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Einsatz von Doppelgelenkbussen im Linienverkehr bei der ASEAG in Aachen

Erstellt am: 10.06.2008 | Stand des Wissens: 06.12.2022
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Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr, Prof. Dr.-Ing. R. König

Im Frühjahr 2003 erprobten die Verkehrsbetriebe in Aachen (ASEAG) für mehrere Wochen einen Doppelgelenkbus aus Utrecht. Kurz zuvor waren die Pläne für die Wiedereinführung der Straßenbahn in Aachen aus Kostengründen aufgegeben worden. Die Stadt Aachen gab außerdem die Vorgabe, dass der Busverkehr wirtschaftlicher gestaltet werden müsse. Deshalb wurde in den Jahren 2000 bis 2004 die Gesamtleistung (Nutzwagenkilometer) um 11 % reduziert. Bei gleichbleibenden Fahrgastzahlen waren weitere Leistungsreduzierungen nur durch den Einsatz größerer Fahrzeuge möglich. [Paetz04]

Im September 2005 erhielt die ASEAG zwei Doppelgelenkbusse, die mit Ausnahmegenehmigung auf den Buslinien 5 und 45 (die beiden Linien haben größtenteils den gleichen Linienweg) im Einsatz sind. Damit war Aachen die erste Stadt in Deutschland, in der planmäßig Doppelgelenkbusse zum Einsatz kamen. Zunächst haben die Busse Kurse von Standardgelenkbussen übernommen, ohne dass es zu Fahrplankürzungen gekommen ist. Es wurde über zwei Jahre ein Testbetrieb durchgeführt, der vom TÜV Rheinland und der Bergischen Universität Wuppertal begleitet wurde. 2008 wurde aufgrund der guten Erfahrungen mit den Doppelgelenkbussen im Alltagsbetrieb die Flotte auf acht Fahrzeuge aufgestockt. Zuvor gab es an Montagen bis Freitagen auf der Verbindung Brand - Stadtmitte - Uniklinik (Linien 5, 45 und 75) einen 10-Minuten-Takt, der zum Fahrplanwechsel 2008 auf einen 15-Minuten-Takt (Linien 5 und 45) reduziert wurde. Die Kapazität auf der Verbindung (Plätze pro Stunde) blieb dabei unverändert. Die Anschaffungs- und Betriebskosten eines Doppelgelenkbusses sind um ein Drittel höher als bei einem Standardgelenkbus, der Personaleinsatz reduziert sich jedoch, so dass sich durch die Umstellung Einsparungen von jährlich etwa 500.000 EUR ergeben [Paetz04]. Negative Auswirkungen auf das Verkehrsaufkommen waren nicht zu erwarten und sind auch nicht aufgetreten [Bur10].

Die beiden Linien 5 und 45 fahren über die am stärksten belastete ÖPNV-Achse in Aachen, den Adalbertsteinweg, mit über 30.000 Fahrgästen täglich und werden täglich von etwa 20.000 Fahrgästen (beide Linien zusammen) genutzt. [ASEAG08]

In Aachen wurde die Einführung der Doppelgelenkbusse im täglichen Linienverkehr Ende 2005 mit Marketingaktionen bekannt gemacht. Es wurden Freifahrscheine ausgegeben und ein Wettbewerb für einen Namen der Busse durchgeführt. Von 2016 bis 2018 soll der Fuhrpark der ASEAG wachsen. Dabei soll auch ein Doppelgelenkbus S24 angeschafft werden, der neben der hohen Kapazität auch durch den vollbatteriebetriebenen Motor in Sachen Umweltfreundlichkeit punkten kann. [ASeAG17]
Wajong.jpgAbb. 1:Doppelgelenkbus in Aachen
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr, Prof. Dr.-Ing. R. König
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Größere Fahrzeuge im ÖPNV (Stand des Wissens: 22.06.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?266847
Literatur
[ASEAG08] Aachener Straßenbahn und Energieversorgungs-AG (ASEAG) Neue Doppelgelenkbusse für Aachen, 2008/02/14
[ASeAG17] Die ASEAG fährt öfter elektrisch, 2017/03
[Bur10] Burmeister, Jürgen Mit Erfolg restrukturiert, veröffentlicht in Der Nahverkehr, Ausgabe/Auflage 11/2010, alba Verlag Köln, 2010/11
[Paetz04] Paetz, Hermann, Dipl.-Ing., Lutterbach, Sander, Dipl.-Ing. Einsatz von Doppelgelenkbussen bei der Aseag in Aachen - Szenarien zum künftigen Einsatz des AGG300 von Van Hool, veröffentlicht in Der Nahverkehr, Ausgabe/Auflage 5/2004, 2004
Weiterführende Literatur
[Burm08] Burmeister, Jürgen, Dipl.-oec. Doppelgelenkbusse in Europa, veröffentlicht in Verkehr und Technik, Ausgabe/Auflage 1/2008, 2008
[ASEAG07] o.A. Geschäftsbericht ASEAG 2006, 2007/06/15
Glossar
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.
Betriebskosten
Betriebskosten sind laufende Aufwendungen, die im Zusammenhang mit der Erbringung von Verkehrsleistungen entstehen. Hierzu zählen zum Beispiel Aufwendungen für Energie, Personal, oder Infrastrukturnutzung.
Verkehrsaufkommen Das Verkehrsaufkommen beschreibt die Anzahl der zurückgelegten Wege, beförderten Personen oder Güter pro Zeiteinheit. Im Unterschied dazu bezieht sich das spezifische Verkehrsaufkommen auf zurückgelegte Wege und beschreibt die mittlere Anzahl der Ortsveränderungen pro Person und Zeiteinheit.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?266789

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 19:06:13