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Akteure und Prozesse der Leercontainerlogistik

Erstellt am: 01.03.2012 | Stand des Wissens: 23.02.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

An der Leercontainerlogistik ist eine Vielzahl verschiedener Akteure beteiligt: von der Bereitstellung der Container über die Organisation der Besitzverhältnisse bis hin zur Beladung und zum intermodalen Transport und Umschlag. Die Akteure lassen sich folgenden sechs Aktionsschritten zuordnen:
Wenn exportierende oder importierende Unternehmen die Logistik nicht intern übernehmen, veranlassen sie Seefrachtspediteure die Koordination der Containertransportkette vom Versender zum Empfänger ganz oder teilweise zu übernehmen. Container für den Versand werden von versendenden und empfangenden Unternehmen, insbesondere aber von Reedereien und Containerleasinggesellschaften, bereitgestellt. Letztere besitzen im Jahr 2016 rund 51 Prozent der Container, während sich der restliche Anteil zu 43 Prozent auf Reedereien und 6 Prozent auf andere Transporteure verteilt [PR17]. Weiter befindet sich ein kleiner Anteil der Container im Eigentum von Leercontainerdepots. Leercontainerdepots bilden ein Zwischenlager für leere Container, von wo aus die leeren Container bei Bedarf im Auftrag der Terminalbetreiber oder Seefrachtspediteure abgeholt werden.
Die Container können entweder am Unternehmensstandort, bei Spediteuren oder in Containerfrachtstationen be- und entladen werden. Frachtstationen bieten überdies die Möglichkeit, Teilmengen aus verschiedenen Containern zu einer Komplettladung zusammenzuführen oder Komplettladungen zum Zwecke des Weitertransports in Teilmengen aufzuteilen.
Kernaufgabe von Reedereien ist die Organisation des Seetransports und die Zusammenarbeit mit den Umschlags- sowie Hinterlandtransportunternehmen. Hafenbehörden übernehmen eine steuernde Funktion, zum Beispiel ist es ihnen je nach Einflussmöglichkeit in der Hafenorganisation möglich, Flächen für Leercontainerdepots bereit zu stellen.
Als Schnittstelle zwischen Land- und Seetransport sind Containerterminals für den Umschlag und gegebenenfalls für die Lagerung der Container vor dem Weitertransport verantwortlich.
Zur Veranschaulichung der Hauptprozesse ist in Abbildung 1 eine Leercontainer-Überseetransportkette beispielhaft dargestellt. Der Transport startet beim Importeur, bei dem der Container bereits entladen wurde. Von dort wird der leere Container mit Lkw, Bahn oder Binnenschiff von einem inländischen Frachtführer zu Depot A im Hafengebiet oder Depot D im Hinterland transportiert. Zwischen Depot D im Hinterland und Depot A im Hafengebiet kann darüber hinaus ein Austausch stattfinden. Aus den Depots erfolgt der Weitertransport zum Containerterminal, wo der Container nach einer Zwischenlagerung durch den Terminalbetreiber auf ein Schiff verladen wird. Von Hafen A wird der Container durch eine Reederei per Überseetransport zu Hafen B verschifft. In Hafen B erfolgt der Weitertransport des Leercontainers analog zu den Prozessen in Hafen A, bevor er den Exporteur erreicht, um wieder beladen zu werden.
Leercontainerstroeme.pngAbbildung 1: Beispiel einer Leercontainer-Transportkette in Anlehnung an [WoHe11, S. 9]
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Leercontainerlogistik (Stand des Wissens: 23.02.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?382071
Literatur
[PR17] P&R (Hrsg.) Marktbericht Seefrachtcontainer 2017, 2017
[WoHe11] Wolff, J. , Herz, N. , Flämig, H. Report on empty container management in the Baltic Sea region - Experiences and solutions from a multi-actor perspective, Hamburg, 2011/06
Glossar
Lkw Lastkraftwagen (Lkw) sind Kraftfahrzeuge, die laut Richtlinie 1997/27/EG überwiegend oder sogar ausschließlich für die Beförderung von Gütern und Waren bestimmt sind. Oftmals handelt es sich dabei um Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse zwischen 3,5 und 12 Tonnen. In Einzelfällen kann die zulässige Gesamtmasse diese Werte jedoch auch unter- beziehungsweise überschreiten, sofern das Kriterium der Güterbeförderung gegeben ist. Lastkraftwagen können auch einen Anhänger ziehen.
Hinterland Das Hinterland eines Seehafen ist das landeinwärts hinter dem Hafen liegende Territorium, welches durch die Herkunfts- und Bestimmungsorte der im Hafen abzufertigen Güter und Passagiere begrenzt wird. Seine Grenzen hängen von den Hinterlandverkehrsanbindungen ab und variieren nach Gutarten, den Umschlagkapazitäten, dem Schiffstyp und der Verkehrsinfrastruktur. Das Vorland eines Seehafens ist das seewärts vor dem Hafen liegende Territorium, welches durch die überseeischen Herkunfts- und Bestimmungsorte der Güter begrenzt wird.
Versender Versender (auch Verlader genannt) sind Unternehmen, die Transportleistungen und verwandte logistische Dienstleistungen für ihre Sendungen nachfragen.
Depot „Depot” wird häufig synonym zum Begriff „Lager” verwendet. Im Rahmen von Tourenplanung wird der Ausgangs- und Endpunkt von Touren oft als Depot bezeichnet.
Seehafenterminal
In einem Containerterminal erfolgt der Umschlag von Containern, Wechselbehältern, Wechselbrücken oder Sattelaufliegern und ähnlichen Ladeeinheiten im Hafen. Weiterhin kann auch Projektgeschäft, z.B. übergroße Ladungen, umgeschlagen werden.
Zusätzlich zu den Containerterminals umfasst der Begriff des Seehafenterminals auch andere Ladungs- und Terminalarten, wie z.B. Massengutterminals oder Flüssiggutterminals.
Charakteristisch für Seehafenterminals ist die Anbindung an das Wasser und mindestens einen weiteren Verkehrsträger.
Spediteur Spediteure fungieren als Intermediäre zwischen Versender und Transporteur bzw. Frachtführer. Sie „besorgen” den Transport. Hierunter fallen insbesondere die Festlegung auf Verkehrsmittel und die Beauftragung ausführender Unternehmen.
Transporteur Transporteure (auch Frachtführer genannt) führen den physischen Transport aus.
Transportkette
Nach DIN 30781 eine Folge von technisch und organisatorisch miteinander verknüpften Vorgängen, bei denen Personen oder Güter von einer Quelle zu einem Ziel bewegt werden, im weiteren Sinne alle Transferprozesse zwischen Quelle und Senke.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?381121

Gedruckt am Freitag, 19. April 2024 21:09:18