Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Auktionen und baulandbezogene Gebührenerhebung

Erstellt am: 06.12.2010 | Stand des Wissens: 26.06.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch

Im Gegensatz zu den Methoden zur Schließung der Deckungslücke richtet sich hier die Berechnung des Preises nicht nach den anfallenden Kosten.

Wenn die Nutzerzahl auf einem Abschnitt der Infrastruktur ein gewünschtes Maß nicht überschreiten soll, dann kann dies dadurch erreicht werden, dass die Nutzung nur dann erfolgen darf, wenn eine Berechtigung dazu vorliegt. Die vorher festgelegte Anzahl von Rechten zur ein- oder mehrmaligen Nutzung wird dann unter den Interessenten versteigert. Eine solche Lösung wird von verschiedenen Interessengruppen beispielsweise in der Schweiz gefordert. Für die Zuweisung von Durchfahrtsrechten im Schienenverkehr wird ebenfalls der Einsatz von Auktionen untersucht [Pola06].
Charakteristisch ist in letzterem Fall, dass das Nutzungsrecht für den jeweiligen Bestandteil der Infrastruktur nicht losgelöst von anderen Bestandteilen der Transportkette gesehen werden kann. So kann es vorkommen, dass nur mehrere Nutzungsrechte in ihrer Gesamtheit für einen potenziellen Nutzer einen Wert darstellen, ein einzelnes Nutzungsrecht aber weitaus weniger wertvoll ist. Eine Möglichkeit, diesem Problem bei Versteigerungen zu begegnen, ist die kombinatorische Auktion. Hier ist es möglich, Gebote für eine Kombination mehrerer Güter (hier: Nutzungsrechte) abzugeben, und nur die Kombination in ihrer Gesamtheit, aber nicht einzelne Bestandteile nachzufragen. Allerdings ist die Aufstellung von Regeln, nach welchen die Erteilung des Zuschlags erfolgt, schwierig. Um für den Anbieter die höchstmöglichen Einnahmen zu erreichen, muss die Summe der Gebote, die den Zuschlag erhalten, maximal sein. Diese Problemstellung wird in der Mathematik als Kombinatorisches-Auktion-Problem bezeichnet [CrSh06, S. 1-15].

Die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr beeinflusst vor allem in städtischen Verdichtungsräumen den Wert von Grundstücken und Immobilien. Diese kann die teilweise Hinzuziehung ihrer Eigentümer zur Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur rechtfertigen. Eine Wertzuwachssteuerfinanzierung kann durch teilweise Abschöpfung des gestiegenen Grundstückswertes erfolgen. Beispiele hierfür finden sich beim Neubau von Straßenbahnstrecken in Seattle und Portland [Miet10]
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Formen der Bepreisung zur Finanzierung von Verkehrsinfrastruktur (Stand des Wissens: 27.06.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?335946
Literatur
[BKaÖ07] Regierungsprogramm für die XXIII. Gesetzgebungsperiode, 2007
[CrSh06] Cramton, P., Shoham, Y., Steinberg, R. Introduction to Combinatorial Auctions, veröffentlicht in Combinatorial Auctions, MIT Press/ Cambridge (MA) , 2006
[Miet10] Mietzsch, Oliver Nicht-fiskalische ÖPNV-Infrastrukturfinanzierung, veröffentlicht in Internationales Verkehrswesen, Ausgabe/Auflage 10, DVV Media Group | Eurailpress/ Hamburg, 2010
[Pola06] Klemens Polatschek Trassen unter dem Hammer, veröffentlicht in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Ausgabe/Auflage Nr. 4, 2006/01/29
Glossar
Transportkette
Nach DIN 30781 eine Folge von technisch und organisatorisch miteinander verknüpften Vorgängen, bei denen Personen oder Güter von einer Quelle zu einem Ziel bewegt werden, im weiteren Sinne alle Transferprozesse zwischen Quelle und Senke.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?335320

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 18:00:12