Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Kapazität von Start- und Landebahnsystemen

Erstellt am: 06.04.2004 | Stand des Wissens: 19.12.2018
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky

Die Kapazität eines Flugplatzes wird in hohem Maße durch das Start- und Landebahnsystem bestimmt. Die Anzahl und die Anordnung der Start- und Landebahnen zueinander sowie die Länge haben einen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit eines Bahnsystems. Die Verkehrsverteilung zwischen großen und kleinen Luftfahrzeugen (Verkehrsmix), die Nutzungsstrategie (An-/Abflug) sowie die Zahl verfügbarer Abrollwege haben über die Staffelungsabstände beziehungsweise die Landebahnbelegungszeit Auswirkung auf die maximal realisierbaren Starts und Landungen pro Stunde. [Mens07]

Bei Parallelbahnen entscheidet der Abstand, ob sie unabhängig voneinander betrieben werden können. Nur bei Unabhängigkeit verdoppelt sich der Koordinationseckwert für die erreichbare Anzahl von Flugbewegungen pro Stunde. Bei zu geringem seitlichem Abstand zweier Landebahnen ist die Gefahr durch Wirbelschleppenfelder zu groß und die Landevorgänge beider Bahnen müssen versetzt erfolgen. [ECTR01] Diese Gefahr besteht bei einem Kreuzbahnsystem nicht. Als kapazitätserweiternde Maßnahme bei Kreuzbahnsystemen wurde in den USA das LAHSO-Verfahren eingeführt. Es gestattet die Startfreigabe für kreuzenden Verkehr, wenn sichergestellt werden kann, dass der Landeausrollvorgang vor dem Kreuzungspunkt der Landebahnen abgeschlossen ist. Auch durch kreuzenden Rollverkehr kann die Kapazität eines Parallelbahnsystems negativ beeinflusst werden. Bei nur einem Kreuzungspunkt kann abfliegender Rollverkehr zu Kapazitätsverlusten in Höhe von etwa 15 Prozent führen. [ECTR01]

Die Kapazität eines Start- und Landebahnsystems wird insbesondere bei Parallelbahnbetrieb durch die Nutzungsstrategie beeinflusst. Die maximalen stündlichen Flugbewegungen auf einer Start- und Landebahn richten sich danach, ob eine Bahn ausschließlich für Landungen und eine weitere nur für Starts genutzt wird oder ob eine gemischte Verteilung von Starts- und Landungen auf beiden Bahnen stattfindet. Durch eine günstige Sequenzierung (Anflug-Abflug-Anflug-Reihenfolge) kann die Verlustzeit, infolge der Wirbelschleppenstaffelung gering gehalten werden. Zusätzlich kann bei einem Mischbetrieb die Zeit des Ausrollvorgangs bereits zum Aufrollen und für die Startvorbereitungen eines weiteren Luftfahrzeuges genutzt werden, wodurch sich die effektive Landebahnbelegungszeit verringert. [ECTR01]  Im Anflug werden Luftfahrzeuge nach Zeit- beziehungsweise Abstandswerten voneinander getrennt. Die notwendige Staffelung einer Anflugkombination zweier Luftfahrzeuge wird durch das Gewicht des vorausfliegenden Musters bedingt. Je stärker sich die beiden Gewichtsklassen unterscheiden, desto größer ist auch der einzuhaltende Abstand. Daher hat ein hoher Mischanteil der Flugzeugkategorien eine geringe Zahl realisierbarer Landungen zur Folge. [Mens07]
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Literatur
[ECTR01] EUROCONTROL - European Organisation for the Safety of Air Navigation Guidelines on Runway Capacity Enhancements, Ausgabe/Auflage 1.0, Eurocontrol, Maastricht, Niederlande, 2001/11/29
[Mens07] Heinrich Mensen Planung, Anlage und Betrieb von Flugplätzen, Springer-Verlag / Berlin Heidelberg, 2007, ISBN/ISSN 3-593-36410-7
Weiterführende Literatur
[ADRM04] k.A. Airport Development Reference Manual, Ausgabe/Auflage 9th Edition, 2004/01
[ECTR11] EUROCONTROL - European Organisation for the Safety of Air Navigation European Action Plan for the Prevention of Runway Incursions 2.0, Eurocontrol, Runway Safety Office, Brüssel, Belgien, 2003/04

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?80530

Gedruckt am Dienstag, 28. November 2023 09:55:49