Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Modal Split

Erstellt am: 20.03.2018 | Stand des Wissens: 19.06.2023
Synthesebericht gehört zu:

Der so genannte Modal Split wird genutzt, um die Anteile einzelner Verkehrsarten wie zum Beispiel des Fuß- und Radverkehrs an allen Verkehrsarten darzustellen. Die Modal-Split-Werte sind in der verkehrsplanerischen Praxis und Politik aber auch in der Verkehrswissenschaft von großer Bedeutung, um Erkenntnisse über den Stand, die Hintergründe und die Potenziale der Verkehrsentwicklung zu gewinnen.
Die Anteilswerte des Modal Split können für den Personenverkehr sowohl auf die Anzahl der absolvierten Wege oder der beförderten Personen (Verkehrsaufkommen) als auch auf die Menge der absolvierten Kilometer (Verkehrsleistung) bezogen werden.
Die folgende Abbildung 1 stellt Werte für den aufkommens- und den leistungsbezogenen Modal Split in Deutschland nebeneinander.
 
481960_Modal_Split_Aufkommen-und-Leistung.png
Abbildung 1: Modal Split nach Personen und Personenkilometern im Jahr 2020 [BMDV22h, S. 226 ff.]
Der Nichtmotorisierte Individualverkehr (NMIV) trägt in Deutschland etwa ein Drittel des gesamten Aufkommens an beförderten Personen. Demgegenüber fallen bei der Verkehrsleistung die Anteile des NMIV deutlich geringer aus: Der Anteil von Fuß- und Radverkehr liegt bezogen auf Deutschland lediglich bei 7,4 Prozent der gesamten Verkehrsleistung [BMDV22h, S. 229].
28 Prozent des Gesamtaufkommens entfallen auf den Fußverkehr, etwa 17 Prozent auf den Fahrradverkehr [SrV18]. Hierbei ist zu bedenken, dass insbesondere beim Radverkehr große stadtspezifische Unterschiede auftreten können. Diese sind einerseits durch die Qualität des örtlichen Angebotes an Radverkehrsanlagen und andererseits stark durch die topographischen Gegebenheiten bestimmt.
In den 118 Untersuchungsräumen der stichtagsbezogenen Mobilitätserhebung Mobilität in Städten SrV 2018 wurden aufkommensbezogene Radverkehrsanteile zwischen 4,9 und 30,7 Prozent erhoben [SrV18h, siehe Tabelle 13].
Der Modal Split unterliegt zeitlichen Veränderungen: Sowohl in der bundesweiten Erhebung Mobilität in Deutschland (MiD 2017) als auch im SrV 2018 wurden erstmals rückläufige Tendenzen um ein bis zwei Prozentpunkte bei den aufkommensbezogenen Anteilen des Motorisierten Individualverkehrs (MIV) registriert. Demgegenüber stiegen die Verkehrsanteile des Öffentlichen und des Nichtmotorisierten Verkehrs gegenüber 2008 um jeweils etwa einen Prozentpunkt.
Unterschiedliche Werte für den Modal Split ergeben sich auch bei der Differenzierung nach dem Wegezweck [SrV18], wie die folgende Abbildung 2 zeigt.
481988_Abbildung_1.png
Abbildung 2: Modal Split nach Verkehrszweck [SrV18]
In den Städten des SrV-Städtepegels erreichten im Jahr 2018 die nichtmotorisierten Verkehrsmittel im Einkaufs- und Dienstleistungsverkehr mit Aufkommensanteilen von 48 Prozent und beim Freizeitverkehr mit 52 Prozent die größten Anteile. Das Fahrrad spielt insbesondere auf Wegen zur Arbeit (19 Prozent) oder zur Schule beziehungsweise zur Ausbildung (22 Prozent) eine wichtige Rolle.
Die hier für den städtischen Verkehr dargestellten Anteile des NMIV fallen in den ländlichen Räumen aufgrund der dort größeren Entfernungen etwas geringer aus [infas10].

Die Verkehrsmittelwahl ist sowohl von der Verfügbarkeit individueller Verkehrsmittel wie Fahrrad und Pkw als auch vom Besitz eines Führerscheines beziehungsweise einer Zeitkarte des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) abhängig [UBA18d].

Auch das Alter spielt bei der Verkehrsmittelwahl eine wichtige Rolle. Während in der jüngeren Generation Besitz und Nutzung des Autos an Bedeutung verlieren, steigt die Pkw-Verfügbarkeit und -Nutzung in der Generation der Senioren [SrV13d]. Im hohen Alter findet eine Konzentration der Wege auf Orte in der wohnnahen Umgebung statt, die fußläufig erreicht werden können und vorzugsweise in einem Umkreis von einem Kilometer liegen. Ältere Menschen legen in ihrem Wohnumfeld zwei Drittel aller Wege zu Fuß zurück [Rudi07].

Das Potenzial zur Stärkung des NMIV liegt vor allem in den kurzen Entfernungsbereichen, wie die folgende Abbildung 3 zeigt.
481960_Abbildung_3_li.pngAbbildung 3: Modal Split nach Entfernungsklassen [SrV18]
Im städtischen Verkehr werden 72 Prozent aller Wege bis zu einem Kilometer zu Fuß zurückgelegt [SrV18]. Von diesen kurzen Wegen entfallen 15 Prozent auf das Fahrrad und immerhin elf Prozent auf den MIV. In der Entfernungsklasse von mehr als einem bis zu drei Kilometern wird das Auto sogar für 35 Prozent aller Wege genutzt. Darin zeigt sich deutliches Potenzial für eine Verkehrsverlagerung weg vom Auto hin zum NMIV.


Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Nichtmotorisierter Individualverkehr (Stand des Wissens: 06.03.2021)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?481394
Literatur
[BMDV22h] Bundesministerium für Digitales und Verkehr (Hrsg.) Verkehr in Zahlen 2022/2023, 2022/12/09
[infas10] DLR - Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Institut für Verkehrsforschung, infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft Mobilität in Deutschland 2008 (MiD 2008) , 2010/02
[Rudi07] Rudinger, G., Prof. Dr., Käser, U., Dr. Smart Modes: Senioren als Fußgänger und Radfahrer im Kontext alterstypischer Aktivitätsmuster, veröffentlicht in Zeitschrift für Verkehrssicherheit, Ausgabe/Auflage 3/2007, 2007
[SrV13d] AHRENS, G.-A.;, HUBRICH, S.;, LIESSKE, F.;, WITTIG, S.;, WITTWER, R. Mobilität in Städten - SrV 2013, veröffentlicht in Straßenverkehrstechnik, Ausgabe/Auflage 7/2015, 2015/07
[SrV18] Gerike, Regine, Hubrich, Stefan, Ließke, Frank, Wittig, Sebastian, Wittwer, Rico Mobilitätssteckbrief für SrV-Städtepegel, 2020/03
[SrV18h] Gerike, Regine , Hubrich, Stefan, Ließke, Frank, Wittig, Sebastian, Wittwer, Rico Sonderauswertung zum Forschungsprojekt "Mobilität in Städten - SrV 2018". Städtevergleich
, 2020/03
[UBA18d] Umweltbundesamt (Hrsg.) Fahrleistung im Personen- und Güterverkehr, 2018/05/14
Glossar
Personenkilometer
Die Einheit Personenkilometer [Pkm] beschreibt die im Rahmen einer Personenbeförderung erbrachte Verkehrsarbeit. Diese definiert sich als Produkt der Verkehrsmenge (Summe der beförderten Personen) und der von dieser dabei zurückgelegten Wegstrecke in km.
Verkehrsarbeit [Pkm] = Verkehrsmenge [P] * Wegstrecke [km]
Motorisierter Individualverkehr Als motorisierter Individualverkehr (MIV) wird die Nutzung von Pkw und Krafträdern im Personenverkehr bezeichnet. Der MIV, als eine Art des Individualverkehrs (IV), eignet sich besonders für größere Distanzen und alle Arten von Quelle-Ziel-Beziehungen, da dieser zeitlich als auch räumlich eine hohe Verfügbarkeit aufweist. Verkehrsmittel des MIV werden von einer einzelnen Person oder einem beschränkten Personenkreis eingesetzt. Der Nutzer ist bezüglich der Bestimmung von Fahrweg, Ziel und Zeit frei (örtliche, zeitliche Ungebundenheit des MIV).
SrV-Städtepegel
Der SrV-Städtepegel stellt eine Stadtgruppierung dar. Er besteht aus den SrV-Städten, die seit dem Jahr 1972 mit wenigen Ausnahmen kontinuierlich am System repräsentativer Verkehrsbefragungen (SrV) teilgenommen haben. Demzufolge beinhaltet dieser lediglich ostdeutsche Städte. Der Städtepegel entspricht in seinem Ursprung den 14 Bezirksstädten der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) ohne Berlin.
Der Städtepegel bildet damit die Basis für Analysen der zeitlichen Entwicklung des Personenverkehrs ostdeutscher Großstädte.
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.
Modal Split
Modal Split wird in der Verkehrsstatistik die prozentuale Verteilung des Personen- und Güterverkehrs auf verschiedene Verkehrsmittel (Modi) genannt. Der Modal Split ist Folge des Mobilitätsverhaltens der Menschen und der wirtschaftlichen, insbesondere der verkehrlichen Entscheidungen von Unternehmen.
Verkehrsaufkommen Das Verkehrsaufkommen beschreibt die Anzahl der zurückgelegten Wege, beförderten Personen oder Güter pro Zeiteinheit. Im Unterschied dazu bezieht sich das spezifische Verkehrsaufkommen auf zurückgelegte Wege und beschreibt die mittlere Anzahl der Ortsveränderungen pro Person und Zeiteinheit.
Verkehrsleistung
Die Verkehrsleistung gibt Auskunft über die Inanspruchnahme von Ressourcen. Als Verkehrsleistung wird die auf eine Zeiteinheit t (zum Beispiel ein Jahr) bezogene Verkehrsarbeit definiert und als Quotient dargestellt. Die Verkehrsarbeit wird dabei als Produkt von Verkehrseinheiten (zum Beispiel Güter oder Personen) und der durch diese zurückgelegten Strecke gebildet. In der Verkehrswissenschaft sind die Einheiten Personenkilometer pro Jahr [Pkm/a] oder Tonnenkilometer pro Jahr [tkm/a] gebräuchlich.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?481960

Gedruckt am Freitag, 26. April 2024 18:12:22