Abseits von Stadtzentren können bedarfsgerecht ausgebaute Verkehrsanbindungen für einen guten Zu- und Ablauf von Gütern und Passagieren errichtet werden [Fro16].
Es kann festgestellt werden, dass sowohl die Realisierung von Infrastrukturmaßnahmen als auch der anforderungsgerechte Erhalt vorhandener Infrastruktur einerseits für See- und andererseits für Binnenhäfen zum Erhalt ihrer Leistungsfähigkeit unabdingbar sind [DZVZ22 ].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Funktionen und Zukunftsperspektiven von Seehäfen im Kontext maritimer Lieferketten (Stand des Wissens: 18.01.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?50780
Literatur
[DZVZ22] DVZ (Hrsg.) Häfen brauchen mehr Logistikflächen, 2022
[Fro16] Container Terminals Hinterland Transport in Cities (Hrsg.) J. Froese, 2016
[NoRo05] Notteboom, Theo E., Rodrigue, Jean-Paul Port regionalization: towards a new phase in port development, veröffentlicht in Maritime Policy & Management, Ausgabe/Auflage vol. 32 no. 3, Taylor & Francis Group Ltd, 2005, ISBN/ISSN 0308-8839
[Nott16] Theo Notteboom The adaptive capacity of container ports in an era of mega vessels: The case of upstream seaports Antwerp and Hamburg, 2016
[WiLo11] B. W. Wiegmans, E. Louw Changing port-city relations at Amsterdam: A new phase at the interface?, 2011
Glossar
Lkw Lastkraftwagen (Lkw) sind Kraftfahrzeuge, die laut Richtlinie 1997/27/EG überwiegend oder sogar ausschließlich für die Beförderung von Gütern und Waren bestimmt sind. Oftmals handelt es sich dabei um Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse zwischen 3,5 und 12 Tonnen. In Einzelfällen kann die zulässige Gesamtmasse diese Werte jedoch auch unter- beziehungsweise überschreiten, sofern das Kriterium der Güterbeförderung gegeben ist. Lastkraftwagen können auch einen Anhänger ziehen.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?564743

Gedruckt am Montag, 29. April 2024 15:16:56