NeubürgerInnenberatung in deutschen Städten (Soft Policies)
Erstellt am: 16.01.2019 | Stand des Wissens: 10.08.2023
Synthesebericht gehört zu:
Der Wohnortwechsel stellt in vielen Fällen ein kurzes Zeitfenster dar, in dem Menschen besonders gut auf ihr Mobilitätsverhalten angesprochen werden können. Einerseits geht es darum, Neuzugezogene, die bisher noch nicht den Umweltverbund nutzen, für diesen zu gewinnen. Andererseits sollen aber auch diejenigen Neubürger*innen, die am alten Wohnort bereits umweltfreundliche Verkehrskehrmittel nutzten, weiterhin ausreichend informiert werden, damit sie ihr gewohntes umweltfreundliches Mobilitätsverhalten am neuen Wohnort fortführen können [VCD18b].
Hierfür nutzen immer mehr deutsche Städte die sogenannten Neubürgerpakete. Nach der Anmeldung des neuen Wohnsitzes erhält der/die Neubürger*in automatisch auch ein Neubürgerpaket. Für gewöhnlich enthält ein Neubürgerpaket eine der folgenden Kampagnentypen [VCD18b; RWTH09]:
- Typ 1 - Nur Information: Informationsmaterial (zum Beispiel Stadtplan mit ÖV-Liniennetz, Tarifinformationen).
- Typ 2 - Dialog: Servicekarte, mit der Neubürger*innen über persönliche Beratung und Ansprache ein kostenloses ÖPNV-Schnupperticket beantragen sowie weitere Informationsmaterialien zu umweltfreundlicher Mobilität (ÖPNV, Radverkehr, Carsharing) anfordern können.
- Typ 3 - Kombination: Eine Kombination der beiden obigen Kampagnen (Information und Dialog).
In einer von der RTWH Aachen durchgeführten Studie im Jahr 2009 zeigte sich, dass der Typ 3, eine Kombination aus Informationsmaterialien und Beratung (Dialog), die erfolgversprechendsten Ergebnisse erzielte und die Menschen am stärksten motiviert, vom Auto auf den Umweltverbund umzusteigen [RWTH09].
Ein gelungenes Beispiel für Neubürgerpakete findet man in der bayrischen Landeshauptstadt München. Hier erhalten Neubürger*innen bei der Wohnsitzanmeldung im Bürgerbüro ein Begrüßungspaket. Dieses ist dem Kampagnentyp 3 zuzuordnen und enthält neben Informationsmaterial zur Mobilität in München auch die Möglichkeit, ein kostenloses Schnupperticket und weiteres Kartenmaterial (wie zum Beispiel einen Radlstadtplan) anzufordern. Ebenfalls wird die Möglichkeit einer telefonischen Mobilitätsberatung angeboten [Muen19].
Im Rahmen eines ersten Pilotprojekts im Jahr 2005 wurden die Wirkungen des Münchener Neubürgerpaketes untersucht. Diese Evaluation ergab, dass das Neubürgerpaket hochgerechnet auf alle Neubürger*innen dazu beiträgt, dass jährlich circa 80 Millionen PKW-Kilometer eingespart werden. Dies bedeutet eine jährliche CO2-Reduktion von circa 12.000 Tonnen in München. Rechnet man in volkswirtschaftlichen Kosten, so entspricht dies einer jährlichen Einsparung von circa 16 Millionen Euro [Muen19; VCD18b].