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Qualität des ÖPNV

Erstellt am: 04.10.2007 | Stand des Wissens: 01.02.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr, Prof. Dr.-Ing. R. König

Qualität spielt für die wahlfreien Verkehrsteilnehmer im Wettbewerb zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln eine entscheidende Rolle. Die europäische Norm DIN EN 13816 [DIN EN 13816] (Ausgabe 2002) befasst sich mit der Definition, Festlegung von Leistungszielen und Messung von Servicequalität im ÖPNV. [SchHaNi02] Die Norm DIN EN 13816 [DIN EN 13816] bietet eine Zusammenstellung von Qualitätskriterien im ÖPNV und von Qualitätssicherungssystemen. [FGSV06b] Die Norm listet verschiedene Qualitätskriterien auf, auf die in den nachfolgenden Syntheseberichten eingegangen wird. 
Grundsätzlich kann Qualität wie folgt eingeteilt werden:
  • Erschließungsqualität
  • Bedienungsqualität
  • Verbindungsqualität
  • Ausrüstungsqualität
  • Servicequalität
  • Umweltqualität
In der Norm werden Anforderungen für die Definition von Leistungen im ÖV, für die Festlegung von Zielen hinsichtlich der Leistungen im ÖPNV und für die Messung der Qualität der Leistungen im ÖPNV gestellt. Die Norm zeigt die Verantwortung sowohl der Auftraggeber als auch der Auftragnehmer für die Qualität der Verkehrsleistung auf. Sie enthält jedoch keine materiellen Anforderungen im Sinne eines bestimmten Qualitätsniveaus, vielmehr müssen die Aussagen der Norm durch einzelne Festlegungen im Einzelfall konkretisiert werden. Mit der Norm sollen Flexibilität und eine möglichst geringe Einschränkung der Kreativität der Dienstleistungsanbieter gewährleistet werden. [SchHaNi02] Ein kundenorientierter Ansatz bei der Erbringung und Planung von Verkehrsleistungen setzt sich durch. Jedoch muss die eigentliche Verkehrsleistung weiter im Mittelpunkt stehen. Es ist darauf zu achten, dass kein übertriebener Formalismus eingeführt wird und die Kosten für die Erhebung von Kundenerwartungen, der wahrgenommenen Qualität und für Messungen in einer vernünftigen Relation zu den Aufwendungen für die eigentliche Verkehrsleistung stehen. Es ist zu beachten, dass die Mittel für den ÖV nicht ausreichen, um mit Attraktivität (ziehende Maßnahmen) allein eine massenhafte Änderung der Verkehrsmittelwahl zu bewirken. [SchHaNi02]
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr, Prof. Dr.-Ing. R. König
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Qualitätsindikatoren des ÖPNV (Stand des Wissens: 01.02.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?237320
Literatur
[FGSV06b] Klein, Angelika, Dr., Heußner, Jürgen, Dipl.-Ing., et al. Hinweise für die Qualitätssicherung im ÖPNV, veröffentlicht in FGSV Schriftenreihe, FGSV Verlag / Köln, 2006, ISBN/ISSN ISBN 3-937356-78-9
[SchHaNi02] Schellhoß, Ortrud, Hambuch Jürgen, Dipl.-Ing., Nickel, Bernhard E., Dipl.-Ing. Europäische Norm für Qualität im öffentlichen Personennahverkehr, veröffentlicht in Der Nahverkehr, 2002/11
Rechtsvorschriften
[DIN EN 13816] DIN EN 13816 - Servicequalität im Öffentlichen Personenverkehr
Glossar
ÖV
Der öffentliche Verkehr (ÖV) ist sowohl im Personen-, Güter- sowie Nachrichtenverkehr für jeden Nutzer in einer Volkswirtschaft öffentlich zugänglich. Dazu zählen sowohl die öffentliche Personenbeförderung, der öffentliche Gütertransport als auch die öffentlichen Telekommunikations- und Postdienste. Der ÖV wird dabei von Verkehrsunternehmen nach festgelegten Routen, Preisen und Zeiten durchgeführt. Der ÖV ist somit im Gegensatz zum Individualverkehr (IV) örtlich und zeitlich gebunden.
Vor dem Hintergrund der verkehrspolitisch geförderten Multimodalität wird der ÖV zunehmend breiter definiert, indem auch alternative Bedienformen, Taxen bis hin zu öffentlichen Fahrrädern und öffentlichen Autos als Teil eines neuen individualisierten ÖV gesehen werden.
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.
Verkehrsleistung
Die Verkehrsleistung gibt Auskunft über die Inanspruchnahme von Ressourcen. Als Verkehrsleistung wird die auf eine Zeiteinheit t (zum Beispiel ein Jahr) bezogene Verkehrsarbeit definiert und als Quotient dargestellt. Die Verkehrsarbeit wird dabei als Produkt von Verkehrseinheiten (zum Beispiel Güter oder Personen) und der durch diese zurückgelegten Strecke gebildet. In der Verkehrswissenschaft sind die Einheiten Personenkilometer pro Jahr [Pkm/a] oder Tonnenkilometer pro Jahr [tkm/a] gebräuchlich.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?237092

Gedruckt am Donnerstag, 18. April 2024 09:42:35