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Vorläufer des Carsharings

Erstellt am: 19.04.2004 | Stand des Wissens: 10.01.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Carsharing im Sinne von "organisiertem Autoteilen" besaß eine Reihe von Vorläuferprojekten, die sich jedoch nicht etablieren konnten. Häufig fehlten einfache Zugangsmöglichkeiten und eine professionelle Herangehensweise.

Die erste Idee eines so genannten "Clubautos" für eine gemeinschaftlich finanzierte Autonutzung hatte 1951 d´Welles [Pete95].

In den 1970er Jahren bestanden einige Ansätze, die als Vorläufer des Carsharings bezeichnet werden können [Koss02]:
  • STARRCAR (Massachusetts, 1966),
  • URMOBILE (Buffalo, 1967),
  • PROCOTIP (Montpellier, 1971-1973),
  • WITKAR (Amsterdam, 1973-1981),
  • MOBILITY ENTERPRISE (West Lafayette, 1982-1985),
  • STAR (San Francisco, 1983-1985) [Kell00, S. 12ff.; Koss02, S. 56ff.].
Die Projekte hatten zum Teil verschiedene Beweggründe für eine gemeinschaftliche Pkw-Nutzung. Unter anderem waren dies:
  • Kosteneinsparung im Privat- und im Warenverkehr,
  • Platzmangel in Altstadtbereichen,
  • Erprobung innovativer Technologien,
  • Senkung des Energiebedarfes und
  • Stärkung des öffentlichen Verkehrs.
Die ersten Carsharing-Projekte waren oftmals durch ein schlechtes Planungssystem (Zugriffssystem) für die Nutzer gekennzeichnet. Es mangelte dabei an einer ausreichenden Nutzergruppengröße. Die Projekte liefen daher in der Regel nur ein bis drei Jahre [Kell00, S. 18].
Carsharing entfaltete sich Ende der 1980er Jahre in Luzern (Schweiz). Gemeinnützige Vereine und Nachbarschaftsgruppen wurden organisiert, um sich die Fahrzeuge zu teilen. Ende der 1990er Jahre nahm die Professionalisierung des Carsharings seinen Lauf [Boge16].
In Deutschland existiert Carsharing seit 1988. 1990 wird die erste deutsche Carsharing-Firma STATTAUTO GmbH, die aus dem Projekt stadt-Auto hervorging, in Berlin gegründet. Seitdem verbreitet sich der Carsharing-Gedanke in ganz Deutschland. Der Bundesverband Carsharing e.V. wird 1998 gegründet, einer Zusammenschließung aus der deutschen Sektion des ecs (ecs-d) und dem "Bundesverband Organisiertes Autoteilen" (boa). Im selben Jahr verbindet sich der Bundesverband Carsharing mit dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). 1999 wird stadtmobil, der bis heute größte stationsbasierte Carsharing-Anbieter in Deutschland, gegründet. Im Jahr 2009 startet Daimler mit car2go und zwei Jahre später BMW mit DriveNow durch. Beide Anbieter vergrößern sich rasant und schließen sich im Jahr 2019 unter der Marke Share Now zusammen [bcs16e].

Am 21.12.2016 wurde das Carsharing-Gesetz verabschiedet, dass Städten ermöglicht Carsharing-Stellplätze im öffentlichen Raum rechtssicher einzurichten. Am 01. September 2017 ist das Gesetz in Kraft getreten [BCS17a] [CsgG]. Seit April 2020 enthält die neugefasste Straßenverkehrsordnung die Regelungen zur Umsetzung des Carsharing-Gesetzes [bcs16e]. Beispielsweise kann die Straßenverkehrsbehörde nun Parkbevorrechtigungen für Carsharingfahrzeuge mittels Zusatzzeichen anordnen.
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Carsharing (Stand des Wissens: 20.02.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?56435
Literatur
[bcs16e] bcs - Bundesverband CarSharing e.V. (Hrsg.) Geschichte [des Carsharings], 2016
[BCS17a] bcs - Bundesverband CarSharing e.V. (Hrsg.) Carsharinggesetz: Kommunen können mit der CarSharing-Förderung sofort beginnen, 2017/07/26
[Boge16] Bogenberger, K., Müller, J., Schmöller, S., Weikl, S., , Entwicklung und Nutzungsstruktur von Carsharing-Systemen in Deutschland, 2016
[Kell00] Keller, Thomas Entwicklung und Potential von organisiertem Car-Sharing in Deutschland, Österrreich und der Schweiz, veröffentlicht in IVS-Schriften, Ausgabe/Auflage 9, Österreichischer Kunst- und Kulturverlag, 2000, ISBN/ISSN 3-85437-198-5
[Koss02] Koss, Reinhard Car-Sharing als Beitrag zur Lösung der verkehrs- und umweltpolitischen Krise?, Verlag für Wissenschaft und Forschung GmbH, Berlin, 2002
[Pete95] Markus Petersen Ökonomische Analyse des Car-Sharing, Wiesbaden, 1995
Weiterführende Literatur
[BAST04b] Loose, Willi , Mohr, Mario , Nobis, Claudia , et al. Bestandsaufnahme und Möglichkeiten der Weiterentwicklung von Car-Sharing, veröffentlicht in Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Ausgabe/Auflage Verkehrstechnik Heft V 114, Wirtschaftsverlag NW, Bergisch Gladbach, 2004/07, ISBN/ISSN 3-86509-144-X
[Stutz01] Stutzbach , Raabe , Pfriem , Becker Machbarkeitsstudie zum Forschungsvorhaben "Carsharing in der Fläche", Oldenburg/Dresden, 2001
[CsgG] Gesetz zur Bevorrechtigung des Carsharing (Carsharinggesetz - CsgG)
Glossar
Carsharing
Der Begriff CarSharing stammt aus dem Englischen (car= Auto, to share= teilen) und kann sinngemäß mit der Bedeutung "Auto teilen" übersetzt werden. Er beschreibt die organisierte, gemeinschaftliche Nutzung von Kraftfahrzeugen, die meist von Unternehmen gegen Gebühr bereitgestellt werden.
Durch einen Rahmenvertrag oder eine Vereinsmitgliedschaft erhalten Kunden flexiblen Zugriff auf alle Kfz eines Anbieters. Die Fahrzeuge können über eine Webseite oder über eine Smartphone-App gebucht werden. Geöffnet werden sie in der Regel mit Hilfe von Chipkarten oder durch einen über die Smartphone-App vermittelten Zugangscode .
Bei dem System des stationsbasierten CarSharing stehen die Fahrzeuge auf reservierten Stellplätzen und werden nach der Nutzung auch wieder dorthin zurückgebracht. Ein anderes Modell ist das free-floating CarSharing. Hier stehen die Fahrzeuge in einem definierten Operationsgebiert verteilt. Sie können per Smartphone geortet werden und nach der Nutzung auf einem beliebigen Stellplatz innerhalb des Operationsgebiets zurückgegeben werden.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?82034

Gedruckt am Samstag, 20. April 2024 00:37:52