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Engpässe in den Terminals als Restriktion für den Kombinierten Verkehr

Erstellt am: 08.06.2010 | Stand des Wissens: 12.06.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten

Qualitativ hochwertige Transportdienstleistungen im Kombinierten Verkehr bedingen beim Einsatz herkömmlicher Technik leistungsfähige Umschlaganlagen in der Nähe von Versendern und Empfängern.

Auf eine Nachfrage der Linken untersuchte die Bundesregierung die Entwicklung des KV in Deutschland. Es wurde nur ein marginales Terminalwachstum von 123 (2008) auf 128 Terminals (2013) festgestellt. Allerdings stieg die Anzahl der Ladeeinheiten im selben Zeitraum um mehr als 30 Prozent, von 9,5 Millionen Ladeeinheiten pro Jahr auf 12,5 Millionen [BReg19b, S.17]. Eine vom Welteisenbahnverband in Auftrag gegebene Studie, die in der Reihe "Developing Infrastructure and Operation Models for Intermodal Shift" (DIOMIS) veröffentlicht wurde, geht für das Jahr 2015 von einem Umschlagbedarf von 10 Millionen TEU aus [UIC06h]. Darin ist der Transitverkehr, der 2006 0,7 Millionen TEU betrug, nicht enthalten [SGKV08]. Die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung geplanten Erweiterungsmaßnahmen reichen bei Weitem nicht aus, um dem prognostizierten Aufkommen in den Terminals gerecht zu werden. Als Konsequenz werden negative Auswirkungen auf die Transportqualität und die Angebotsbreite im Kombinierten Verkehr befürchtet [UIC06h].
Durch die Schaffung neuer Terminals in Deutschland stieg die Anzahl der Terminals für den Kombinierten Verkehr im Jahr 2018 auf 219 an [SGKV19]. Einer der treibenden Gründe dafür könnte die Richtlinie zur Förderung von Umschlaganlagen des Kombinierten Verkehrs gewesen sein, die 2017 in Kraft trat und rund 93 Millionen Euro für die Förderung der Umschlaganlagen zur Verfügung stellte [BMVI17ag]. 

Einer weiteren Studie der DIOMIS-Reihe zufolge ist nicht nur eine Verstärkung, sondern auch eine bessere internationale Koordinierung der Ausbaumaßnahmen erforderlich. So könnte sich der Kapazitätsengpass in einem Terminal leicht auf die erzielbare Verkehrsmenge eines anderen auswirken. Andererseits könnte ein unkoordinierter Ausbau auch zu einer Schwächung der bestehenden Anlagen führen, wie am Beispiel des Einzugsgebietes von Basel mit 13 Terminals belegt wird [UIC08c]. In Deutschland wird eine Koordinierung durch die für die Gewährung von Fördermitteln für Umschlaganlagen des Kombinierten Verkehrs [BMVBS09] erforderlichen Nachweise initiiert [Sonn10].

Neben Investitionen in die Infrastruktur kann Engpässen auch mit betrieblichen Maßnahmen begegnet werden [UIC07f]:
  • Verstetigung der Nutzung von Zwischenlagerflächen, Ladegleisen und Umschlaggeräten beispielsweise durch Preisvergünstigungen in Schwachlastzeiten
  • Verbesserung der Pünktlichkeit im Hauptlauf zum Abbau von Puffern
  • Trennung der Betriebsprozesse auf Wasser-, Schienen- und Straßenseite
  • effiziente Steuerung und Teilautomatisierung von Rangierabläufen und Be- und Entladeprozessen
  • Einsatz innovativer Informations- und Kommunikationssysteme zur Beschleunigung, Diversifizierung und Priorisierung der Dienstleistungen
  • Betrieb eigener Nutzfahrzeuge für den Regionalbereich, deren Be- und Entladung besser auf die Zugfahrzeiten abgestimmt werden kann
  • erweiterte Betriebszeiten
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Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Wachstumsrestriktionen für den Kombinierten Verkehr (Stand des Wissens: 12.06.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?321706
Literatur
[BMVI17] Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Hrsg.) Bundesverkehrsministerium fördert KV-Terminal in Hof mit 15,8 Mio., 2017/02/20
[BMVI17a] Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Hrsg.) Kombinierter Verkehr
Umweltschonend, verkehrssicher, wirtschaftlich, 2017/01/23
[BMVI17b] Bundesministerium für Digitales und Verkehr (Hrsg.) Förderprogramm Innovative Hafentechnologien (IHATEC), 2017/04/11
[HCKC12] Dr. Marian Gaidzik, Svenja Karcher, Eckhard Riebe, Rainer Mertel, Kai Petri, Victoria Präg, Klaus-Uwe Sondermann Erstellung eines Entwicklungskonzeptes KV 2025 in Deutschland als Entscheidungshilfe für die Bewilligungsbehörde, Hannover, Frankfurt am Main, 2012/11/12
[SGKV08] o. A. Geschäftsbericht der Studiengesellschaft Kombinierter Verkehr 2008, Berlin, 2008
[SGKV19] Studiengesellschaft für den kombinierten Verkehr e.V., o.A. Funktion von Terminals, 2019
[Sonn10] Sonntag, Martin Der Weg zur Stärkung des Kombinierten Verkehrs und zur Gleisanschlussförderung - direkt, schnell, unkompliziert, 2010/01/18
[UIC06h] o. A. Trends in Domestic Combined Transport, veröffentlicht in DIOMIS - Developing Infrastructure and Operation Modals for Intermodal Shift, Paris, 2006/11
[UIC07f] o. A. Best Practices for the Management of Combined Transport Terminals, veröffentlicht in DIOMIS - Developing Infrastructure and Operation Models for Modal Shift, 2007
[UIC08c] o. A. International Co-ordination of Combined Transport Terminal Development, veröffentlicht in DIOMIS - Developing Infrastructure and Operation Models for Intermodal Shift, Paris, 2008
Rechtsvorschriften
[BMVBS09] Richtlinie (Verwaltungsvorschrift) zur Förderung von Umschlaganlagen des Kombinierten Verkehrs
Glossar
Twenty-foot equivalent unit Zwanzig-Fuß-Äquivalente-Einheit (Twenty-foot Equivalent Unit). Eine statistische Hilfsgröße auf der Basis eines 20-Fuß-ISO-Containers (6,10 m Länge) zur Beschreibung von Verkehrsströmen oder -kapazitäten. Ein genormter 40'-ISO-Container der Reihe 1 entspricht 2 TEUs.
DIOMIS Bei "Developing Infrastructure Use and Operation Models for Intermodal Shift (DIOMIS)" handelt es sich um eine Studienreihe des Internationalen Eisenbahnverbandes UIC, die sich mit der Förderung der Kooperation zwischen allen Akteuren im Kombinierten Ladungsverkehr, der Optimierung des Kapazitätsmanagements der Terminals und der Verbesserung in der Verkehrsplanung zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Kombinierten Verkehrs befasst.
Hauptlauf Unter dem Hauptlauf ist im Kombinierten Verkehr der gebündelte Transport von Ladeeinheiten zwischen zwei Umschlagpunkten zu verstehen. Am Umschlagpunkt wechselt die Ladeeinheit das Transportmittel. Transporte vom Versender zum Umschlagpunkt oder von dort zum Empfänger werden als Vor- bzw. Nachlauf bezeichnet.
Transitverkehr Unter Transitverkehr ist vor allem Güterverkehr zu verstehen, der durch ein Land hindurchführt, das nicht Ziel der Warensendung ist.
Kombinierter Verkehr
Intermodaler Verkehr, bei dem der überwiegende Teil der in Europa zurückgelegten Strecke mit der Eisenbahn, dem Binnen- oder Seeschiff bewältigt und der Vor- und Nachlauf auf der Straße so kurz wie möglich gehalten wird.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?321620

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 13:16:57