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Direktverbindungen im Luftverkehr

Erstellt am: 02.04.2004 | Stand des Wissens: 21.09.2021
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch

Bei Direktverbindungen (Punkt-zu-Punkt-Verkehre) werden die Start- und Zielflughäfen ohne Zwischenlandung beziehungsweise Umsteigen über Umsteigeflugplätze (Hubs) direkt von einer Luftverkehrsgesellschaft angeflogen. Sie bieten für den Reisenden eine geringere Reisezeit und einen höheren Komfort als eine Umsteigeverbindung und werden daher von Geschäftsreisenden sehr geschätzt [Mens07]. Abbildung 1 veranschaulicht Punkt-zu-Punkt-Verkehre im Vergleich zum Hub-and-Spoke-Netzwerk über den Hub.
Abbildung 1: Direktverbindungen und Hub-and-Spoke-Netzwerk
Bei Direktverbindungen entfallen für die Luftverkehrsgesellschaften die Abfertigungs- und Landegebühren am Hub, wodurch sich Kostenvorteile ergeben können. Andererseits ergibt sich die Wirtschaftlichkeit einer Direktverbindung erst bei einer entsprechenden Nachfrage, wodurch diese Verbindungen vor allem von Low-Cost-Carriern geflogen werden. Die Bedienungsfrequenz einer direkten Städteverbindung ist meist geringer als eine Anbindung über einen Hub. In Bezug auf Flexibilität und Flottenpolitik ergeben sich für die Luftverkehrsgesellschaft hohe Anforderungen, welche durch Standardisierung der Luftfahrzeuggröße erreicht werden.

Ein entgegengesetztes Geschäftsmodel ist die Entwicklung von Drehkreuzen (Hubs) mit Umsteigeverbindungen (Spokes), durchgeführt von großen Netzwerk-Carriern wie beispielsweise der Lufthansa. Neben den Vorteilen zahlreicher Verbindungen und hoher Frequenzen ergeben sich auch Nachteile, welche in einer Überlastung der Flugplatzinfrastruktur und den damit verbundenen Unannehmlichkeiten für den Passagier, wie Verspätungen und Wartezeiten, zu sehen sind.
Dies hat wiederum zu einer Attraktivitätssteigerung von Direktverbindungen geführt, die durch Nutzung von alternativen Flughäfen überlasteter Großflughäfen zu umgehen. Großstädte mit solchen Flughafensystemen ermöglichen eine Verlagerung von bestimmten Verkehrsarten, wie Teile der Allgemeinen Luftfahrt beziehungsweise des Bedarfsluftverkehrs, auf kleinere Flughäfen. Diese alternativen Standorte werden häufig von Low-Cost-Carriern genutzt. Großflughäfen werden dagegen von Low-Cost-Carriern eher gemieden.
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch
Literatur
[Mens07] Heinrich Mensen Planung, Anlage und Betrieb von Flugplätzen, Springer-Verlag / Berlin Heidelberg, 2007, ISBN/ISSN 3-593-36410-7
Glossar
Luftverkehrsgesellschaft Luftverkehrsgesellschaften sind Unternehmen, die Personen und Sachen durch Flugzeuge gewerbsmäßig befördern. Sie bedürfen der Genehmigung, deren Erwerb und Erhaltung im Luftverkehrsgesetz (LuftVG) und in den EASA Air Operations (Air OPS) geregelt ist.
Hub-and-Spoke
Hubs sind zentrale Umschlagpunkte über die Versand- und Empfangspunkte miteinander verbunden werden.
Die Empfangs- und Versanddestinationen werden auch als Speichen (Spokes) bezeichnet. Das heißt, eine Verbindungen wird nicht direkt durchgeführt, sondern über einen zentralen Knoten oder Umschlagspunkt. Es wird daher von einem Hub-and-Spoke-System oder Nabe-Speiche-System gesprochen.
Hub Der Begriff Hub kommt vom englischen Begriff "Hub and Spoke", was im Deutschen "Nabe und Speiche" entspricht. Der Hub dient als Sammel- und Knotenpunkt für Hauptverkehrswegen für den Umschlag und die Zusammenfassung von Warenströmen in alle Richtungen, d.h. zur Warenübergabe an regionale Verteiler. Im Postwesen handelt es sich bei Hubs häufig um Paketzentren. Die Transportmittel zur weiteren Beförderung der Sendungen variieren (Schiffe, Flugzeuge, Lkw).

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?80221

Gedruckt am Mittwoch, 24. April 2024 10:50:43