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Umweltqualität des ÖPNV

Erstellt am: 04.10.2007 | Stand des Wissens: 21.10.2021
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr, Prof. Dr.-Ing. R. König

Sowohl den Kunden als auch die Allgemeinheit interessiert die Umweltqualität des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Sie umfasst insbesondere Schadstoff- und Lärmemissionen aber auch den Rohstoff- und Flächenverbrauch. Umweltstandards können für einzelne Fahrzeuge, für Fahrzeugflotten sowie für Strecken und Gebiete festgelegt werden. Sie sollten gleichberechtigt neben den übrigen Qualitätskriterien einzuhalten sein [Eich05].

Beim straßengebundenen Verkehr sind die Schadstoffklassen (Euro-Normen) einzuhalten. Sollen ÖPNV-Fahrzeuge in Umweltzonen einfahren, müssen sie den dortigen Bestimmungen zum Schadstoffausstoß entsprechen.

Weiterhin sind bei Neufahrzeugen Filtersysteme und alternative Antriebsmethoden, wie Wasserstoff-, Erdgas- oder Biodieselantriebe, zu fördern [Walc02].

Fahr- und Motorengeräusche sind soweit einzudämmen, dass sie keine gesundheitlichen Gefahren mit sich bringen und im Allgemeinen für den Fahrgast nicht störend wirken [Walc02].

Der Flächenbedarf, der bei Schienenfahrzeugen durch den eigenen Fahrweg gegenüber dem straßengebundenen ÖPNV hervortritt, ist als eher untergeordnet zu betrachten, da diese Größe aufgrund des geringen Flächenverbrauchs keine hohe Bedeutung hat.

Eine Bewertung sollte stets auf die Zahl der beförderten Personen bezogen werden. Sie hängt damit vom Besetzungsgrad der Nahverkehrsfahrzeuge ab. Bei einem hohen Besetzungsgrad ist der Schienenverkehr emissionsärmer. Andererseits kann bei einer geringen Fahrgastnachfrage der Bus günstigere Emissionswerte pro Fahrgast aufweisen. Der Busverkehr ist in Bezug auf die Fahrzeuggröße meist flexibler als ein Schienenverkehrsmittel und hat die Möglichkeit, bei geringer Nachfrage kleinere Fahrzeuge einzusetzen und damit Emissionen zu reduzieren. Der Schienenpersonennahverkehr ist hinsichtlich der Emissionswerte günstiger einzuschätzen als der Bus, wenn die Fahrgastnachfrage so gestaltet ist, dass ein Zug mehr als zwei vollbesetzte Busse ersetzt [LNVG97]. Eine Erhöhung des Auslastungsgrades durch eine am Bedarf orientierte Fahrzeuggröße trägt somit zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und damit zur Minderung der Emissionen bei [Eich05].
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr, Prof. Dr.-Ing. R. König
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Qualitätsindikatoren des ÖPNV (Stand des Wissens: 01.02.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?237320
Literatur
[Eich05] Eichmann, Volker, Dipl.-Ing., Berschin, Felix, Dr., Bracher, Tilman, Sipl.-Volksw., Winter, Matthias, Dipl.-Ing. Umweltfreundlicher, attraktiver und leistungsfähiger ÖPNV - ein Handbuch, 2005/10
[LNVG97] o.A. SPNV-Konzept für Niedersachsen, 1997
[Walc02] Walczok, Mike, Dipl.-Geogr., Salm, Ralph, Dipl.-Kfm. Mindeststandards im Busverkehr - Der RMV definiert einheitliche Qualitätsanforderungen, veröffentlicht in Der Nahverkehr, Ausgabe/Auflage 12/2002, 2002
Weiterführende Literatur
[UBA20l] Umweltbundesamt (Hrsg.) CO2-Fußabdrücke im Alltagsverkehr, 2020/12
Glossar
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.
Schienenpersonennahverkehr
Gemäß Regionalisierungsgesetz (RegG) § 2 handelt es sich bei einer auf der Schiene erbrachten Beförderungsdienstleistung um ein Angebot des Nahverkehrs, "wenn in der Mehrzahl der Beförderungsfälle [...] die gesamte Reiseweite 50 Kilometer oder die gesamte Reisezeit eine Stunde nicht übersteigt" [RegG, § 2]. Zur Erfüllung der Daseinsvorsorge wird der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) von den Ländern bestellt und unterstützt. Der SPNV ist eine Sonderform des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Der ÖPNV ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert, der SPNV zusätzlich noch im Allgemeinen Eisenbahngesetz (AEG).
Besetzungsgrad Unter Besetzungsgrad wird die Auslastung von Verkehrsmitteln verstanden. Im Öffentlichen Personennahverkehr entspricht das Platzangebot dabei i. d. R. der Summe aus den Sitzplätzen und 4 Plätzen je m² Stehfläche. Der Besetzungsgrad wird hierbei in % angegeben. Er liegt im Durchschnitt bei rd. 20 % und erreicht in der Spitze Werte zwischen 80 und 100 %. Vor allem bei besonderen Veranstaltungen kann der Besetzungsgrad im ÖPNV auch über 100 % betragen. In Analogie hierzu wird auch im Individualverkehr oft dieser Begriff verwendet; damit sind jedoch häufig die Anzahl der (durchschnittlich) im Auto befindlichen Personen gemeint (z. B. 1,2 Personen) und nicht die Platzauslastung. Zum Teil wird daher auch der Begriff "Besetzungszahl" verwendet. Der Quotient aus der Summe der Personenfahrten im Pkw und der Anzahl der Pkw-Fahrten wird auch als "ungewichteter Besetzungsgrad" bezeichnet. Daneben gibt es den seltener verwendeten "gewichteten Besetzungsgrad", der die Fahrtlängen berücksichtigt. Da mit zunehmender Fahrtlänge die Besetzung höher ist, liegt der gewichtete Besetzungsgrad um ca. 0,1 höher als der ungewichtete.
H2 Wasserstoff ("H2" = grch.-lat. für hydrogenium "Wassererzeuger") ist das chemische Element mit der Ordnungszahl 1. Wasserstoff stellt sowohl bezogen auf die Masse (75%) als auch bezogen auf die Zahl der Teilchen (91%) das häufigste aller im All vorkommenden Elemente dar. Wasserstoff ist ein farb- und geruchloses Gas welches in der Natur aufgrund der hohen Reaktivität nicht in seiner elementaren Form vorkommt. Wasserstoff liegt gebunden in Form von Erdöl und Erdgas, in Mineralien, in Biomasse, aber vorwiegend in Form von Wasser vor. Wasserstoff ist somit ein Sekundärenergieträger (Energiespeicher)und muss erst aus den oben genannten fossilen oder nicht fossilen Primärenergieträgern unter Einsatz von zusätzlicher Energie hergestellt werden.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?237182

Gedruckt am Dienstag, 23. April 2024 15:52:19