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Akteure im Rahmen des Mobilitätsmanagements an Schulen

Erstellt am: 08.10.2004 | Stand des Wissens: 25.10.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Neben der Schülerschaft lassen sich die Akteure und Akteurinnen des Mobilitätsmanagements an Schulen in vier Bereiche untergliedern [ENHE21; Krei02]:
  • Eltern,
  • Institutionen im Erziehungsbereich,
  • Institutionen im Mobilitäts- und Verkehrsbereich sowie
  • Sponsoren.
Eltern
Eltern prägen durch ihr Mobilitätsverhalten und die Organisation der Schulwege das Mobilitätsverhalten der Kinder; Kinder werden so oft an den Autoverkehr als natürliches Fortbewegungsmittel gewöhnt. Ängste vor Gefahren im Straßenverkehr und vor Kriminalität führen oft dazu, dass das selbstständige Zurücklegen des Schulweges von Kindern nicht gefördert wird. Diese Umstände sind bei einer Neuorganisation von Schulwegen besonders zu berücksichtigen und zu thematisieren.
Institutionen im Erziehungsbereich
Die Rahmenregelungen für Lerninhalte setzen die Länder bzw. Kultusministerien. Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat bereits 1994 beschlossen, dass Mobilitätserziehung mit den Aspekten Verkehrssicherheit, Sozialkompetenzen, Umwelt und seit der Neufassung des Beschlusses von 2012 auch Inklusion Eingang in die Lehrpläne finden soll [KMKO12] In den Lehrplänen der Primarstufe ist die Mobilitäts- und Verkehrserziehung fester Bestandteil. Schwerpunktmäßig werden jedoch weiterhin die Inhalte der klassischen Verkehrserziehung - Sicherheitserziehung und Bewegungsschulung priorisiert, Umwelt- und Gesundheitsaspekte sind deutlich seltener inhaltlich vertreten [NEUM15] [FUHE13]. In der Sekundarstufe I und II sollen die Inhalte fächerübergreifend vermittelt werden. Dafür wurden 2009 Leistungsstandards in vier Themenbereichen formuliert:
  1. Mit gefahren in der Lebensumwelt verantwortungsvoll umgehen und sich für die Unfallverhütung einsetzen,
  2. Teilnahme am Straßenverkehr und dem weiteren Mobilitätsgeschehen als ein auf Partnerschaft gerichtetes soziales Verhalten.
  3. Umwelt- und gesundheitsbewusstes Verkehrs- und Mobilitätsverhalten,
  4. Die kritische Auseinandersetzung mit Erscheinungen, Bedingungen und Folgen des gegenwärtigen Verkehrs und seiner zukünftigen Gestaltung [NEUM15].

Wichtig für eine erfolgreiche Befassung mit dem Thema ist, dass Lehrende und Schulleitungen für das Thema sensibilisiert sind, geeignetes Lernmaterial bereitsteht und schulexterne AkteurInnen die Bildungseinrichtungen bei der Organisation unterstützen (z. B. durch Ansprechpersonen in Schulämtern, Verkehrsunternehmen etc.). Die Sensibilisierung der Lehrer und Lehrerinnen kann über eine stärkere Integration der Inhalte zur Mobilitätserziehung in die Lehreraus- und -fortbildung erreicht werden [NEUM15].
Institutionen im Mobilitäts- und Verkehrsbereich
Verkehrsthemen in der Schule werden in der Regel assoziiert mit der Verantwortung von Polizei und Verkehrswacht, da diese die verkehrssicherheitspraktischen Prüfungen an Schulen durchführen. Eine Sensibilisierung für Umwelt- und Sozialthemen findet dabei selten statt. Hierfür sollen Partnerschaften mit Verkehrsunternehmen und anderen bedeutsamen Akteurinnen und Akteuren des Verkehrsbereichs wie z. B. ADAC, VCD oder der ADFC für Projekte und Veranstaltungen zum Thema, wie z.B. einen Aktionstag "Busschule" o.ä. forciert werden. Zudem ist es günstig, wenn Verbindungen zur Verkehrsplanung der Kommune aufgenommen werden können, um Kindern Einblicke in Planungsprozesse zu geben und Mitgestaltungsmöglichkeiten aufzuzeigen bzw. zu initiieren. Hinsichtlich der Planung der Schülerbeförderung sollten auch die Verantwortlichen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) einbezogen werden [FGSV12].
Sponsoren/Öffentlichkeitsarbeit
Oftmals ist es hilfreich, für die Finanzierung und Bewerbung einzelner Aktivitäten (wie z.B. Sicherheitswesten etc.) örtliche Firmen, Gewerbeverbände, Banken, Versicherungen etc. anzusprechen und zu integrieren.
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Mobilitätsmanagement an Schulen (Stand des Wissens: 25.10.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?112731
Literatur
[ENHE21] Engel, Verena, Hericks, Katja, Kipp, Tobias Toolbox für Mobilitätsmanagement , 2021
[FGSV12] Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) (Hrsg.) Leitfaden für den Schülerverkehr, Köln, 2012
[FUHE13] Funk, Walter, Hecht, Philipp , Nebel, Sophia, Stumpf, Felix Verkehrserziehung
in Kindergärten
und Grundschulen
, veröffentlicht in Mensch und Sicherheit, Ausgabe/Auflage Heft M 238 , Wirtschaftsverlag NW/ Bremerhaven, 2013/07
[KMKO12] Empfehlung zur Mobilitäts- und Verkehrserziehung in der (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 07.07.1972 i. d. F. vom 10.05.2012)., 2012/05/10
[Krei02] Kreipl, Alexander Mobikids - Endbericht, München, 2002
[NEUM15] Neumann-Opitz, Nicola Zielgruppe Kinder, veröffentlicht in Verkehrssicherheitskommunikation, Springer Fachmedien Wiesbaden, 2015, ISBN/ISSN 978-3-658-01130-7_2
Weiterführende Literatur
[VCD03c] Verkehrsclub Deutschland (VCD) e. V. Die Mobilitätsfibel, Ausgabe/Auflage 1, Hannover, 2003/08
Glossar
O2
= Sauerstoff. Im Normzustand ist Sauerstoff ein farbloses, geruchloses und geschmackloses Gas. Es ist sehr reaktiv, fast jedes chemische Element, abgesehen von Edelgasen, reagiert mit Sauerstoff, um Verbindungen zu bilden.
Sauerstoff ist von großer Bedeutung, weil er wesentlich an den Atmungsprozessen der meisten lebenden Zellen und an Verbrennungsprozessen beteiligt ist. Es ist das am häufigsten vorkommende Element der Erdkruste. Die Luft besteht zu fast einem Fünftel (Volumen) aus Sauerstoff. Ungebundener gasförmiger Sauerstoff besteht normalerweise aus einem zweiatomigen Molekül (O2), es gibt ihn aber auch in dreiatomiger Form (O3,) besser bekannt unter dem Begriff Ozon.
ADFC Der ADFC ist ein bundesweiter, gemeinnütziger Verein, der die Interessen von Alltags- und Freizeitfahrern vertritt. Arbeitsschwerpunkte liegen unter anderem in der Verkehrsplanung, der Verkehrspolitik, dem Tourismus, dem Umweltschutz, der Technik/Sicherheit, dem Fahrraddiebstahlschutz sowie der Fahrradmitnahme in Öffentlichen Verkehrsmitteln. Dabei überprüft der ADFC beispielsweise auch die Qualität von Produkten der Fahrradindustrie und fördert den Radverkehr durch Zusammenarbeit mit Institutionen, Vereinen sowie Organisationen, die sich für mehr Sicherheit und Umweltschutz im Straßenverkehr einsetzen. Des Weiteren bietet der ADFC vor Ort Dienstleistungen wie Radtouren, Technikkurse, Kaufberatung als auch Verkehrsaktionen an.
ADAC = Allgemeine Deutsche Automobil Club e. V.. Der ADAC nimmt für sich in Anspruch, die Interessen deutscher Auto-, Motorrad- und Bootfahrer zu vertreten. Er bietet - direkt oder über Tochterfirmen - Dienstleistungen an und produziert Stadtpläne sowie Straßenkarten. Außerdem betreibt er mehrere Fahrsicherheitszentren. Die ursprüngliche und bekannteste Dienstleistung des Clubs ist die Pannenhilfe.
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?112937

Gedruckt am Donnerstag, 18. April 2024 21:26:33