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Cross Docking

Erstellt am: 19.02.2015 | Stand des Wissens: 26.07.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. T. Blecker
Technische Universität Hamburg - Institut für Logistik und Unternehmensführung

Cross Docking ist Teil der Efficient Consumer Response (ECR) Methodik, der effizienten Reaktion auf die Kundennachfrage und wird im ECR-Modell des Executive Board of ECR Europe dem Bereich des Supply Managements zugeordnet. Kern der Methoden und Instrumente des Supply Managements sind die fluss- und kundenorientierte Gestaltung der Wertschöpfungskette und die aktive Vermeidung nicht-wertschöpfender Tätigkeiten. Beispielhaft hierfür ist neben dem Cross Docking, auch das Efficient/ Continuous Replenishment. Beide Methoden zielen darauf ab, durch die Eliminierung von redundanten Handlingsaktivitäten im Lager- und Distributionsbereich, die Beschleunigung des Wertschöpfungsprozesses zu erhöhen und damit mögliche Kosteneinsparungspotenziale auszuschöpfen.

Cross Docking im speziellen beschreibt "alle Aktivitäten in einem Auflösungspunkt eines mehrstufigen Logistiksystems, die erforderlich sind, um eingehende Ware für den sofortigen Versand bedarfsgerecht aufzulösen und bereitzustellen." [Schu05a, S. 495] Die neue Ausrichtung in den Distributionsstandorten auf eine sofortige und bedarfsgerechte Bereitstellung begründet sich vor allem auf der mit aktuellen Supply Chain Management und ECR-Ideen induzierten Verkleinerungen der Auftragsgrößen und damit der Logistikobjekte in der Handelslogistik [KlKr08, S. 113].
Kernidee und Hauptunterscheidungsmerkmal zur klassischen Distributionsform und dem Distributionszentrum bildet die Vermeidung von Lagerhaltungs- und Bestandsmanagementaufgaben und einhergehend der unbedingte Fokus auf eine effiziente Abfertigung der Güter in den Prozessen Wareneingang, Sortierung, Kommissionierung und Warenausgang. Cross Docking umfasst dabei die für diese Prozesse eingesetzten innovativen technischen und organisatorischen Systeme [RoMo10].

Basis für den funktionalen Ablauf des Cross Docking ist die Neuorganisation der Wertschöpfungskette vom Hersteller bis zum Handel: Die konsolidierten Bestellungen des Handels werden zeitnah zum Bedarfspunkt in Ganzladungen zum Cross Docking Zentrum geliefert, wo sie aufgelöst, sortiert und gemäß den Bedarfen der einzelnen Empfänger kommissioniert werden.

Cross Docking.png

Abbildung 1: Prinzip des Cross Docking [FeGl07, S. 186] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)

Innerhalb des Cross Docking wird in einstufige, zweistufige und mehrstufige Cross Docking Aktivitäten unterschieden.

Beim einstufigen Cross Docking hat der Hersteller bereits kundenbezogen vorkommissioniert. Am Cross Docking Punkt werden dann die einzelnen Sendungen verschiedener Hersteller für einen speziellen Empfänger zusammengeführt, verpackt und etikettiert.

Beim zweistufigen Cross Docking schickt der Hersteller zwar sorten- beziehungsweise artikelreine Paletten, diese müssen aber im Cross Docking Zentrum für jeden Endkunden speziell zusammengestellt werden. Der Hersteller kommissioniert nicht wie beim einstufigen Cross Docking kundenbezogen, sondern bezogen auf das jeweilige Cross Docking Zentrum. Der Vorteil liegt hier insbesondere darin, dass aus dem Umschlagspunkt, sowohl für Kunden als auch für Lieferanten, nur eine Lieferung am Tag erfolgen muss, jedoch gestalten sich hierdurch die Anforderungen an den "Cross Docking Provider", den Transporteur, Spediteur oder sonstigen Logistik-Partner höher. Das zweistufige Cross Docking ist durch den intensiveren Umschlagvorgang in der Regel auch mit höheren Kosten verbunden.
Beim mehrstufigen Cross Docking werden die vorangegangenen Prozesse weiter verfeinert und ergänzt. Sinnvoll ist dies, vor allem bei landesüberschreitenden Lieferungen, wenn die Cross Docking Zentren auch die Funktionen von Zwischen- oder Bündelungslagern erfüllen sollen und landesspezifische Aufgaben wie verpacken, etikettieren, etc. übernehmen [FeGl07, S. 186 ff.].
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Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. T. Blecker
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Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Grundlagen des Supply Chain Management (Stand des Wissens: 09.06.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?439336
Literatur
[FeGl07] Harald Gleißner , J. Christian Femerling Logistik: Grundlagen - Übungen - Fallbeispiele, Ausgabe/Auflage 1, Gabler / Wiesbaden, 2007, ISBN/ISSN 3834902969
[KlKr08] Krieger, W., Klaus, Peter, Prof. Gabler Lexikon Logistik (4. Auflage), Ausgabe/Auflage 4. Auflage, Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden, 2008, ISBN/ISSN 978-3-8349-0149-1
[RoMo10] Roberts, L., Mosena, R., et al Gabler Wirtschaftslexikon, Ausgabe/Auflage 17. Auflage, Wiesbaden, 2010
[Schu05a] Schulte, C. Logistik - Wege zur Optimierung der Supply Chain, Ausgabe/Auflage Auflage 4., Vahlen, München, 2005
Glossar
Supply Chain Management Supply Chain Management lässt sich vereinfacht als Abfolge oder Kette von Aktivitäten beschreiben, um Kunden und/oder Märkte erfolgreich zu bedienen - also effizienter und effektiver zu arbeiten. Zu diesem Zweck werden die Ketten in einem - und zwischen Unternehmen ganzheitlich betrachtet. Durch diesen Überblick sollen sich die "Supply Chains" aktiv, durchschaubar und über verschiedene Unternehmensbereiche hinweg, gestalten lassen. Als Supply Chains zählen einerseits die Verflechtung des Materialflusses innerhalb eines Unternehmens (z.B.: Produktion, Lagerung, Transport) sowie zwischen Unternehmen (z.B.: Milchbauer, Großhändler, Joghurthersteller, Einzelhandel, Kunde). Weitere Supply Chains im Sinne des SCM sind Informationsflüsse und Geldströme.
Supply Chain Als Supply Chain (Liefer- oder Wertschöpfungskette) bezeichnet man ein organisationsübergreifendes Netzwerk, welches als Gesamtsystem Güter für einen bestimmten Markt hervorbringt. Die heutigen Supply Chains sind aufgrund der Vielzahl von beteiligten Zulieferern, Dienstleistern und Kunden - die wiederum an anderen Supply Chains beteiligt sein können - sehr komplexe, interdependente Gebilde. Treffender müsste daher eine Supply Chain, aufgrund der häufig vorkommenden netzwerkartigen Struktur der zusammenarbeitenden Unternehmen, als "Supply Network" bezeichnet werden.
Palette
Eine Palette ist ein Ladungsträger, auf dem eine größere Anzahl von Transportgütern zu gleichartigen (unifizierten) Ladungseinheiten zusammengefasst werden kann. Durch Normierung von Bauart und Größe jeweils verwendeter Paletten sowie korrespondierender Transport-, Umschlags- oder Lagersysteme lassen sich anfallende logistische Prozesse sowohl in zeitlicher als auch monetärer Hinsicht rationalisieren.
Spediteur Spediteure fungieren als Intermediäre zwischen Versender und Transporteur bzw. Frachtführer. Sie „besorgen” den Transport. Hierunter fallen insbesondere die Festlegung auf Verkehrsmittel und die Beauftragung ausführender Unternehmen.
Transporteur Transporteure (auch Frachtführer genannt) führen den physischen Transport aus.
ECR Europe
Die 1994 gegründete ECR Europe mit Sitz in Brüssel als Efficient Consumer Response (ECR) -orientierte unternehmensübergreifende Initiative wurde 2016 durch die ECR Community abgelöst mit dem Ziel, die neutrale Vernetzungsplattform zu schaffen und Hersteller, Händler, Dienstleister und Branchenverbände auf nationaler Ebene zum Nutzen der Verbraucher in ganz Europa zusammenzubringen.
Efficient Consumer Response
Efficient Consumer Response (ECR) ist grundsätzlich ein strategisches Managementkonzept zur Verbesserung der gesamten Wertschöpfungskette, das alle Akteure vom Hersteller bis zum Handel einbezieht und sich an den Kundenbedürfnissen zur Maximierung des Kundennutzens ausrichtet.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?443557

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 10:09:08