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Kostenstruktur von Brennstoffzellenfahrzeugen

Erstellt am: 03.09.2010 | Stand des Wissens: 01.12.2023
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IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.

Ein genauer Blick auf die Antriebstechnik zeigt die Kostenstruktur eines Brennstoffzellenfahrzeugs auf. Im Jahr 2020 lagen die Kosten für den Antriebsstrang des Brennstoffzellensystems bei etwa 100 Euro pro Kilowatt [FrKe17]. Das entspricht bei dem Toyota Mirai 2 mit 134 kW insgesamt 13.400 Euro [Hobe23].
Das Herzstück dieses Antriebskonzepts ist das Brennstoffzellensystem, welches als elektrochemischer Energiewandler chemische Energie in elektrische Energie umwandelt. Beim Einsatz in Elektrofahrzeugen wird die freigesetzte Energie in einer Batterie zwischengespeichert, die den Elektromotor speist. Der für den Prozess benötigte Sauerstoff wird der Umgebungsluft entnommen, während der in Reinform benötigte Wasserstoff in einem speziellen Tank mitgeführt wird [WaFr11a, S.61]. In der Abbildung 1 ist der Antriebsstrang in einem Brennstoffzellenfahrzeug zu sehen.

Komponenten BrennstoffzellenfahrzeugAbb. 1: Komponenten eines Brennstoffzellenfahrzeuges [DENA23]
Preistreiber im Brennstoffzellenbau sind in erster Linie kostenaufwändige Materialien (vor allem Edelmetalle) und Verarbeitungstechniken. Speziell die Rohstoffpreise für Platin beeinflussen die Kosten dieser Antriebstechnik. Daher wird sowohl an einer Reduktion des Bedarfs an Platin sowie auch dem Austausch des Katalysatormaterials geforscht. So wird beispielsweise der Einsatz von Mangan untersucht [enar23].
Des Weiteren verursachen die erforderlichen aufwändigen Speichertechniken zur sicheren Umsetzung der Tankanlage hohe Kosten bei nur geringer Speicherdichte, wie zum Beispiel bei der Flüssigwasserstoffspeicherung [WaFr11a, S.64]. Gemäß einer Studie gehen Experten davon aus, dass die erwarteten mittleren Kosten bis 2035 auf 13,5 Dollar pro Kilowattstunde Wasserstoff und bis 2050 auf 10,53 Dollar pro Kilowattstunde Wasserstoff gesenkt werden können [WhAz20].
Neben der Brennstoffzelle und der Tankanlage gehören weiterhin der Elektromotor samt Leistungselektronik sowie der Gleichspannungswandler zum Antriebsstrang. Momentan etabliert sich im Bereich der Motoren die Asynchronmaschine als kostengünstige Antriebsvariante [WaFr11a, S.120]. Die Kosten für einen mittleren Motor mit 90 Kilowatt Nennleistung liegen bei etwa 900 Euro für einen (permanent erregtem) Synchronmotor und bei etwa 720 Euro für einen Asynchronmotor. Diese Kosten beziehen sich nur auf den Motor ohne die Leistungselektronik aber inklusive Getriebe [FrKe17, S.13]. Die Leistungselektronik umfasst insbesondere den Wechselrichter, dessen Kosten je nach Art in unterschiedlicher Höhe ausfallen können. Die Kosten eines Silizium-basierten-Insulated-Gate-Bipolar-Transistoren (Si-IGBT) Wechselrichters liegen bei etwa 707 Dollar (entspricht etwa 640 Euro), die Kosten eines effizienteren Metall-Oxid-Halbleiter-Feldeffekttransistoren aus Siliziumkarbid (SiC-MOSFET) Wechselrichters bei etwa 1370 Dollar (entspricht etwa 1240 Euro). Letztere gelten als nächster Evolutionsschritt für zukünftige elektrische Antriebe. [ShRa23]
Der Gleichspannungswandler ermöglicht die Energieversorgung der Nebenverbraucher im Niederspannungsnetz, indem er die hohe Batteriespannung herabsetzt. Dies ist notwendig, da in Elektrofahrzeugen Spannungen von 300 Volt und mehr im Antriebsbereich eingesetzt werden. Eine Vielzahl von elektrischen Verbrauchern im Fahrzeug sind allerdings auf eine heute übliche Bordnetzspannung von 12 Volt ausgelegt, wie zum Beispiel das Lichtsystem, elektrische Fensterheber oder Infotainment. Die Kosten für den Gleichspannungswandler liegen bei etwa 190 Euro [FrKe17].
Weiterhin dient die Batterie innerhalb des Antriebskonzeptes als Puffer (bei Lastspitzen wie dem Beschleunigen) zwischen Brennstoffzelle und Elektromotor, sowie zur Aufnahme der gewonnenen Energie durch Rekuperation. Dafür wird in den Fahrzeugmodellen die Lithium-Ionen Technologie eingesetzt, die durch ihre Eigenschaften die Nickel-Metallhydrid Batterie verdrängt hat [Daim09a]. Insgesamt konnten die Kosten für die Batterien aufgrund der Weiterentwicklung der Fertigungstechnologien und sowie größeren Produktionsvolumina in den letzten Jahren reduziert werden. Zudem weisen die in Brennstoffzellenfahrzeugen eingesetzten Batteriesysteme einen relativ niedrigen Energieinhalt im Vergleich zu batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen auf, weshalb die Kosten gering bleiben. So liegt der Energiegehalt der im Toyota Mirai 2 eingesetzten Lithium-Ionen-Batterie bei nur 1,24 Kilowattstunden [Zach21].
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Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Grundlagen der Elektromobilität (Stand des Wissens: 08.12.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?426933
Literatur
[Daim09a] Daimler AG Die neue Mercedes-Benz B-Klasse F-CELL, 2009
[DENA23] Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) (Hrsg.) Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEV), 2023
[enar23] enargus (Hrsg.) Brennstoffzellen und Wasserstoff, 2023
[FrKe17] Michael Fries, Mathias Kerler, Stephan Rohr, Michael Sinning, Stephan Schickram, Markus Lienkamp, Robert Kochhan, Stephan Fuchs, Benjamin Reuter, Peter Burda, Stephan Matz An Overview of Costs for Vehicle Components, Fuels, Greenhouse Gas Emissions and Total Cost of Ownership - Update 2017, 2017/08, Online-Referenz http://rgdoi.net/10.13140/RG.2.2.11685.40164
[Hobe23] Fabian Hoberg Es gurgelt und summt: Der Toyota Mirai im ADAC Test , 2023/07/03
[ShRa23] Bufan Shi, Anna Isabel Ramones, Yingxu Liu, Haoran Wang, Yu Li, Stefan Pischinger, Jakob Andert A review of silicon carbide MOSFETs in electrified vehicles: Application, challenges, and future development, 2023/05/17, Online-Referenz doi:10.1049/pel2.12524
[WaFr11a] Wallentowitz, Henning, Freialdenhoven, Arndt Strategien zur Elektrifizierung des Antriebstranges: Technologien, Märkte und Implikationen , Ausgabe/Auflage 2. Auflage, Vieweg+Teubner, 2011, ISBN/ISSN 3834814121
[WhAz20] Michael M. Whiston, Inês M. Lima Azevedo, Shawn Litster, Constantine Samaras, Kate S. Whitefoot, Jay F. Whitacre Hydrogen Storage for Fuel Cell Electric Vehicles: Expert Elicitation and a Levelized Cost of Driving Model, 2020/12/04, Online-Referenz doi:10.1021/acs.est.0c04145
[Zach21] Marcus Zacher Unterwegs im Toyota Mirai II, 2021/06/17
Glossar
O2
= Sauerstoff. Im Normzustand ist Sauerstoff ein farbloses, geruchloses und geschmackloses Gas. Es ist sehr reaktiv, fast jedes chemische Element, abgesehen von Edelgasen, reagiert mit Sauerstoff, um Verbindungen zu bilden.
Sauerstoff ist von großer Bedeutung, weil er wesentlich an den Atmungsprozessen der meisten lebenden Zellen und an Verbrennungsprozessen beteiligt ist. Es ist das am häufigsten vorkommende Element der Erdkruste. Die Luft besteht zu fast einem Fünftel (Volumen) aus Sauerstoff. Ungebundener gasförmiger Sauerstoff besteht normalerweise aus einem zweiatomigen Molekül (O2), es gibt ihn aber auch in dreiatomiger Form (O3,) besser bekannt unter dem Begriff Ozon.
kW
= Kilowatt. Die SI-Einheit der Leistung. Als Einheitenzeichen wird der Großbuchstabe W verwendet. Die Einheit ist benannt nach James Watt.
H2 Wasserstoff ("H2" = grch.-lat. für hydrogenium "Wassererzeuger") ist das chemische Element mit der Ordnungszahl 1. Wasserstoff stellt sowohl bezogen auf die Masse (75%) als auch bezogen auf die Zahl der Teilchen (91%) das häufigste aller im All vorkommenden Elemente dar. Wasserstoff ist ein farb- und geruchloses Gas welches in der Natur aufgrund der hohen Reaktivität nicht in seiner elementaren Form vorkommt. Wasserstoff liegt gebunden in Form von Erdöl und Erdgas, in Mineralien, in Biomasse, aber vorwiegend in Form von Wasser vor. Wasserstoff ist somit ein Sekundärenergieträger (Energiespeicher)und muss erst aus den oben genannten fossilen oder nicht fossilen Primärenergieträgern unter Einsatz von zusätzlicher Energie hergestellt werden.
Infotainment
Unter Infotainment (Kofferwort aus Information und Entertainment = Unterhaltung) wird ein Teil eines Medienangebotes verstanden, bei welchem der Zuschauer bzw. Empfänger sowohl informiert, als auch unterhalten wird.
Rekuperation
Rekuperation bezeichnet die Rückführung eines Anteils der von einem elektrisch angebtriebenen Fahrzeug entnommenen Traktionsenergie in die Fahrzeugbatterie oder das Bahnstromnetz. Diese Energie wird beim Bremsvorgang durch den Betrieb des Elektromotors im Generatorbetrieb bzw. durch die elektrodynamische Nutzbremse generiert.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?330567

Gedruckt am Montag, 29. April 2024 16:31:09