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Bottom-Up-Methodik

Erstellt am: 12.08.2010 | Stand des Wissens: 14.07.2023
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.

Die Bottom-Up-Methodik ist nach der Methodenkonvention des Umweltbundesamtes von 2007 [Quelle: UBA07g] das bei ausreichender Datenlage zu bevorzugende Bewertungsverfahren. Das Verfahren wurde im Wesentlichen vom Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung, Stuttgart (IER) entwickelt und im Zuge des EU-Projektes ExternE [Quelle: ExternE05] in einer Simulationssoftware umgesetzt.

Im Folgenden wird die Bottom-Up-Methodik anhand des Ausstoßes eines Luftschadstoffs beschrieben. Die Verwendung für andere Emissionen, wie zum Beispiel Lärm, ist äquivalent.

Bei der Bottom-Up-Methodik wird versucht, die Verbreitung und Wirkung des Schadstoffes schrittweise und möglichst lückenlos nachzuvollziehen, um ein möglichst genaues und aussagekräftiges Modell zu erstellen. So ist der Schadstoffausstoß der einzelnen Schädigungseinheiten (etwa einzelne Fahrzeuge im Straßenverkehr) der Ausgangspunkt der Analyse. Anschließend wird durch die Dichte der Schädigungseinheiten deren Gesamtemission ermittelt (zum Beispiel die Verkehrsdichte auf einem untersuchten Straßenabschnitt).
Anschließend werden über meteorologisch-physikalische Schadstoffverteilungsmodelle und chemische Umwandlungsprozesse sowie unter Berücksichtigung der Hintergrundbelastung die Immissionen und deren physische Auswirkung auf die Geschädigten errechnet und quantifiziert. Dabei müssen die Schadstoffe keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Einzelnen haben, auch Eigentumsschäden (wie etwa die Zerstörung von Bauwerken durch Abgase) werden berücksichtigt. Nachdem die physischen Auswirkungen ermittelt wurden werden diese monetär bewertet und auf die Emission zurückgeführt.
Diese Bewertung findet zunächst mit Hilfe des Dosis-Wirkungs-Ansatzes statt. Es werden also real beobachtbare Kosten, wie etwa erhöhte Anzahl an Herz-Kreislauferkrankungen durch Lärm und deren Kosten oder beispielsweise Ernteeinbußen durch Schadstoffe, ermittelt.

Der zweite angewandte Bewertungsansatz ist subjektiver Natur. Können Schäden nicht mit festgelegten Preisen bewertet werden, besteht aber ein subjektiver Nutzenverlust (zum Beispiel die Aversion im Krankenhaus zu liegen), versucht man diesen über Befragungen oder indirekte Wertverluste zu bewerten (Einzelheiten im Synthesebericht zu subjektive Bewertungseffekte).
Können die Schäden nicht direkt beziffert werden und gibt es allgemein anerkannte Ziel- oder Standardwerte, so werden die Kosten ermittelt, um diese Werte einzuhalten. Dies entspricht dann den Unterlassungskosten (siehe Synthesebericht Konzept der Unterlassungskosten). Alle drei Bewertungsmethoden ordnen den Emissionen somit geldwerte Entsprechungen zu.

Mit dem Bottom-Up Verfahren ist es zudem möglich, die Grenzkosten der Schadstoffemission zu ermitteln. Die Grenzkosten entsprechen dem Schaden, den eine weitere zusätzliche Emissionseinheit hervorruft. Hierfür rechnet man das zugrunde liegende Modell mit verschiedenen Emissionsbelastungen durch.

Da die Emissionen lokal aufgeschlüsselt werden, ist eine Zurechnung zu den jeweiligen Emittenten relativ gut möglich und ermöglicht lokale Lösungsansätze und deren Bewertung.

Die Bottom-Up-Methodik ist auch unter den Bezeichnungen Wirkungspfadmethode oder Impact-Pathway-Approach zu finden. In ihr werden zur eigentlichen Bewertung des Schadens der Dosis-Wirkungs-, der subjektive und der Unterlassungskostenansatz verwandt.
Abb1: erweitertes Wirkungspfadverfahren, Quelle: [UBA07g]
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
Literatur
[ExternE05] Universität Stuttgart, Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung, Peter Bickel, Rainer Friedrich ExternE, Externalities of Energy, Methodology 2005 Update, 2005
[UBA07g] Umweltbundesamt, Dr. Sylvia Schwermer Ökonomische Bewertung von Umweltschäden, Methodenkonvention zur Schätzung externer Umweltkosten, 2007/04

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?328756

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 10:14:35