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Pkw-Jahresfahrleistungen und -Wegelängen

Erstellt am: 08.04.2004 | Stand des Wissens: 08.12.2021
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Im Jahr 2019 betrug die Gesamt-Jahresfahrleistung aller Kraftfahrzeuge in Deutschland nach einem modifizierten Berechnungsverfahren 755,0 Milliarden Kilometer. Den größten Anteil daran hatten, wie auch in den Jahren zuvor, die Pkw mit 644,8 Milliarden Kilometer (85,4 Prozent). Die Gesamt-Jahresfahrleistungen von Pkw stiegen seit 2000 bis auf wenige Jahre fast kontinuierlich an, siehe Abbildung 1 [BMVI22b, S.152].
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Abbildung 1: Gesamt-Jahresfahrleistung Pkw (eigene Darstellung nach [BMVI22b, S.152 f.])
Die durchschnittliche Fahrleistung von Privat-Pkw blieb über die letzten zehn Jahre weitgehend konstant und schwankte zwischen 13.600 und 14.300 Kilometer pro Jahr [BMVI22b, 152 f.]. Dabei erhöhte sich jedoch sowohl der Bestand an Pkw als auch die Anzahl an Pkw pro 1000 Einwohner. Der mittlere Besetzungsgrad eines Pkw blieb jedoch mit etwa 1,5 konstant [INTR20, S.93].

Gut die Hälfte der Haushalte mit einem Pkw hat eine Jahresfahrleistung zwischen 5.000 und 15.000 Kilometern. Mit der Anzahl der Autos im Haushalt wächst die Gesamtjahresfahrleistung, also die Summe der Jahresfahrleistungen jedes Pkw im Haushalt (siehe Abbildung 2). 57 Prozent der Haushalte mit zwei Pkw haben eine Gesamtjahresfahrleistung von mehr als 25.000 Kilometern. In Haushalten mit drei Autos und mehr besitzen 32 Prozent dieser Haushalte eine Gesamtjahrfahrleistung von mehr als 50.000 Kilometern (siehe Abbildung 2). Ist im Haushalt eine Car-Sharing Mitgliedschaft vorhanden, so hat dies Einfluss auf die Jahresfahrleistung der Pkw im Haushalt gegenüber Haushalten ohne Car-Sharing Mitgliedschaft. Der Anteil der Haushalte (mit Car-Sharing Mitgliedschaft) mit einer Jahresfahrleistung (Summe) von unter 10.000 Kilometern sinkt, während der Anteil der Haushalte mit 10.000 bis 25.000 Kilometern Jahresfahrleistung steigt. Ab einer Jahresfahrleistung von 25.000 Kilometern hat eine Carsharing-Mitgliedschaft keinen Einfluss mehr [infas18 | Tab. H9.2, alle Daten beziehen sich lediglich auf Haushalte mit Pkw-Besitz].
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Abbildung 2: Gesamtjahresfahrleistung aller Pkw in Haushalten mit Pkw-Besitz [infas18, S. 24, Tabelle H9.2]
Die durchschnittliche Wegelänge von allen Verkehrsmitteln liegt derzeit bei etwa 12,5 Kilometern. Bei der Nutzung des motorisierten Individualverkehrs sind über 60 Prozent der Wege zwischen 0 und unter 10 Kilometer lang (siehe Abbildung 3). Ein Großteil dieser Wege kann sowohl auf das Fahrrad als auch auf den öffentlichen Personennahverkehr (gerade im urbanen Raum) verlagert werden - ein sicheres und gut ausgebautes durchgängiges Hauptradroutennetz und ein entsprechendes ÖPNV-Angebot vorausgesetzt. Im Sinne eines umweltfreundlicheren Verkehrs kann auch der Besetzungsgrad der Pkw gesteigert werden, wie es beispielsweise durch Fahrgemeinschaften möglich ist [infas18 | Tab. W12].
80865_Wegelaengen_pkw.PNGAbbildung 3: Verteilung der Pkw-Wegelängen (eigene Darstellung nach [infas18 | Tab. W12])
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Daten zur privaten Autonutzung (Stand des Wissens: 08.12.2021)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?312552
Literatur
[BMVI22b] Bundesministerium für Digitales und Verkehr (Hrsg.) Verkehr in Zahlen 2021/2022, 2021/9
[infas18] DLR - Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Institut für Verkehrsforschung, infas 360 GmbH, infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft , IVT Research GmbH Mobilität in Deutschland 2017 - Tabellenband, 2018/12
[INTR20] Intraplan Consult GmbH Gleitende Mittelfristprognose für den Güter- und Personenverkehr - Kurzfristprognose Sommer 2018, 2020/10
Weiterführende Literatur
[Dest18d] Unfallursachen, 2018
Glossar
Motorisierter Individualverkehr Als motorisierter Individualverkehr (MIV) wird die Nutzung von Pkw und Krafträdern im Personenverkehr bezeichnet. Der MIV, als eine Art des Individualverkehrs (IV), eignet sich besonders für größere Distanzen und alle Arten von Quelle-Ziel-Beziehungen, da dieser zeitlich als auch räumlich eine hohe Verfügbarkeit aufweist. Verkehrsmittel des MIV werden von einer einzelnen Person oder einem beschränkten Personenkreis eingesetzt. Der Nutzer ist bezüglich der Bestimmung von Fahrweg, Ziel und Zeit frei (örtliche, zeitliche Ungebundenheit des MIV).
Carsharing
Der Begriff CarSharing stammt aus dem Englischen (car= Auto, to share= teilen) und kann sinngemäß mit der Bedeutung "Auto teilen" übersetzt werden. Er beschreibt die organisierte, gemeinschaftliche Nutzung von Kraftfahrzeugen, die meist von Unternehmen gegen Gebühr bereitgestellt werden.
Durch einen Rahmenvertrag oder eine Vereinsmitgliedschaft erhalten Kunden flexiblen Zugriff auf alle Kfz eines Anbieters. Die Fahrzeuge können über eine Webseite oder über eine Smartphone-App gebucht werden. Geöffnet werden sie in der Regel mit Hilfe von Chipkarten oder durch einen über die Smartphone-App vermittelten Zugangscode .
Bei dem System des stationsbasierten CarSharing stehen die Fahrzeuge auf reservierten Stellplätzen und werden nach der Nutzung auch wieder dorthin zurückgebracht. Ein anderes Modell ist das free-floating CarSharing. Hier stehen die Fahrzeuge in einem definierten Operationsgebiert verteilt. Sie können per Smartphone geortet werden und nach der Nutzung auf einem beliebigen Stellplatz innerhalb des Operationsgebiets zurückgegeben werden.
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.
Besetzungsgrad Unter Besetzungsgrad wird die Auslastung von Verkehrsmitteln verstanden. Im Öffentlichen Personennahverkehr entspricht das Platzangebot dabei i. d. R. der Summe aus den Sitzplätzen und 4 Plätzen je m² Stehfläche. Der Besetzungsgrad wird hierbei in % angegeben. Er liegt im Durchschnitt bei rd. 20 % und erreicht in der Spitze Werte zwischen 80 und 100 %. Vor allem bei besonderen Veranstaltungen kann der Besetzungsgrad im ÖPNV auch über 100 % betragen. In Analogie hierzu wird auch im Individualverkehr oft dieser Begriff verwendet; damit sind jedoch häufig die Anzahl der (durchschnittlich) im Auto befindlichen Personen gemeint (z. B. 1,2 Personen) und nicht die Platzauslastung. Zum Teil wird daher auch der Begriff "Besetzungszahl" verwendet. Der Quotient aus der Summe der Personenfahrten im Pkw und der Anzahl der Pkw-Fahrten wird auch als "ungewichteter Besetzungsgrad" bezeichnet. Daneben gibt es den seltener verwendeten "gewichteten Besetzungsgrad", der die Fahrtlängen berücksichtigt. Da mit zunehmender Fahrtlänge die Besetzung höher ist, liegt der gewichtete Besetzungsgrad um ca. 0,1 höher als der ungewichtete.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?80865

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 14:57:58