Ältere Radfahrer und deren Nutzungsansprüche
Erstellt am: 04.10.2012 | Stand des Wissens: 11.03.2021
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Ältere Radfahrer sind im Gegensatz zu Fußgängern im Straßenverkehr stärker gefährdet. Bei Senioren als Radfahrer ist das verkehrsleistungsbezogene Risiko um das 1,4-fache und das Todesrisiko um das 5,8-fache größer als bei der Personengruppe der 25- bis 64-Jährigen. Dabei gelten ältere Radfahrer nicht häufiger (jedoch auch nicht weniger) als Hauptverursacher eines Regelverstoßes als andere Altersgruppen. Die Unfallverursacher sind meist motorisierte Fahrzeugführer [Li05, S. 6 f.].
Folgende Maßnahmen sind ein Beitrag zur Verbesserung der Mobilitätsbedingungen von Radfahrern und können auch die Verkehrssicherheit von Senioren verbessern [Li05, S. 6 f.]:
Folgende Maßnahmen sind ein Beitrag zur Verbesserung der Mobilitätsbedingungen von Radfahrern und können auch die Verkehrssicherheit von Senioren verbessern [Li05, S. 6 f.]:
- verkehrsplanerische Maßnahmen zur Verbesserung der Radverkehrssicherheit (Schaffung eines möglichst lückenlosen Netzes von Radverkehrsanlagen nach dem Stand der Wissenschaft, Gewährleistung der Sichtbeziehungen zwischen Radfahrern und dem motorisierten Individualverkehr),
- Durchsetzung von Halte- und Parkverbot auf Radverkehrsanlagen (gegebenenfalls polizeiliche Überwachung),
- stadtverträgliche Geschwindigkeit des Pkw-Verkehrs (gegebenenfalls polizeiliche Überwachung),
- Durchsetzung der Schutzhelmpflicht,
- seniorengerechtes Risikomanagement im Radverkehr (zum Beispiel sicherer Richtungswechsel beim Linksabbiegen, Trockenübungen) sowie
- Aufklärung anderer (insbesondere motorisierter) Verkehrsteilnehmer über Besonderheiten von älteren Radfahrern.
Als weitere wichtige Maßnahme gilt die Wissensvermittlung, insbesondere bezüglich der [GDV10b, S. 24 ff.]:
- verkehrssicheren Ausstattung des Fahrrades (Bremsen, Licht, Bereifung),
- verkehrssichere Bekleidung beim Radfahren (insbesondere bei schlechter Witterung und Sicht auf Sichtbarkeit sowie auf uneingeschränkte Beweglichkeit achten) sowie
- beim Fahrradkauf (Anpassung des Fahrrades an den Menschen und dessen Bedürfnisse, bezüglich Ergonomie, Komfort, Sicherheit) und
- der Bedeutung von Erholungszeiten, angemessene Fahrtgeschwindigkeit und Belastungsintensität.
Künftig werden die Entwicklungen im Bereich der Elektromobilität - insbesondere für ältere Menschen und die damit einhergehenden Auswirkungen auf die Netzplanung sowie Nutzung von Radverkehrsanlagen stärker zu berücksichtigen sein.
Mit Pedelecs bietet der Fahrradmarkt neue Entwicklungspotenziale. "Da für das Fahren von Pedelecs weniger Kraftaufwand erforderlich ist als bei herkömmlichen Fahrrädern, sind Pedelecs vor allem für ältere Menschen interessant" [BMVBW02c, S. 46]. Im Jahr 2019 wurden 1,36 Millionen Elektrofahrräder verkauft. E-Trekkingräder umfassen dabei 36 Prozent, E-City-/Urban-Bikes 31 Prozent, E-Mountainbikes 26,5 Prozent, Lasten-Pedelecs 4 Prozent, schnelle E-Bikes 0,5 Prozent, E-Rennmaschinen 0,5 Prozent und Sonstige 1,5 Prozent [Werw20]. 24 Prozent der Personen, welche einen Fahrradneukauf planen, erwägen den Kauf eines Pedelecs. In der Gruppe der über 60-Jährigen erwägen dies sogar 54 Prozent [BMVBW02c, S. 46]. Mit den veränderten Nutzungseigenschaften von Elektrofahrrädern im Vergleich zu herkömmlichen Fahrrädern sollte sich insbesondere ältere Menschen vertraut machen.