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Containerhinterlandverkehr

Erstellt am: 19.09.2002 | Stand des Wissens: 26.10.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

Die Marktposition eines Hafens und somit seine Attraktivität für Liniendienste wird neben dem Loco-Aufkommen an Ladung maßgeblich durch seine Hinterlandverbindungen bestimmt. Gerade in Nordwesteuropa, wo neben den Häfen der Range auch der Wettbewerb der Mittelmeerhäfen in manchen Verkehren spürbar wird, ist die Leistungsfähigkeit des Hinterlandverkehrs ein entscheidender Faktor sowohl im Wettbewerb der Liniendienste als auch der Häfen [HHLA21a].

Im Modal Split des Containerhinterlandverkehrs der europäischen Nordrange dominiert der Straßenverkehr, gefolgt von der Binnenschifffahrt, die vor allem für die Rheinmündungshäfen von grundlegender Bedeutung ist. Der Modal Split des Hamburg Hafens ist in Abbildung 1 dargestellt:
modal split hinterlandverkehr.pngAbb. 1: Modal Split im Container-Hinterlandverkehr des Hamburger Hafens 2021 (eigene Darstellung nach [HaHa22])

Die Organisation des Hinterlandverkehrs liegt in Europa zu etwa 25 Prozent in den Händen der Liniendienste (carriers haulage). Dies ermöglicht dem Reeder zusätzliche Wertschöpfung und den Aufbau logistischer Mehrwertdienste. Mehrere große Containerreedereien haben sich in der jüngsten Zeit an Unternehmen sowohl im Straßen- als auch im Schienenverkehr beteiligt bzw. diese übernommen [Ninn06].

Faktoren, die der weiteren Ausdehnung des carriers haulage entgegenstehen, sind unter anderem die schlechte Auslastung der Transportkapazität beim Einsatz von Überseecontainern im Landverkehr, die zunehmende Errichtung von europäischen Distributionszentren in Hafennähe und der wachsende Einkauf von Logistikleistungen aus einer Hand durch die Verlader [Planco07].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Betriebsfragen des Containerverkehr (Stand des Wissens: 26.10.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?284774
Literatur
[HaHa22] Port of Hamburg (Hrsg.) Modal-Split im Hinterlandverkehr 2021, 2022/01/01
[HHLA21a] HHLA (Hrsg.) Markt und Wettbewerb, 2020
Weiterführende Literatur
[BAG05a] Bundesamt für Logistik und Mobilität Marktbeobachtung Güterverkehr - Sonderbericht zum Seehafen-Hinterlandverkehr, 2005/04
[Planco07] PLANCO Consulting GmbH Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtung 2025 - Seeverkehrsprognose - Los 3, Essen, 2007/04
[Ninn06] Ninnemann, Jan Seehafenwettbewerb in Europa - eine empirische Analyse der Wettbewerbsdeterminanten am Beispiel ausgewählter Containerhäfen der Nordrange und im Mittelmeer, Dr. Kovac / Hamburg, 2006, ISBN/ISSN 1435-6899
[Haut02] Hautau, U., Seeverkehrsmärkte im wettbewerbspolitischen Wandel : dargestellt am Beispiel der Container-Linienschifffahrt auf der Nordatlantik- und Fernost-Route, Lang / Frankfurt am Main; Berlin; Bern; Bruxelles; New York; Oxford; Wien , 2002, ISBN/ISSN 3-631-39463-2
[Bedd01a] Beddow, M. Who's fooling whom?, veröffentlicht in Containerisation international, Ausgabe/Auflage 10/2001, Informa / London, 2001, ISBN/ISSN 0010-7379
Glossar
Hafenrange
Unter einer Hafenrange wird eine gedanklich zusammengefasste Hafengruppe verstanden, für die im Linienverkehr meist gleiche Frachtraten gelten. Die Häfen einer Range stehen untereinander in intensivem Wettbewerb.
Unter der Nordseerange werden allgemein die Häfen Hamburg, Bremen/Bremerhaven, Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen zusammengefasst sowie z.T. Le Havre, Dünkirchen, Zeebrügge, Vlissingen und Flushing einbezogen.
Als ARA-Range werden die Häfen Antwerpen. Rotterdam und Amsterdam bezeichnet.
Loco-Verkehr Unter Loco-Verkehr versteht man den Anteil der ein- und ausgehenden wasserseitigen Verkehre eines Hafens, der in der Hafenregion verbleibt oder aus ihr stammt. Loco-Verkehr setzt verarbeitende Industrie in der Hafenregion voraus. (Aberle, G.: Transportwirtschaft. 3. Aufl. München, Wien: Oldenbourg. 2000, S.35)
Verlader Der Verlader ist derjenige Teilnehmer in der Transportkette, der die Ladung/Transportgut erstmals aufgibt. Unter einem Verlader versteht man ein Unternehmen, das Logistikdienstleistungen (Transport, Verladen etc.) bei einem Logistikdienstleister in Auftrag gibt.
Modal Split
Modal Split wird in der Verkehrsstatistik die prozentuale Verteilung des Personen- und Güterverkehrs auf verschiedene Verkehrsmittel (Modi) genannt. Der Modal Split ist Folge des Mobilitätsverhaltens der Menschen und der wirtschaftlichen, insbesondere der verkehrlichen Entscheidungen von Unternehmen.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?11041

Gedruckt am Samstag, 20. April 2024 01:22:25