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Safety Performance Indicators im Straßenverkehr - Überblick und Erfahrungen aus der internationalen Praxis

Erstellt am: 12.05.2021 | Stand des Wissens: 12.05.2021
Auftraggeber / Förderer:   Bundesanstalt für Straßenwesen
Auftragnehmer:   Institut für empirische Soziologie an der Universität Erlangen-Nürnberg
Projektnummer:   82.0715
Projektstand:   abgeschlossen
Webseite:   https://www.bast.de/DE/Publikationen/Berichte/unte ...
Raumbezug:   Bundesrepublik Deutschland
Veröffentlichung:   [FuOr21] Safety Performance Indicators im Straßenverkehr - Überblick und Erfahrungen aus der internationalen Praxis
Sowohl in Deutschland als auch im internationalen Kontext werden Anstrengungen zur weiteren Verbesserung der Verkehrssicherheit insbesondere hinsichtlich der Absenkung der Anzahl der im Straßenverkehr Getöteten oder Schwerverletzten unternommen. Dies schlägt sich in nationalen Verkehrssicherheitsstrategien nieder, die sich an der Vision Zero oder einem Safe System-Ansatz orientieren.

Vor diesem Hintergrund beschäftigen sich die organisierten Stakeholder im Verkehrssicherheitsbereich auf supranationaler Ebene und in den nationalen Jurisdiktionen intensiv mit Safety Performance-Indikatoren als möglichem Baustein einer proaktiven Verkehrssicherheitsarbeit. Diese Intensität spiegelt sich auch in der Menge der hierzu vorliegenden Publikationen wider.

Im Rahmen der im vorliegenden Bericht dokumentierten Projektarbeiten wurden in 24 Ländern 120 Safety Performance-Indikatoren identifiziert und systematisch ausgewertet. Die hohe Anzahl an SPIs schlägt sich in einer großen Bandbreite der von ihnen abgedeckten Problembereiche der Verkehrssicherheitsarbeit nieder. Dabei lässt die Gesamtschau der identifizierten SPIs die Dominanz von Indikatoren im Strategischen Feld Verkehrsverhalten hervortreten, mit dem Fokus auf der Nutzung von Sicherungssystemen. Im Strategischen Feld Straßeninfrastruktur wird die Straßensicherheitsausstattung am häufigsten mittels SPIs adressiert, im Strategischen Feld Fahrzeugtechnik dominieren Indikatoren zur Sicherheitsausstattung / zum Sicherheitsrating der Fahrzeuge.

Allerdings zeigt sich dabei auch eine große Heterogenität hinsichtlich ihres Implementierungsgrades im jeweiligen nationalen Kontext bzw. konkret hinsichtlich
  • der Einbindung von SPIs in eine Verkehrssicherheitsstrategie oder ihrer Anlehnung an verkehrspolitische Maßnahmen,
  • der Setzung von Zielwerten für SPIs,
  • dem aktiven SPI-Monitoring sowie
  • der Evaluation des Monitorings bzw. der Rückspiegelung seiner Ergebnisse in Form von Verkehrssicherheitsmaßnahmen.
Weitere Faktoren, die eine internationale Vergleichbarkeit von SPIs erschweren sind die unterschiedliche inhaltliche Schneidung der Indikatoren (umfassender Indikator oder Teilindikatoren), eine unterschiedliche Dokumentationsdichte (Quellenlage) oder auch gelegentlich ein Verständnis von SPIs, das sich auf den Final outcome statt auf Aspekte des Intermediate outcome bezieht.

Auch der rechtliche Rahmen, zum Beispielr Zulässigkeit bestimmter Erhebungsmethoden, wie verdachtsunabhängige Alkoholkontrollen (Random breath testing) im fließenden Verkehr (sogenannte Roadside surveys) beziehungsweise der Einsatz von Foto- oder Filmaufnahmen, kann die Erhebung von SPIs und die Ausgestaltung des nationalen Intermediate outcome beziehungsweise die internationale Vergleichbarkeit der nationalen SPIs beeinflussen.

Als weitere Herausforderungen bei der Projektbearbeitung erwiesen sich teilweise die Quellenlage (Berichte, insbesondere sogenannte graue Literatur, lagen oftmals nur in der Landessprache vor) und Schwierigkeiten bei der Kontaktierung nationaler Experten.

Die im Bericht und seinem Anhang dokumentierte, offensichtliche Heterogenität der je nationalen Beschäftigung mit SPIs erschwert den internationalen Vergleich der bereits konzipierten beziehungsweise vorgeschlagenen Safety Performance-Indikatoren. Ohne den Gründen für die unterschiedliche Ausdifferenziertheit der jeweiligen nationalen SPI-Systeme im Einzelnen nachgehen zu können, verweist diese Situation doch auf die bisher noch fehlende Durchsetzung einer übergreifenden Systematik (Standards) zur Erhebung von SPIs, sowie gegebenenfalls die Orientierung der länderspezifischen Stakeholder an nationalen Problemlagen der Verkehrssicherheit. Vor diesem Hintergrund erscheint das Engagement europäischer Institutionen zur Definition basaler Standards sei es im Aufgreifen der Befunde des EU-Projektes SafetyNet, in der Orientierung an der ESRA-Methodologie, oder in Form konkreter SPI-Vorschläge für die zukünftige Erhebung von SPIs zielführend.

Die in diesem Bericht zusammengetragenen internationalen Erfahrungen mit dem Einsatz von SPIs in der Verkehrssicherheitsarbeit werden in dreifacher Weise dokumentiert: in Textform sowohl als Länder(kurz)informationen als auch mittels eines Dokumentationsbogens pro Indikator sowie elektronisch in Form einer Excel-Datenbank. Für die gegenwärtige Diskussion um die Entwicklung eines geeigneten SPI-Konzeptes sowie entsprechender Indikatoren für die Bundesrepublik Deutschland bieten diese Materialien vielfältige Anknüpfungspunkte hinsichtlich der Konzeption, der Implementierung, dem Monitoring und der Evaluation potenzieller Safety Performance-Indikatoren.
Ansprechpartner
Bundesanstalt für Straßenwesen
Institut für empirische Soziologie an der Universität Erlangen-Nürnberg
Literatur
[FuOr21] Institut für empirische Soziologie an der Universität Erlangen-Nürnberg, Walter Funk , Benedikt Orlowski , Konstanze Braun , Julius Rücker Safety Performance Indicators im Straßenverkehr - Überblick und Erfahrungen aus der internationalen Praxis, Fachverlag NW in der Carl Ed. Schünemann KG, 2021/04/01, Online-Referenz https://bast.opus.hbz-nrw.de/frontdoor/index/index/docId/2495, ISBN/ISSN 978-3-95606-563-7
Glossar
Stakeholder Stakeholders sind alle internen und externen Personengruppen, die von den unternehmerischen Tätigkeiten gegenwärtig oder in Zukunft direkt oder indirekt betroffen sind. Gemäß Stakeholder-Ansatz wird ihnen - zusätzlich zu den Eigentümern (Shareholders) - das Recht zugesprochen, ihre Interessen gegenüber der Unternehmung geltend zu machen. Eine erfolgreiche Unternehmungsführung muss die Interessen aller Anspruchsgruppen bei ihren Entscheidungen berücksichtigen.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?535654

Gedruckt am Freitag, 19. April 2024 23:19:37