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Bewertung von Sicherheitsmaßnahmen

Erstellt am: 24.04.2018 | Stand des Wissens: 11.01.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch

Bewertung von Sicherheitsmaßnahmen lassen sich auf der betriebswirtschaftlichen sowie auf der volkswirtschaftlichen Ebene durchführen. Betriebswirtschaftlich stellt sich dabei die Frage, inwieweit und zu welchen Kosten sich die Maßnahmen umsetzen und in den Betriebsablauf von Flughäfen und Fluglinien integrieren lassen. Im Rahmen des Förderprogramms Forschung für die Zivile Sicherheit schätzt das Forschungsvorhaben Critical Parts [DLR11] den Nutzen von Maßnahmen zur Überwachung von Passagieren anhand der Integrationsfähigkeit in den Betriebsablauf der Sicherheitskontrolle ab. Dabei kommen folgende Kriterien zum Einsatz:
  • Zeit für die Kontrollen
  • Passagierdurchsatz
  • Erhöhte Erkennungsrate potenziell gefährlicher Gegenstände
  • Unbedenklichkeit der eingesetzten Strahlung
  • Dauer der Zulassung durch die zuständigen Behörden
  • Akzeptanz durch Kontrollierende und Kontrollierte
Die Studie betont, dass mit der derzeit vorstellbaren Technologie immer ein Kompromiss aus betrieblicher Effizienz und Sicherheitsniveau gefunden werden müsse. Insbesondere bei der Fahrzeugkontrolle auf Flughäfen bliebe der Mensch der entscheidende und kritische Faktor.

Auf der volkswirtschaftlichen Ebene werden nach den Kriterien von Nutzen-Kosten-Abwägungen die betriebswirtschaftlichen Kosten in Relation zu den zu erwartenden Nutzen (in Form verminderter Schäden) gesetzt. Unmittelbares Ziel der Verbesserung von Sicherheitslagen ist die Vermeidung von Sach- und Personenschäden durch Anschläge, Sabotage oder sonstige externe Ereignisse. Entsprechende Methoden und Eckwerte zur Quantifizierung von Nutzen vermiedener Schadensfälle wurden für alle Verkehrsträger im Forschungsprojekt WEATHER (EU, 7. Rahmenprogramm) dargestellt [EnDo11; EuCo15].
  • Nutzen aus vermiedenen Todesfällen und Verletzungen: 1,65 Millionen Euro pro Todesfall, 150.000 Euro pro Schwerverletztem, 10.000 Euro pro Leichtverletztem
  • Vermiedene Verspätungskosten für Passagiere: 21 Euro pro Person und Stunde
  • Vermiedene Verspätungskosten für Fluggesellschaften: 36 Euro pro Minute und Flugzeug
  • Vermiedene Kosten durch Schaden am Flugzeug: Anhand der in [EnDo11] verwendeten Methodik wird angenommen, dass ein Flugzeug zum Zeitpunkt des Schadensereignisses bereits zu 50 Prozent abgeschrieben ist, sodass die Kosten im Fall eines Totalverlusts bei rund der Hälfte der Anschaffungskosten liegen. Bei mittlerem Schaden am Flugzeug wird mit rund 67 Prozent des Zeitwerts und 34 Prozent des Neuwerts gerechnet, bei geringem Schaden mit 33 Prozent des Zeitwerts und 17 Prozent des Neuwerts.
Zur Erfassung des Schweregrades von Schäden und damit zur Höhe volkswirtschaftlicher Kosten lassen sich potenzielle oder real eingetretene Schadensereignisse in Schweregrade einteilen. [PiBr07] verwendet hierzu eine Skala von 0 (kein Schaden) bis 4 (Totalschaden oder vergleichbar).
Direkte Kosten FLugzeug.png
Abb. 1: Direkte Kosten am Flugzeug bei verschieden schweren Schadensereignissen [PiBr07]
Während die Einführung neuer Sicherheitsmaßnahmen zur Optimierung von Betriebsabläufen den Betreibern oder Trägern von Flughäfen und den Fluglinien zu Gute kommt, werden die eingesparten immateriellen Kosten von Personenschäden überwiegend durch die Allgemeinheit getragen.
Zur Bewertung von Gesamtnutzen sind Eintrittswahrscheinlichkeiten von Schadensereignissen und deren Abmilderung durch die jeweiligen Maßnahmen zu schätzen. Problematisch stellt sich die geringe Anzahl relevanter Ereignisse dar, welche Aussagen über statistische Verteilungen nur sehr bedingt erlauben. Unter diesen Bedingungen lässt sich der Nutzen der Sicherheitsmaßnahmen nur sehr grob abschätzen.
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Schutz und Regulierung des Luftverkehrs (Security) (Stand des Wissens: 11.01.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?483070
Literatur
[DLR11] Andreas Deutschmann, Sandra Strom, Martin Schiele Abschlussbericht Critical Parts. Simulation der
Critical Parts, 2011
[EnDo11] Riccardo Enei, Claus Doll, Weather Extremes: Assessment of Impacts on Transport Systems and Hazards for European Regions. Deliverable 2. Vulnerability of Transport systems. Main report, 2011/06/14
[EuCo15] Eurocontrol (Hrsg.) European airline delay cost reference values. Final Report, 2015
[PiBr07] Renato Picardi, Massimo Brunetti, Claudio Terranova ASICBA: A way to add value to aeronautical safety, 2007

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?482987

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 14:31:01