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Fahrtenhäufigkeit und Besetzungsgrad beim Carsharing

Erstellt am: 25.03.2004 | Stand des Wissens: 10.01.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Allgemein ist Carsharing ist nicht auf die tägliche Pkw-Nutzung ausgerichtet, aus Sicht des Nutzers aber bis zu einer Fahrleistung von etwa 10.000 Kilometern pro Jahr ökonomisch sinnvoll [bcs17b, UBA17c].

Carsharing fördert multimodales Mobilitätsverhalten (Nutzung von verschiedenen Verkehrsmitteln für verschiedene Wege) und verringert somit Pkw-Fahrten [bcs16c, bcs16b]. Die räumliche Distanz zu den Stellplätzen trägt dazu bei, dass Fahrten mit dem Pkw eingeschränkt werden. Free-Floating Kunden legen mehr Wege im Auto zurück als Kunden des stationsbasierten Carsharings.

Abbildung 1 zeigt die Nutzung des privaten Pkw in verschiedenen Carsharing-Systemen.
79396_Abbildung_1_li.pngAbbildung 1: Nutzung des privaten Pkw in verschiedenen Carsharing-Systemen [bcs16f]
Nach einer Gewöhnungsphase steigt die Nutzungshäufigkeit von Carsharing. Altkunden haben gegenüber Neukunden sowohl eine höhere Fahrtanzahl als auch eine höhere Fahrleistung [ifmo16b, S. 44].
Im Gegensatz zu Carpooling (Fahrgemeinschaften) zielt Carsharing nicht primär auf eine Erhöhung des Besetzungsgrades von Pkw ab. Dennoch ist der Besetzungsgrad im Carsharing höher als bei der Nutzung von Privat-Pkw. Während ein Privat-Pkw eine durchschnittliche Besetzung von 1,3 Personen in Städten aufweist [SrV18], befinden sich bei mehr als 50 Prozent von stationsbasierten Fahrten und bei 40 Prozent der Free-Floating Fahrten weitere Personen neben dem Fahrer im Fahrzeug [ifmo16b, S.77]. Der Besetzungsgrad steht auch im Zusammenhang mit der Fahrtweite. Je länger die Fahrt, desto mehr Personen werden mitgenommen. Weitere Ursache hierfür ist, dass Carsharing-Fahrzeuge überproportional für den Ausflugs- und Einkaufsverkehr genutzt werden. Auch beim Privat-Pkw ist für diese Fahrtzwecke ein höherer Besetzungsgrad festzustellen.
 
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Carsharing (Stand des Wissens: 20.02.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?56435
Literatur
[bcs16b] bcs - Bundesverband CarSharing e.V. (Hrsg.) Neue CarSharing-Studie belegt: Geteilte Autos können Innenstädte deutlich entlasten, 2016/06/21
[bcs16c] bcs - Bundesverband CarSharing e.V. (Hrsg.) Mehr Platz zum Leben - wie CarSharing Städte entlastet, 2016
[bcs16f] bcs - Bundesverband CarSharing e.V. (Hrsg.) Wirkung verschiedener CarSharing-Varianten auf Verkehr und Mobilitätsverhalten, 2016/06
[bcs17b] bcs - Bundesverband CarSharing e.V. (Hrsg.) Bis zu einer Fahrleistung von 10.000 Kilometern ist CarSharing auf jeden Fall günstiger, 2017/01
[ifmo16b] Institut für Mobilitätsforschung (Hrsg.) Carsharing 2025 Nische oder Mainstream?, 2016
[SrV13a] Ließke, F., Wittwer, R., Hubrich, S., Wittig, S. Methodenbericht zum Forschungsprojekt "Mobilität in Städten - SrV 2013", Dresden, 2014/10
[SrV18] Gerike, Regine, Hubrich, Stefan, Ließke, Frank, Wittig, Sebastian, Wittwer, Rico Mobilitätssteckbrief für SrV-Städtepegel, 2020/03
[UBA17c] Umweltbundesamt (Hrsg.) Carsharing nutzen, 2017/09/20
Weiterführende Literatur
[UBA20e] Heinitz, Prof. Dr. Florian Carpooling und Vanpooling in den USA, Ausgabe/Auflage Texte | 215/2020, 2020/11, ISBN/ISSN 1862-4804
[Flie02] Fliegner, Steffen Car Sharing als Alternative? - Mobilitätsstilbasierte Potenziale zur Autoabschaffung, veröffentlicht in Studien zur Mobilitäts- und Verkehrsforschung, MetaGIS Infosysteme, Mannheim, 2002, ISBN/ISSN 3-936438-02-1
[Koss02] Koss, Reinhard Car-Sharing als Beitrag zur Lösung der verkehrs- und umweltpolitischen Krise?, Verlag für Wissenschaft und Forschung GmbH, Berlin, 2002
[Pesc96] Pesch, Stephan Car-Sharing als Element einer Lean Mobility im Pkw-Verkehr - Entlastungspotentiale, gesamtwirtschaftliche Bewertung und Durchsetzungsstrategien, veröffentlicht in Buchreihe des Instituts für Verkehrswissenschaft an der Universität Köln, Verkehrs-Verlag J.Fischer, Düsseldorf, 1996, ISBN/ISSN 3-87841-086-7
[Kell00] Keller, Thomas Entwicklung und Potential von organisiertem Car-Sharing in Deutschland, Österrreich und der Schweiz, veröffentlicht in IVS-Schriften, Ausgabe/Auflage 9, Österreichischer Kunst- und Kulturverlag, 2000, ISBN/ISSN 3-85437-198-5
[infas10] DLR - Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Institut für Verkehrsforschung, infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft Mobilität in Deutschland 2008 (MiD 2008) , 2010/02
[Pete95] Markus Petersen Ökonomische Analyse des Car-Sharing, Wiesbaden, 1995
Glossar
Carsharing
Der Begriff CarSharing stammt aus dem Englischen (car= Auto, to share= teilen) und kann sinngemäß mit der Bedeutung "Auto teilen" übersetzt werden. Er beschreibt die organisierte, gemeinschaftliche Nutzung von Kraftfahrzeugen, die meist von Unternehmen gegen Gebühr bereitgestellt werden.
Durch einen Rahmenvertrag oder eine Vereinsmitgliedschaft erhalten Kunden flexiblen Zugriff auf alle Kfz eines Anbieters. Die Fahrzeuge können über eine Webseite oder über eine Smartphone-App gebucht werden. Geöffnet werden sie in der Regel mit Hilfe von Chipkarten oder durch einen über die Smartphone-App vermittelten Zugangscode .
Bei dem System des stationsbasierten CarSharing stehen die Fahrzeuge auf reservierten Stellplätzen und werden nach der Nutzung auch wieder dorthin zurückgebracht. Ein anderes Modell ist das free-floating CarSharing. Hier stehen die Fahrzeuge in einem definierten Operationsgebiert verteilt. Sie können per Smartphone geortet werden und nach der Nutzung auf einem beliebigen Stellplatz innerhalb des Operationsgebiets zurückgegeben werden.
Besetzungsgrad Unter Besetzungsgrad wird die Auslastung von Verkehrsmitteln verstanden. Im Öffentlichen Personennahverkehr entspricht das Platzangebot dabei i. d. R. der Summe aus den Sitzplätzen und 4 Plätzen je m² Stehfläche. Der Besetzungsgrad wird hierbei in % angegeben. Er liegt im Durchschnitt bei rd. 20 % und erreicht in der Spitze Werte zwischen 80 und 100 %. Vor allem bei besonderen Veranstaltungen kann der Besetzungsgrad im ÖPNV auch über 100 % betragen. In Analogie hierzu wird auch im Individualverkehr oft dieser Begriff verwendet; damit sind jedoch häufig die Anzahl der (durchschnittlich) im Auto befindlichen Personen gemeint (z. B. 1,2 Personen) und nicht die Platzauslastung. Zum Teil wird daher auch der Begriff "Besetzungszahl" verwendet. Der Quotient aus der Summe der Personenfahrten im Pkw und der Anzahl der Pkw-Fahrten wird auch als "ungewichteter Besetzungsgrad" bezeichnet. Daneben gibt es den seltener verwendeten "gewichteten Besetzungsgrad", der die Fahrtlängen berücksichtigt. Da mit zunehmender Fahrtlänge die Besetzung höher ist, liegt der gewichtete Besetzungsgrad um ca. 0,1 höher als der ungewichtete.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?79396

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 08:38:02