Technologie- und Industriestandards zur Überwachung von Gefahrguttransporten
Erstellt am: 04.12.2013 | Stand des Wissens: 03.04.2020
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Bauhaus-Universität Weimar, Professur Verkehrssystemplanung, Prof. Dr.-Ing. Plank-Wiedenbeck
Derzeit existieren für Telematikanwendungen zur Transportüberwachung der Gefahrgutladungen noch keine Vorschriften und auch keine bindenden Standards. Allerdings erleichtern einige allgemeine Industriestandards beziehungsweise für Telematikanwendungen verwendete Standards die Datenerfassung, -übermittlung und -verarbeitung [Albr12]. Einige Beispiele für diese Standards sind:
"European Geostationary Navigation Overlay Service" (EGNOS) als satellitenbasiertes Korrektursystem für Global Positioning System (GPS), welches insbesondere für Europa die Positionsgenauigkeit erhöht, über die Integrität des Systems informiert und deshalb auch in der Gefahrguttelematik eine Rolle spielt [ESA03].
Für den pan-europäischen elektronischen Notruf "emergency Call" (eCall) wurde eine Reihe europäischer Standards geschaffen (zum Beispiel EN 15722, EN 16072, EN 16062, EN 16102, ETSI TS 102 936-1 und ETSI TS 102 936-2). Dieser Dienst, der sich bisher an der Nutzung für private Personenkraftwagen orientiert hat, soll künftig auch für den Gefahrguttransport nutzbar sein. Aufgrund zusätzlich vorhandener Datenslots wird das eCall-System so modifiziert, dass es auch für Vorfälle mit gefährlichen Gütern genutzt werden kann. Im Rahmen des Work Items "Intelligent transport systems - electronic safety (eSafety) - eCall additional optional data set for heavy goods vehicles eCall" des "Comité Européen de Normalisation" (CEN) wird im Rahmen des Projekts "Harmonised eCall European Pilot Projec" (HeERO) ein eCall-Pilot auf den Weg gebracht und koordiniert [Albr12, S. 31].
Eine derzeit bei der Internationalen Standardisierungsorganisation "International Organization for Standardization" (ISO) im Technischen Komitee TC204 WG7 entwickelte Norm basiert auf einer dem eCall-System ähnlichen Anwendung, der ISO 15638 (Framework for collaborative telematics applications for regulated commercial freight vehicles, TARV [ISO15638]). Ein wesentliches Merkmal dieses TARV Rahmenwerkes ist, dass es die Kommunikation durch verschiedene drahtlose Übertragungsverfahren unterstützt, indem es die so genannte Communication Access for Land Mobiles (CALM)-basierte Telekommunikations-Architektur nutzt. Dabei wird sich im Gegensatz zu eCall nicht nur auf die Mobilfunknetze orientiert, sondern es werden auch Technologien wie Worldwide Interoperability for Microwave Access (WiMAX), Bluetooth, Kurzstreckenfunk und Wireless Local Area Networks (WLAN) integriert [Albr12, S. 34].
Extensible Markup Language (XML), eine Auszeichnungssprache zum Regeln der hierarchischen Struktur von Daten wird in einer Vielzahl von Telematikprojekten unter anderem im electronic Freight (e-Freight) der Internationale Luftverkehrs-Vereinigung (IATA) genutzt, indem Papierdokumente durch standardisierte elektronische Nachrichten sowie einen geregelten Datenaustausch ersetzt werden.
Vorschriften in der "Telematikanwendungen für Fracht Technischen Spezifikationen für die Interoperabilität" (TAF TSI) sollen eine bessere Interoperabilität im europäischen Schienenverkehr festlegen, weshalb diese auch in Gefahrguttelematikanwendungen zu beachten sind [ERA15, S. 11].
"United Nations Electronic Data Interchange For Administration, Commerce and Transport" (UN/EDIFACT) wurde vom "Zentrum für Handelserleichterungen und elektronische Geschäftsprozesse" (CEFACT) der Vereinten Nationen entwickelt und stellt einen Standard für den internationalen, elektronischen Datenaustausch dar [UNECE19].
Die beispielhaft aufgeführten Standards können prinzipiell den Informationsaustausch in der Gefahrguttelematik bedienen. Inwieweit dabei verkehrsträgerbezogene (Straße, Schiene, Binnenschifffahrt) Spezifika unterstützt werden, wird in [Albr13, S. 31] tabellarisch diskutiert. Einen zusammenfassenden Überblick dazu gibt die folgende Abbildung.
