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Fähr- und Ro/Ro-Terminals

Erstellt am: 11.09.2002 | Stand des Wissens: 26.10.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

Fähr- und Ro/Ro-Terminals haben allgemein einen hohen Flächenbedarf, da die Ladeeinheiten in der Regel nur in einer Lage gestaut werden können und die Verkehrsflächen einen relativ hohen Anteil beanspruchen. Im Einzelnen hängt der Flächenbedarf von der Zusammensetzung des Ladungsstromes und der Abfahrtsfrequenz ab, wobei unbegleitete Einheiten (Trailer, Wechselbrücken) generell mehr Fläche beanspruchen. Die Flächenproduktivität ist wegen der kurzen Verweildauer der Ladeeinheiten jedoch etwa doppelt so hoch wie bei konventionellen Stückgut- oder Schüttgutanlagen [KPB18].

Elemente eines Fähr- oder Ro/Ro-Terminals sind:
  • die Kais und Rampen,
  • Vorstell- und Verkehrsflächen für die Ladungseinheiten und Passagierfahrzeuge sowie
  • Ein- und Ausfahrtanlagen (Gates).
Dabei kann insbesondere ein Ro/Ro-Terminal aus den folgenden Bereichen bestehen [Bri05, S.339]:
  • Schiffsliegeplatz,
  • Bereitstellungsflächen in unmittelbarer Nähe der Schiffsliegeplätze,
  • Packschuppen für die allgemeine Abfertigung von Stückgütern,
  • Freilager für große Stückgutkolli,
  • Containerlagerplatz,
  • Abstellfläche für Fahrzeuge, Landmaschinen und andere selbstrollende Güter,
  • Parkhäuser für Häfen mit großen Anteil von Export- beziehungsweise Importfahrzeugen und
  • Transitabfertigungen für den grenzüberschreitenden Kraftverkehr.
Für die Abfertigung von Passagieren können zusätzliche Bauten erforderlich werden. Werden im Ro/Ro-Verkehr witterungsempfindliche Ladungen mit Staplern oder auf nicht für den Straßenverkehr zugelassenen Fahrzeugen umgeschlagen, kann ein Kaischuppen für die Zwischenlagerung und Bildung von Ladeeinheiten erforderlich werden. Die effiziente Abwicklung multimodalen Verkehrs erfordert die Einordnung eines Umschlagterminals für den kombinierten Ladungsverkehr [KPB18].

Grundsätzlich gilt, dass für Fußgänger und unbegleitete Ladeeinheiten die Wege im Terminal möglichst kurz zu halten sind. Für den Umschlag von unbegleiteten Einheiten werden im Allgemeinen mobile Umschlaggeräte bevorzugt. Der Transport nicht rollender Einheiten erfolgt auf speziellen Trailern mit geringer Bodenfreiheit oder auf Kassetten, die von Terminaltraktoren zwischen Kai und Schiff befördert werden.

Die Umschlagrampen für Ro/Ro-Schiffe sind zumeist am Kaivorsprung als universell nutzbares Bauwerk angelegt. Für Fährschiffe sind speziell angepasste Rampen erforderlich, die zunehmend als Doppelstockrampen ausgelegt werden, um das gleichzeitige Bearbeiten von zwei Decks zu ermöglichen. Daher überwiegen auch nur von jeweils einer Linie genutzte ("dedicated") Terminals im Fährverkehr, während im Ro/Ro-Verkehr meist öffentliche Terminals anzutreffen sind. Kairampen bilden zwei Gruppen - auf einem Ponton oder anderweitig schwimmend seeseitig abgestützte Rampen und solche, die auf einer auf Fundamenten abgestützten Hebevorrichtung ruhen [MP18].

Der Einsatz zunehmend größerer Schiffe im Fährverkehr führt zu einem steigenden Platzbedarf der Terminals und immer aufwendigeren Rampenkonstruktionen mit höherer Durchlassfähigkeit. Eine rationellere Nutzung von Fährterminals würde sich aus der Standardisierung der Rampen und Anleger ergeben mit dem weiteren Effekt einer flexibleren Einsetzbarkeit der Fährschiffe [Lüsch05].
Die Entwicklungsanstrengungen gehen zum einen dahin, den Umschlag unbegleiteter Einheiten durch die Zusammenfassung zu größeren Einheiten zu beschleunigen. Dies erfordert auch auf Seiten des Schiffes Veränderungen. Zum anderen wird versucht, durch automatische Positions- und Statuserfassung der mobilen Umschlaggeräte, die Kontrolle der Prozesse im Hafen zu verbessern. Zeitverzögerungen durch Suchfahrten nach falsch abgestellten Ladungsträgern können so vermieden werden [BLGL13].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Fähr- und Ro/Ro-Verkehre (Stand des Wissens: 26.10.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?284783
Technologie des Fähr- und Ro/Ro-Verkehr (Stand des Wissens: 26.10.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?8515
Literatur
[BLGL13] BLG Logistics Group AG & Co. KG, BLG AutoTerminal Bremerhaven GmbH & Co. KG, BLG Automobile Logistics GmbH & Co. KG, BIBA Bremer Institut für Produktion und Logistik, EUROGATE Container Terminal Bremerhaven GmbH, Lübecker Hafen-Gesellschaft mbH (Hrsg.) Innovative Seehafentechnologien ISETEC II - Einsatz innovativer IuK-Technologien zur Prozess-Kontrolle im Ladungs- und Ladungsträgermanagement von Seehäfen ProKon, 2013/01/31
[Bri05] Brinkmann, B. Seehäfen - Planung und Entwurf, Springer / Berlin, 2005, ISBN/ISSN 3-540-20587-X
[KPB18] Dr. Klaus-Peter Buss Branchenanalyse Hafenwirtschaft - Entwicklungslinien des Hafenwettbewerbs und Herausforderungen der öffentlichen Akteure, Hans Böckler Stiftung, 2018/09, ISBN/ISSN 978-3-86593-314-0
[Lüsch05] Lüsch, J. Stand und Entwicklungstendenzen der Planung von Fähr- und Ro/Ro-Terminals im Ostseeraum, veröffentlicht in Märkte im Wandel - mehr Mut zu Wettbewerb : Festschrift zum 65. Geburtstag von Rolf W. Stuchtey , Ausgabe/Auflage 1, Peter Lang / Frankfurt a.M., 2005, ISBN/ISSN 3-631-52943-0
[MP18] Manfred Pfaff Schiffsbetriebstechnik, veröffentlicht in Schiffsbetriebsanlagen/Hilfssysteme, Springer Fachmedien Wiesbaden , 2018, ISBN/ISSN 978-3-658-19527-4
Weiterführende Literatur
[DVWG04b] o.A. Der Ostseetransportmarkt im Wandel - Trends und Entwicklungen im Fähr- und RoRo-Verkehr, 2. Baltisches Verkehrsforum, Rostock 1.10.2004, veröffentlicht in Schriftenreihe der DVWG, Band B278, Berlin, 2005, ISBN/ISSN 3-937877-08-8
[Pede98] Pedersen, Jan Tore Improved Port/Ship Interface (IPSI-Projekt), 1998
[Schi02] o.A. Improved Port Ship Interface, veröffentlicht in Hansa: international maritime journal, Ausgabe/Auflage 5/2002 Supplement RORO, Schiffahrts-Verlag / Hamburg, 2002, ISBN/ISSN 0017-7504
[Rick98] o.A. RORO Terminals and Linkspans, Rickmansworth, 1998, ISBN/ISSN 0-904930-79-3
Glossar
Ladungsverkehr Der Ladungsverkehr ist hauptsächlich durch das Sendungsgewicht der transportierten Güter (meist Industriegüter ohne spez. Handlingsbedürfnisse), das zwischen 2,5 Tonnen und 25 Tonnen liegt, gekennzeichnet. Ladungsverkehr ist eine Form der Transportabwicklung, bei der Güter zu einer Ladeeinheit zusammengefasst sind und die Einheit ohne Auflösung direkt vom Versender zum Empfänger transportiert wird (im Gegensatz zum Stückgutverkehr oder Paketdienst, wo die Bündelung in Umschlagslagern erfolgt). Eine gesetzliche Definition des Begriffes Ladungsverkehr gibt es in § 4 Kraftverkehrsordnung (KVO), wonach die Entscheidung beim Versender liegt, ob dieser das Gut als Stückgut oder Ladungsverkehr aufgibt. Der Transport der Ladung erfolgt typischerweise in Wechselaufbauten, Sattelaufliegern oder Containern. Der Ladungsverkehr wird auf der Straße, Schiene, Luft und See abgewickelt, wobei auch eine Kombination der Verkehrsträger möglich ist (Kombinierter Ladungsverkehr). Die Abwicklungsform des Ladungsverkehr wird in der Praxis in der Regel ab einem Sendungsgewicht von 1.500-2.000 kg gewählt. Der wirtschaftliche Anreiz für Ladungsverkehre liegt in der Ersparnis, die sich daraus ergibt, dass keine Sammel-, Verteil- oder Umschlagsaktivitäten nötig sind.
dedizieren dedizieren bedeutet jemandem etw. widmen (vgl. im Englischen "to dedicate") und ist vom lateinischen dedicare abgeleitet (de+dicare, jemandem etwas zusprechen, weihen, widmen). Es wird speziell im EDV-Bereich gebraucht: So nennt man beispielsweise einen Server, der ausschließlich für die Verarbeitung einer Datenbank zuständig ist, einen dedizierten Datenbank-Server.
Ro/Ro Abkürzung für "Roll on/Roll off" - beschreibt im Seeverkehr den rollenden Ladungsumschlag über schiffseigene und/oder landseitige Rampen; im Kombinierten Verkehr die horizontale Verladung rollender oder rollbar gemachter Ladeeinheiten.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?8295

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 22:09:35