Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

NahviS - Neue Nahverkehrsangebote im Naturpark Südschwarzwald

Erstellt am: 18.12.2002 | Stand des Wissens: 08.04.2014
Kurzname:   NahviS
Auftraggeber / Förderer:   Bundesministerium für Bildung und Forschung
Auftragnehmer:   Öko-Institut - Institut für angewandte Ökologie e.V. (Projektleitung)
Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) GmbH
SBG SüdbadenBus GmbH
Car-Sharing Südbaden - Freiburg e.V.
Fahrradstation und Mobilitätszentrale Freiburg mobile GmbH
Landratsamt Waldshut
Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald
Landratsamt Lörrach
Regio-Verkehrsverbund Freiburg GmbH (RVF)
Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg
Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbH
Naturpark Südschwarzwald e.V.
Regierungspräsidium Freiburg
Laufzeit:   2001/12 bis 2004/12
Projektstand:   abgeschlossen
Webseite:   http://www.tuvpt.de/index.php?id=175
Raumbezug:   Bundesrepublik Deutschland
Veröffentlichung:   [BMBF04b] Personennahverkehr für die Region - Innovationen für nachhaltige Mobilität
[Litt02] BMBF startet Forschungsinitiative "Personennahverkehr für die Region"
Das Vorhaben möchte neue Formen integrierter, intermodaler Mobilitätsangebote entwickeln. Die neuen flexiblen Nahverkehrsangebote richten sich in der Hauptsache an die Bevölkerung der weniger dicht besiedelten ländlichen Gemeinden, beziehen jedoch auch die touristischen Besucher der Region ein.

Flexible ÖPNV-Angebote werden aus den bestehenden liniengebundenen ÖPNV-Fahrplänen weiterentwickelt. Die bedarfsorientierten Busdienste decken entweder den Abend- und/oder Wochenverkehr ab und stellen ein zusätzliches Angebot zum heutigen Linienangebot dar. Damit sollen unabhängig von der Verfügbarkeit eines eigenen Pkw Freizeitaktivitäten mit dem ÖPNV ermöglicht werden, beispielsweise der Besuch von Kultur- oder Sportveranstaltungen in den Städten der Umgebung. Jedoch können auch witterungs- oder jahreszeitlich bedingte Spitzenbedarfe zu den Naherholungszielen der Region mit flexiblen ÖPNV-Angeboten abgedeckt werden.

Im Raum Südbaden wurde - bisher einmalig in Deutschland - eine Car-Sharing-Organisationsstruktur aufgebaut, die neben dem Oberzentrum Freiburg und den angrenzenden verdichteten Randkommunen auch Gemeinden im ländlichen Raum umfasst. Die bestehenden Ansätze für Car-Sharing werden im Rahmen des Projektes sowohl räumlich durch die Ausbreitung in weitere Gemeinden als auch inhaltlich durch zusätzliche Einsatzmöglichkeiten für Car-Sharing in der Region weiterentwickelt. Stichworte sind hierbei die Ausgestaltung neuer Car-Sharing-Angebote für Touristen, die sie ohne Mitgliedschaft in einer Car-Sharing-Organisation nutzen können, und die Zusammenarbeit mit Vereinen, Kirchengemeinden, Gemeindeverwaltungen oder Beherbergungsbetrieben.

Car-Sharing soll als Ergänzung zum liniengebundenen oder flexiblen ÖPNV-Angebot entwickelt werden. Dieses setzt eine enge Kooperation der Car-Sharing- und ÖPNV-Anbieter voraus, wie sie mit dem Verbundvorhaben auf mehreren Ebenen (Tarifkooperation, Informationsvernetzung, gemeinsame Mobilitätsberatung und Vermittlungsinstanz etc.) angestrebt wird.

Ergänzend zur Schaffung neuer Angebote werden die Informationsstrukturen zu den bestehenden Angeboten systematisch verbessert und durch integrierte Organisationsstrukturen in dezentralen Mobilitätsagenturen koordiniert. Ein geeigneter Ort sind Bahnhöfe, an denen zur Zeit kein Beratungs- und Verkaufspersonal der Deutschen Bahn AG mehr vorhanden ist. Hierzu werden im Rahmen des Vorhabens finanzierbare Nutzungskonzepte für die spezifische Bahnhofsentwicklung entwickelt. Ziel ist ein besserer Kundenservice und eine integrierte Mobilitätsberatung an jedem ausgewählten Standort.

Um zu erreichen, dass knappe finanzielle Ressourcen zur Entwicklung neuer flexibler Angebote möglichst effektiv eingesetzt werden, empfiehlt es sich, die Mittel möglichst zielgenau zu platzieren. Das bedeutet, es sollen vorwiegend jene Zielgruppen angesprochen werden, die sowohl von ihren Mobilitätsbedürfnissen, als auch hinsichtlich ihrer Einstellungen und Orientierungen für derartige Angebote offen sind. Die geeignete Methode zum Auffinden derartiger Personengruppen ist das Zielgruppenkonzept der Mobilitätsstile. Die Entwicklung eines Zielgruppenmodells, das Mobilitätsorientierungen, Lebensstile, Verkehrsverhalten und den sozialen Hintergrund einbezieht, wird erstmals für den ländlichen Raum vorgenommen. Hierdurch werden bessere Ergebnisse für die Akzeptanz neuer Nahverkehrsangebote erwartet, die zudem durch eine bessere Kenntnis der ansprechbaren Zielgruppen bedürfnisspezifischer zugeschnitten werden können. Die Untersuchung wird mittels einer zweistufigen Befragung und abschließenden Zielgruppendiskussionen durchgeführt.

Das Projekt leistet einen Beitrag zu einer zukunftsgerechten Verkehrsentwicklung in der Region. Dies zielt zum einen auf die Minderung von Umweltbelastungen durch eine effizientere Verkehrsorganisation und die Stärkung von umweltfreundlichen Verkehrsmittelalternativen. Es zielt jedoch auch auf die Erhöhung sozialer Mobilitätschancen, indem die Abhängigkeit bestimmter Bevölkerungsgruppen von der Automobilität gemildert wird. Schließlich zielen die anvisierten neuen Verkehrsangebote auch auf eine bessere Auslastung bestehender ÖPNV-Angebote und die Schaffung tragfähiger flexibler Ergänzungsangebote.

Das Vorhaben wird in einem Teilbereich des Naturparks Südschwarzwald - im Landkreis Waldshut und in den im Südschwarzwald gelegenen Teilräumen der Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald und Lörrach - durchgeführt. Kennzeichen des Untersuchungsraumes ist eine geringe Besiedelungsdichte und die relative Ferne zu den Oberzentren und Ballungsräumen im Rheintal. Gleichzeitig ist der Untersuchungsraum Wochenendziel zahlreicher Erholungssuchender aus den angrenzenden Ballungsräumen sowie ein beliebtes innerdeutsches Feriengebiet.
Ansprechpartner
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Literatur
[BMBF04b] Burmeister, Jürgen, Littmann, Reinhard, Schüller, Ulrich, Thomae, Tobias Personennahverkehr für die Region - Innovationen für nachhaltige Mobilität, Bonn, Berlin, 2004
[Litt02] Littmann, Reinhard, Dipl.-Ing. BMBF startet Forschungsinitiative "Personennahverkehr für die Region", veröffentlicht in Verkehr und Technik, Ausgabe/Auflage Heft 5, 2002
Glossar
Carsharing
Der Begriff CarSharing stammt aus dem Englischen (car= Auto, to share= teilen) und kann sinngemäß mit der Bedeutung "Auto teilen" übersetzt werden. Er beschreibt die organisierte, gemeinschaftliche Nutzung von Kraftfahrzeugen, die meist von Unternehmen gegen Gebühr bereitgestellt werden.
Durch einen Rahmenvertrag oder eine Vereinsmitgliedschaft erhalten Kunden flexiblen Zugriff auf alle Kfz eines Anbieters. Die Fahrzeuge können über eine Webseite oder über eine Smartphone-App gebucht werden. Geöffnet werden sie in der Regel mit Hilfe von Chipkarten oder durch einen über die Smartphone-App vermittelten Zugangscode .
Bei dem System des stationsbasierten CarSharing stehen die Fahrzeuge auf reservierten Stellplätzen und werden nach der Nutzung auch wieder dorthin zurückgebracht. Ein anderes Modell ist das free-floating CarSharing. Hier stehen die Fahrzeuge in einem definierten Operationsgebiert verteilt. Sie können per Smartphone geortet werden und nach der Nutzung auf einem beliebigen Stellplatz innerhalb des Operationsgebiets zurückgegeben werden.
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?24725

Gedruckt am Donnerstag, 18. April 2024 02:44:07